2. Bundesliga
TuSEM übernimmt Spitze, Dormagen fast souverän
Essen gewinnt am Ende verdient mit 26:23 gegen Coburg. TSV Bayer kämpft sich zum 27:24 über die Wölfe.

Das ist cool! Noah Beyer, mit acht Toren der erfolgreichste Werfer des Abends, und seine Essener übernahmen zumindest vorerst die Tabellenführung in der 2. Bundesliga. (Foto: Thomas Schmidt)

TuSEM Essen – HSC 2000 Coburg 26:23 (13:12). Drei Tore Rückstand? Sind wohl wirklich nichts, was die Essener so richtig aus der Ruhe bringen kann. Die Mannschaft von Trainer Jamal Naji drohte am Freitagabend in der ersten Halbzeit im Duell der Bundesliga-Absteiger komplett vom Kurs abzukommen, behielt aber die Ruhe – nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Weil das am Ende trotz einer mittelmäßigen Partie von beiden Seiten verdient den vierten Sieg hintereinander brachte, kletterte TuSEM zumindest für rund 24 Stunden auf den ersten Tabellenplatz: Mit 8:0 Punkten führt Najis Team vor dem VfL Eintracht Hagen, dem VfL Gummersbach und dem HC Empor Rostock (alle 6:0), die nachziehen können.

Nach dem 1:0 (1.) von Noah Beyer und dem 2:1 (3.) von Tom Bergner gerieten die Gastgeber ins Hintertreffen – 2:3 (5.), 4:6 (12.), 5:8 (16.), 7:10 (21.). 10:12 (26.). Dass 102 Sekunden manchmal ausreichen können, um die Weichen in eine andere Richtung zu stellen, bewiesen Beyer mit dem Siebenmeter zum 11:12 (29.) und Dimitri Ignatow, der mit seinem Doppelpack erst zum 12:12 (29.) ausglich und kurz vor der Pause die 13:12-Führung besorgte. Nach dem Wechsel dauerte es genau 20 Sekunden, bis alles für einen klaren Erfolg der Hausherren sprach – 14:12 (32.) durch Tim Rozman, 15:12 (32.) wiederum durch Ignatow, den Coburg vorübergehend gar nicht kontrollieren konnte.

Dass die vielen Fehler, die auch Essen machte, den Coburgern lediglich zum 17:17 (43.) reichten, lag unter anderem an vielen starken Paraden von TuSEM-Keeper Sebastian Bliß, der jetzt einen erneuten Rückstand verhinderte – und seiner Mannschaft so die passende Unterstützung für die Schlussphase gab. Bis zum 20:17 (49.) legte Essen direkt wieder zu und spätestens mit dem 25:21 (59.) von Justin Müller stand der Gewinner fest. Beste Werfer der von 1600 Zuschauern gefeierten Essener waren die Außen Beyer (links/acht Tore, davon drei Siebenmeter) und Ignatow (rechts/fünf).

TuSEM Essen: Bliß, Diedrich – Beyer (8/3), Glatthard, Rozman (1), Dangers (2), Homscheid, Becher, Ignatow (5), Szczesny (3), Bergner (2), Müller (2), Firnhaber (1), Seidel, Morante Maldonado (2), Klingler.

TSV Bayer Dormagen – DJK Rimpar Wölfe 27:24 (13:9). Für die Verhältnisse des TSV Bayer Dormagen gehört dieser Erfolg fast schon in die Kategorie „souverän“, denn die Mannschaft von Trainer Dusko Bilanovic ist in der noch jungen Saison bislang eher ein Kandidat für die knappen Spiele. Der 22:24-Niederlage zum Start beim ASV Hamm-Westfalen folgten der hauchdünne 21:20-Sieg über die SG BBM Bietigheim und das wieder enge 27:28 beim HSC 2000 Coburg. In der Partie gegen die Gäste aus der Nähe von Würzburg waren die letzten Sekunden dieses Mal kein Krimi, allerdings die 59 Minuten zuvor ein hartes Stück Arbeit – in dem die Dormagener kämpferisch alles reinwarfen, um den Widerstand der Wölfe zu brechen. „Wir wussten, dass es sehr intensiv und kraftraubend wird. Wir haben echt gekämpft, eine super Abwehr hingestellt und verdient gewonnen“, fand TSV-Akteur Tim Mast.

Die Partie begann optimal für Dormagen. Patrick Hüter besorgte mit seinen drei Treffern die 3:0-Führung (5.), die Lennart Leitz per Siebenmeter zum 4:0 ausbaute (8.). Erst nach acht Minuten und fünf Sekunden kamen die Gäste zu ihrem ersten Tor (4:1/9.). Nach dem 4:2 (12.) stellte der TSV auf 6:2 (14.) und hielt den Vier-Tore-Vorsprung zunächst konstant – 8:4 (16.), 10:6 (20.). Mit dem Siebenmeter von Jan Reimer zum 12:7 (28.) lag Dormagen dann sogar mit fünf Treffern vorne. Kurz vor der Pause verpassten es die Hausherren es allerdings, den Vorsprung weiter auszubauen. Als Bilanovic 52 Sekunden vor dem Halbzeitpfiff beim Stande von 13:8 eine Auszeit nahm, wollte er damit eigentlich einen erfolgreichen Angriff vorbereiten. Doch stattdessen verpuffte die Gelegenheit und im Gegenzug konnte Rimpar wieder etwas verkürzen – 13:9 (30.).

Nach dem Seitenwechsel kamen die Wölfe zuerst auf 12:14 (34.) heran. Der TSV konterte mit dem 17:13 (38.), das aber noch lange kein Ruhekissen war. Mit einigen eigenen Fehlern brachte Dormagen die Gäste zurück ins Spiel, beim 18:17 (43.) war der Anschluss hergestellt. Besonders bitter: Die beiden Treffer zum 18:16 und 18:17 kassierten die Hausherren in Überzahl. Die Mannschaft von Bilanovic verlor allerdings nicht die Ruhe: André Meuser (43.) und Patrick Hüter (45.) stellten zunächst auf 20:17 (45.), bevor Hüter zwei weitere Treffer zum 22:18 (48.) besorgte. In dieser Phase konnten sich die Dormagener hinter ihrer guten Abwehr auch auf Keeper Martin Juzbasic verlassen, der mit mehreren wichtigen Paraden die Weichen auf Sieg stellte. Als in der 53. Minute kurz hintereinander Aron Seesing und Tim Mast mit einer Zeitstrafe vom Platz mussten, hätte die Partie vielleicht kippen können, doch Rimpar machte aus dem Vorteil zu wenig. Aus dem 24:20 (53.) wurde sogar nur ein 25:21 (55.), weil Meuser und Patrick Hüter einen Siebenmeter herausholten, den Reimer verwandelte. Die letzten Minuten brachten die Gastgeber dann fast routiniert über die Zeit. Jetzt dürfen die Dormagener sich auf ein echtes Jahres-Highlight freuen, denn als nächste Aufgabe im heimischen Sportcenter wartet am Dienstag in der zweiten Runde des DHB-Pokals der Titelverteidiger TBV Lemgo.

TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Simonsen – Meuser (7), Leitz (1/1), Biernacki (1), I. Hüter (4), Reimer (5/5), P. Hüter (6), Johannmeyer, Sterba, Seesing, Mast (2), Steinhaus (1), Eugler.