Oberliga Niederrhein
Spitzenreiter kommt: Wie reagieren geplagte Adler?
Königshof trifft auf BHC II. Haan muss nach Wuppertal, Mönchengladbach ist in Angermund klarer Favorit.

Tragende Säule: Ex-Profi Kristian Nippes (beim Wurf) ist mit 33 Jahren der erfahrenste Spieler im Kader des BHC II – und auch mit seiner Leidenschaft für den Handball ein Vorbild. (Foto: Thomas Ellmann)

Die Liga ist schon jetzt eine Zwei-Klassen-Gesellschaft – mit wenigen da vorne und vielen anderen dahinter. Und es gibt gleichzeitig ein paar, die sich an den ersten drei Spieltagen kräftig schütteln mussten, weil die Ziele für die neue Saison früh außer Sichtweite zu geraten drohen. Im Kreis der Enttäuschten befindet sich sehr sicher die DJK Adler Königshof, deren 29:41 vom Auftakt bei Unitas Haan ein Ausrutscher hätte sein sollen. Verlieren in Haan? Kann passieren. Doch in dieser Höhe hatte das Team von Trainer Marius Timofte eine Niederlage nie und nimmer erwartet. Mit dem folgenden 29:22 über den TV Angermund schien der missglückte Auftakt überwunden zu sein, doch es kam sogar schlimmer: Bei Borussia Mönchengladbach stürzten die Adler mit 14:33 ab. Sechs kümmerliche Treffer vor der Pause (6:20) und acht in der zweiten Halbzeit hatten selbst dem erfahrenen Kapitän Sebastian Bartmann (30), der in seiner Karriere bereits einige Erfahrungen sammeln durfte, die Sprache verschlagen: „Ohne Worte.“ Und ausgerechnet in dieser Phase will es der Terminplan so, dass die Krefelder auf den Tabellenführer Bergischer HC II treffen. Der steht bei 6:0 Punkten und 103:61 Treffern, was pro Partie einem 34:20-Erfolg entspricht. Wie gut das Team von BHC-Trainer Mirko Bernau in die Saison gekommen ist, bekam zuletzt der TSV Aufderhöhe im Solinger Derby zu spüren – 39:17. Was Bernau allerdings genau weiß: Für das, was bisher war, kann sich der Spitzenreiter in Königshof wenig kaufen. Er wird seine Mannschaft erst recht zu erhöhter Wachsamkeit auffordern.

Ein mindestens ebenso großes Drama wie bei Adler Königshof ist beim LTV Wuppertal zu Hause, der das Pech nach den bisherigen Ergebnissen irgendwie gepachtet hat. Bei der HSG Hiesfeld/Aldenrade verlor die Mannschaft von Trainer Jens Buss mit 23:24 – durch einen Gegentreffer sechs Sekunden vor Schluss. Gegen den VfB Homberg blieb beim 26:26 bloß ein Punkt – nach einer 26:24-Führung in der 56. Minute. „Krönender“ Abschluss: Beim TV Krefeld-Oppum zog der LTV mit 24:25 den Kürzeren – durch einen Gegentreffer eine Sekunde vor der Schluss-Sirene. Dass Florian Krantzen gleich die letzten vier Tore für die Gastgeber erzielte, ließ später höchstens die zum ersten Mal in dieser Saison siegreichen Krefelder jubeln. „Ziel ist es, im oberen Drittel mitzuspielen“, hatte LTV-Coach Buss vor dem Beginn der Serie gesagt. Davon ist Wuppertal als Zehnter mit 1:5 Punkten gerade sehr weit entfernt – und es wartet die Aufgabe gegen Unitas Haan.

Die Unitas hat sich mit 6:0 Punkten zunächst auf Rang zwei hinter dem BHC II festgesetzt und sie könnte die Wuppertaler endgültig in den Keller der Tabelle stürzen. Spätestens am 31. Oktober wird sich dann nach der Saison-Unterbrechung (Herbst-Schulferien) gegen Borussia Mönchengladbach zeigen, ob das Team von Unitas-Trainer Ronny Lasch oben dranbleibt. Mönchengladbach (4:0 Punkte), bisher erst zweimal im Einsatz, gilt zunächst beim TV Angermund als klarer Favorit. Und es spricht viel dafür, dass die Angermunder (0:6) nach diesem Wochenende weiter auf dem letzten Platz stehen werden. 

Neben dem TVA , der den Klassenerhalt anpeilt, hat allein der Vorletzte Mettmann-Sport ein leeres Konto. Das lag unter anderem an der Qualität der Gegner, denn Mettmann verlor in Mönchengladbach (26:32) und beim Bergischen HC II (18:31). Trotzdem klar: Trainer André Loschinski hatte gehofft, dass sich sein Team ein Stück weiter oben aufhalten würde – im Idealfall in einem Feld der Verfolger direkt hinter den Spitzenklubs Mönchengladbach und BHC II. Der Weg dorthin ist inzwischen relativ weit und ein erster Schritt in bessere Zeiten müsste ein Erfolg über die mit 4:2 Punkten gestartete HSG Hiesfeld/Aldenrade sein. 

Ungefähr im erwarteten Rahmen bewegt sich etwa ein Klub wie der TV Lobberich, dessen Coach Christopher Liedtke vor dem Meisterschaftsbeginn viel Weitsicht gezeigt hatte: „Absteiger vermag ich nicht zu prognostizieren, da eine Saison sehr lang ist und viele Faktoren eine Rolle spielen. Wir möchten das junge Team weiterentwickeln und uns weiter in der Oberliga etablieren. Wir streben das obere Mittelfeld an.“ Nach dem 30:32 gegen Hiesfeld/Aldenrade wiesen die Lobbericher auf jeden Fall die für Erfolge hin und wieder erforderliche Nervenstärke nach, weil sie beim VfB Homberg in der engen Endphase die Übersicht behielten und auf viele Aktionen der Hausherren die passende Antwort fanden – zuletzt mit dem Siebenmeter zum 31:30-Endstand in der letzten Minute. Bliebe es auf Dauer beim sechsten Platz in der Zwei-Klassen-Gesellschaft, könnten sie damit in Lobberich wunderbar leben – obwohl die Position höchstens mit sehr viel Wohlwollen zum oberem Drittel gehört.