07. Oktober 2021 | Zurück zur Artikelübersicht » |
VfL Gummersbach – TuS Ferndorf 30:22 (14:14). Es war ein Derby, das doch zumindest ein bisschen Brisanz haben sollte. Die Realität sah aber anders aus, denn die Gummersbacher erreichten das Achtelfinale des DHB-Pokals am Ende eines Abends auf überschaubarem Niveau ziemlich ungefährdet – was sie selbst naturgemäß und nachvollziehbar völlig in Ordnung fanden. Besonders lange wird die Partie der zweiten Runde aber keinem im Gedächtnis bleiben, weil der VfL im Laufe der Saison in der 2. Bundesliga schon stärkere Leistungen gezeigt hat und diesmal sein Können vor 1103 Zuschauern in der übersichtlich besetzten Schwalbe-Arena nur streckenweise abrief. Das allerdings reichte, um die nach dem Wechsel chancenlosen Gäste zuerst in den Griff zu bekommen und anschließend sicher zu kontrollieren. Gummersbach hofft jetzt, dass es bei der Auslosung für den 14./15. Dezember vielleicht mal einen der ganz Großen aus der Branche zugelost bekommt.
Was die Hausherren vor der Pause anboten, verdiente vor allen Dingen das Prädikat abwechslungsreich – weil es die ganze Bandbreite ihrer verschiedenen Gesichter darstellte. Das 0:1 (1.) und 1:2 (2.) schüttelte der VfL ab, als sei nichts passiert. Anschließend lieferte er für rund neun Minuten alles, was Trainer Sigurdsson besonders gerne sieht: Von konsequenter Abwehrarbeit über D-Zug-Handball bis zu sehenswerten Anspielen war alles dabei. Nach zwei Treffern von Julian Köster zum 2:2 (3.) und 3:2 (6.) erzielte Lukas Blohme per Tempo-Gegenstoß die 4:2-Führung (7.), ehe Köster zum ersten Mal den Blick für Kreisläufer Jonas Stüber hatte 5:2 (8.). Der von Raul Santos genutzte Tempogegenstoß (9.) und die nächste Köster-Stüber-Zusammenarbeit sorgten fürs 7:2 (11.), auf das TuS-Coach Robert Andersson sofort mit einer Auszeit reagierte. Deutlich sichtbar: Ab jetzt war Ferndorf plötzlich ein gleichwertiger Kontrahent, der sich Stück für Stück in die Partie kämpfen konnte. Weil es der VfL außerdem mit der steigenden Zahl an Fehlern übertrieb und Ferndorfs Rückraumspieler Andreas Bornemann fast nach Belieben traf, hieß es plötzlich nur noch 7:6 (14.), bevor Ferndorf beim 10:10 (23.) zum ersten Mal dran war – und es bis zur 30. Minute mit dem 14:14 auch blieb.
Zwei Punkte waren entscheidend dafür, dass die zweite Halbzeit aus der Sicht des VfL bald in ruhigeren Bahnen lief. Erstens: Die Abwehr wirkte deutlich aggressiver. Zweitens: Keeper Tibor Ivanisevic, zuerst höchstens durchschnittlich unterwegs, steigerte sich mit jeder Minute und erreichte letztlich eine starke Quote von 37 Prozent gehaltener Bälle. Der VfL hatte später nach dem 19:15 (37.) oder 23:18 (45.) immer noch Phasen, in denen er fahrig wirkte – wie bei der vergebenen Chance für Santos (46.) und beim missratenen Blohme-Heber (47.). Ab dem 26:21 (53.) ging es sogar mit Ungenauigkeiten auf beiden Seiten erneut wild zu, ehe die Dreier-Serie von Blohme (57.), Julian Köster (58.) und Szymon Dzialakiewicz (59.) mit dem 29:21 (59.) die Kräfteverhältnisse etwa treffend ausdrückte. Am Ende ebenfalls nicht ganz unwichtig für Trainer Sigurdsson: Weil er personell oft rotierte, konnte der VfL die individuelle Belastung für jeden gut verteilen. Über die 60 Minuten kamen alle 14 aufgebotenen Feldspieler zum Einsatz – und zehn davon trugen sich in die Torschützenliste ein. Die beste Quote des Abends erreichte dabei Torhüter Diogo Valerio, der nur für zwei Siebenmeter aufs Feld durfte – und beide abwehrte.
TuS-Trainer Andersson redete hinterher nicht lange um den heißen Brei herum: „Glückwunsch an Gummersbach. Sie haben eine super Mannschaft und wir waren heute einfach eine Nummer zu klein für sie.“ Kollege Sigurdsson hörte die Komplimente wohl gerne, verzichtete aber auf jede Form von Euphorie – wie immer. „Wir freuen uns sehr, dass wir weitergekommen sind. Wir hatten in der ersten Halbzeit unsere Probleme in der Abwehr, aber in der zweiten Halbzeit war ich zufriedener. Im Großen und Ganzen haben wir in der zweiten Halbzeit souverän ausgesehen und das gut gemacht. Insgesamt möchte ich meiner Mannschaft Respekt zollen. Wenn ich etwas Negatives sagen muss, dann, dass wir in den letzten 15 Minuten der ersten Halbzeit zu langsam gespielt haben, aber auch daran werden wir arbeiten.“
VfL Gummersbach: Valerio, Ivanisevic – Vidarsson, Köster (4), Blohme (3), Hermann (1), Schneider, Herzig (1), Pregler, Dzialakiewicz (4), Santos (4), Styrmisson (1/1), Kiesler, Stüber (4), Zeman (2), Bozovic (6/3).