DHB-Pokal
Ein Highlight – und viele Gründe zum Feiern
Regionalligist SG Langenfeld wehrt sich in der zweiten Runde des DHB-Pokals gegen Hannover beim 19:42 mit allen Kräften und feiert sein eigenes Handballfest.

Für die Ewigkeit: Tim Rahmann überwindet beim Wurf Hannovers Nejc Cehte und bietet dem Außenseiter damit einen von vielen Momenten zum Genießen. (Foto: Michael Jäger)

SG Langenfeld – TSV Hannover-Burgdorf 19:42 (8:20). Egal, wie intensiv man auch gesucht hätte: An diesem Abend war einfach kein Verlierer zu finden. Dass der Regionalligist SG Langenfeld gegen den Bundesligisten aus Hannover durch das 19:42 in der zweiten Hauptrunde aus dem DHB-Pokal 2021/2022 ausschied, interessierte höchstens die Statistiker. Ein Gedanke aufs Weiterkommen wäre in Langenfeld vor der Partie nicht einmal dem kühnsten Optimisten in den Sinn gekommen. Stattdessen beschränkte sich der frischgebackene DHB-Amateurpokalsieger 2020 darauf, sein spezielles kleines Handballfest zu feiern. Nicht ganz unwichtig: Vor doch einigen Zuschauern in einer seit gefühlt ewigen Zeiten mal wieder vollen Sporthalle am Konrad-Adenauer-Gymnasium. Im offiziellen Spielbericht der HBL stand am Ende eine Zahl von 350, es dürfte allerdings doch noch der eine oder andere Zuschauer mehr den Weg in die Halle gefunden haben.

Vor dem Anpfiff überwogen zwischen den beiden Mannschaften die Gemeinsamkeiten. Erfrischend: Selbst in gestandenen Nationalspielern wie dem Kroaten Ilija Brozovic oder dem Slowenen Urban Lesjak lebt offenbar ein bisschen kindlicher Spieltrieb weiter – und vor dem Warmmachen flogen die Bälle in einer Schulsporthalle erst einmal auf die Basketballkörbe. Den deutlichen Klassenunterschied zeigten die Gäste um ihren Kapitän Fabian Böhm dann aber in den 60 Minuten nach dem Anwurf. Dabei gehörte der Start sogar der SGL, die die ersten drei Würfe aufs Tor setzte. Max Guggenmos (1.) und Antoine Baup (2.) scheiterten an Lesjak, bevor Guggenmos das 1:0 für Langenfeld erzielte (2.). Die erste und letzte SGL-Führung war der erste von zahlreichen Gründen zum Jubeln für die Anhänger des Regionalligisten. Die feierten in der Folge jedes Tor, jeden Ballgewinn, jede Parade ihrer Keeper. Klar: Jonas Bang (erste Halbzeit) und Yorick Wolters (zweite Hälfte) bekamen zwischen den Pfosten reichlich Gelegenheit, sich auszuzeichnen.

Und bis zum 6:11 (22.) hielt sich das Resultat zunächst sogar im Rahmen des Erträglichen für den krassen Außenseiter. Und der Mut und der Spaß der Hausherren am Spiel waren noch lange nicht erschöpft: In der 23. Minute setzten die Langenfelder plötzlich zu einer offenen Manndeckung an, die Hannovers Coach Christian Prokop sogar sofort zu einer Auszeit veranlasste. Richtig zufrieden wirkte der ehemalige Bundestrainer in diesem Moment nicht. Dass die besondere Maßnahme der SGL keinerlei erkennbaren Erfolg brachte – geschenkt. Der eine oder andere Langenfelder Fehler brachten den Bundesligisten jetzt sogar mal ins Tempospiel und nach sechs Gegentreffern hieß es 6:17 (27.).

Was ist los? Hannovers Trainer Christian Prokop sah in der zweiten Pokalrunde eine SG Langenfeld, die sich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln wehrte. (Foto: Michael Jäger)

Die Gäste wickelten Teil zwei ihrer Pflicht-Aufgabe nach der Pause ebenfalls seriös ab. Hannover schraubte das Ergebnis in die Höhe, Langenfeld hielt mit allen Mitteln dagegen. Klar: Wenn zwei Teams aus so unterschiedlichen Spielklassen aufeinander treffen, gibt es hier und da den einen oder anderen ungewöhnlichen Zweikampf. Weil weder die SGL-Akteure noch die Profis aus dem Norden mit allerletzter Konsequenz oder überhart agierten, hielt sich die Zahl der Zeitstrafen (am Ende sieben) aber in Grenzen. Noch wichtiger: Es gab weder wirklich böse Szenen oder Verletzungen. Stattdessen hoben sich die Hausherren ihren Höhepunkt bis kurz vor Schluss auf. Julian Schulze vollendete einen Kempa-Trick in der 58. Minute zum 17:40 – und wohl selten dürfte ein fürs Ergebnis so unwichtiger Treffer so gefeiert worden sein.

Nach dem Abpfiff ging die Party weiter – zunächst mit einem gemeinsamen Foto beider Teams vor dem Langenfelder Fanblock. Im Anschluss präsentierten die SGL-Akteure ihren Anhängern den vor drei Wochen beim Final-Four-Turnier im Saarland gewonnenen Pokal. Spätestens in diesem Moment hätte niemand mehr darüber nachgedacht, an einem Abend wie diesem nach einem Verlierer zu fahnden.

SG Langenfeld: Bang, Wolters – Ahrens (1/1), Preissegger (2), Hambrock (2), Baup, Pötzsch (1), Guggenmos (2), Rahmann (5), Schulze (2), Kriebel (1), Winter (2), Richartz, Schmitz, Raschke.