Regionalliga Nordrhein
Warum Remscheid so viel Respekt vor Neuss hat
Die HGR mit Trainer Alexander Zapf trifft als sehr erfahrenes Team auf ein Projekt aus der Kategorie "Jugend forscht" mit Trainer Gilbert Lansen.

Komm ich dran oder komm ich nicht dran? Sebastian Pflüger (links) und Dominic Luciano (rechts/hier im Testspiel gegen den Zweitligisten VfL Gummersbach) brauchen mit der HG Remscheid auf jeden Fall gute Lösungen in Neuss. (Foto: Thomas Ellmann)

Die Begeisterung für den Handball ist bei der HG Remscheid im Allgemeinen und bei Trainer Alexander Zapf im Besonderen grenzenlos. Das ist aber (noch) ein Widerspruch zu den bisher gezeigten Leistungen in der Regionalliga 2021/2022. Schon nach dem 27:25 am ersten Spieltag gegen den MTV Rheinwacht Dinslaken hielt sich die Begeisterung in Grenzen, doch da gab es ja zwei Punkte. Das wiederum sah eine Woche darauf anders aus, denn die Partie beim OSC Rheinhausen ging mit 24:26 verloren. Nicht verloren hat der HG-Coach allerdings seinen Humor, obwohl die erste Bilanz eher durchwachsen ausfällt: „Ich habe eine Liste mit Baustellen für neun Trainingseinheiten, aber nur zwei Einheiten zur Verfügung.“ Beim Blick auf den kommenden Gegner wird trotzdem klar, dass sich die HGR eine derart hohe Zahl an technischen und taktischen Fehlern wie zuletzt kaum leisten kann – denn es geht am Samstagabend (19.30 Uhr) zum Neusser HV. Vor der Arbeit seines Kollegen Gilbert Lansen und dem Auftritt der neuen Neusser hat Zapf nicht ohne Grund viel Respekt.

„Tim Dicks ist für mich zurzeit der beste Spieler in der Liga“, findet Remscheids Trainer, „alles, was er macht, hat Hand und Fuß.“  Der 23 Jahre junge Regisseur, vor seiner Rückkehr zum NHV beim Klassen-Konkurrenten TV Korschenbroich aktiv, ist ein echter Führungsspieler in einem Team voller Leidenschaft – und im Übrigen der drittälteste Spieler hinter „Oldie“ Tim Schriddels (27) und Aaron Jennes (23), der demnächst 24 wird. Zapf findet den Kader klasse: „Das ist eine junge Mannschaft, die richtig Bock hat.“ Daraus ergibt sich, dass auf die wesentlich erfahrenere HG eine anspruchsvolle Prüfung zukommt – obwohl Einstellung und Bereitschaft zum Kampf bisher durchaus stimmten. So könnte es nach Ansicht des Trainers im Duell zwischen Jung (Durchschnitts-Alter zuletzt 21,1 Jahre) und Alt (28,8) gehen mit einem Remscheider Erfolg: „Wir brauchen einen schnellen Rückzug und eine gute 6:0-Deckung. Wir brauchen eine Angriffsspiel mit viel Bewegung im Rückraum.“ Einer der Höhepunkte dürfte das Torhüter-Duell zwischen dem Neusser Paul Dreyer und Remscheids Linus Mathes werden, die Zapf neben Rheinhausens Matthias Puhle zu den besten Keepern der Klasse zählt.

NHV-Coach Lansen, der bei aller Leidenschaft für den Handball und die eigene Mannschaft keineswegs zu überzogenen Erwartungen neigt, hat mit seinen Spielern in dieser Woche zunächst sachlich und ruhig die erst in den letzten 20 Minuten klarer werdende 22:29-Niederlage bei Interaktiv.Handball aufgearbeitet: „Wir haben unsere Fehler analysiert. Jetzt freuen wir uns auf das zweite Heimspiel und hoffen auf die nächsten zwei Heimpunkte. Wir werden auf eine starke Remscheider Truppe treffen.“ Seine Klassentauglichkeit und eine für ein derart junges Team erstaunliche Nervenstärke bewies Neuss bereits beim Saisonstart gegen den OSC Rheinhausen, als Sebastian Barentzen gut fünf Minuten vor dem Ende einen Siebenmeter zum 23:22 nutzte und die Gastgeber den Rest des Abends ohne weiteren Gegentreffer überstanden. Lansens Ziel gegen Remscheid: „Wir hoffen, dass wir ein offenes Spiel gestalten können.“  Ob dass mit den beiden Punkten klappt, ist eine andere Frage – und hängt ja nicht zuletzt davon ab, wie sich die HGR präsentiert.