Regionalliga/Oberliga
Drei Klassen, ein Schicksal: Schon wieder eine Pause
Bereits nach wenigen Spieltagen klar: Die Zahl der echten Titelkandidaten ist übersichtlich. Der Abstiegskampf wird ein Hauen und Stechen.

Es lebe der Handball: Grundsätzlich findet Trainer Dirk Wolf die Lage des TV Korschenbroich gerade ziemlich gut – unter anderem deshalb, weil der TVK wieder an der Tabellenspitze der Regionalliga steht. Der Meisterschafts-Unterbrechung kann Wolf dagegen weniger abgewinnen – eher nichts. (Foto: Michael Jäger)

Es ist Herbstzeit und die Saison bei den Amateuren gerade erst vier oder fünf Spieltage alt. Zur Oktober-Tradition gehört es nun, dass die Regionalliga sowie die Oberligen Niederrhein und Mittelrhein schon wieder eine Pause einlegen. Ob in diesem Fall traditionell wirklich auch gut oder sinnvoll bedeutet? Eher nein. Eher noch weniger als früher. Schulferien hin, Schulferien her: Alle Mannschaften aus den oben genannten Klassen kommen aus einem ein Jahr dauernden Meisterschafts-Zwangsstillstand und sie brauchen nichts mehr als Spiele, Spiele, Spiele – um in einen vernünftigen Rhythmus zu kommen und das erhoffte Niveau zu erreichen. Das gilt nicht nur für diejenigen, die den Aufstieg anstreben, sondern genauso auch für diejenigen, die „nur“ drinbleiben wollen. Wir geben einen Überblick über das, was bisher geschah – und gleichzeitig einen Ausblick auf die weiteren Aussichten für die restliche Saison beziehungsweise bis zur nächsten Unterbrechung. Die kommt im Übrigen bald: In der Regionalliga etwa geht es nach dem 13. erst am 27. November weiter und in der Oberliga Mittelrhein nach dem 6./7. sogar erst am 26./27./28. 

 

Regionalliga Nordrhein: Es kann so viele geben. Eine der schon früh aufgekommenen Fragen: Schafft es die früher unter SG Ratingen startende Mannschaft von Interaktiv.Handball trotz personell erstklassiger Ausstattung wieder nicht, in die 3. Liga zurückzukehren? Eine nachhaltig überzeugende Leistung des Teams von Trainer Ace Jonovski war bisher jedenfalls nicht dabei und zuletzt gabs beim HC Gelpe/Strombach trotz zwischendurch klarer Führung eine 30:31-Niederlage. Gelpe allerdings, mit dem früheren Longericher Tim Hartmann sowie den Ex-Gummersbachern Tobias Schröter und Malte Meinhardt ebenfalls erheblich verstärkt, hat sich mittlerweile zu einem ernsthaften Kandidaten für die oberen Ränge entwickelt – also ist das Ergebnis an sich keine Sensation. Ob sich die Mannschaft von HC-Coach Michiel Lochtenbergh tatsächlich in den Kampf um mehr einmischen kann, wird wohl spätestens die Partie am 6. November beim TV Korschenbroich zeigen, der seit dem vergangenen Wochenende wieder an der Tabellenspitze liegt – und mit dem 19:24 kürzlich beim BTB Aachen zeigte, dass er (noch) nicht stabil unterwegs ist. Und die Aachener oder die Bonner, die ebenfalls bei 6:2 Punkten stehen? Keiner von beiden wird ernsthaft Ansprüche für die 3. Liga anmelden – was beim OSC Rheinhausen wenigstens mittelfristig etwas anders aussieht. 

Etwas weiter unten in der Tabelle müssen sich ein paar Vereine inzwischen bereits Sorgen oder zumindest Gedanken machen. Das sind zunächst auf den Rängen 13 und 14 die bisher sieglosen HSG Siebengebirge (0:8) und TV Rheinbach (1:7). Unmittelbar davor liegt doch etwas überraschend die SG Langenfeld (1:5) als Sieger des Deutschen Amateur-Pokals, der vor Kurzem in der zweiten Runde des DHB-Pokals beim 19:42 gegen den Bundesligisten TSV Hannover-Burgdorf ein tolles Handball-Erlebnis hatte. In der rauen Wirklichkeit der Regionalliga geht es für Langenfeld am 23. Oktober mit der vorgezogenen Partie bei Interaktiv weiter – das sich vermutlich keinen weiteren Rückschlag erlauben will.

 

Oberliga Niederrhein: Es kann zwei bis drei geben. Für den Kampf um Meisterschaft und Aufstieg galten der Bergische HC II und Borussia Mönchengladbach immer als zwei feste Hauptdarsteller. Eine Art Nebenrolle schienen die DJK Adler Königshof einnehmen zu können, die sich mittlerweile aber ein anderes Ziel stecken müssen – obwohl sich das Team von Trainer Marius Timofte nach dem 14:33-Debakel in Mönchengladbach beim 26:31 gegen den BHC II immerhin deutlich verbessert zeigte. Die Rolle des Dritten im Bunde hat dafür Unitas Haan übernommen, die direkt mit einem 41:29 gegen Königshof auf sich aufmerksam gemacht hatte. Mehr werden die Beteiligten wahrscheinlich am Mittag des 31. Oktober wissen, weil dann um 11.15 Uhr das Duell zwischen der Unitas und der Borussia auf dem Programm steht. Der eine Ronny (Lasch), Trainer der Haaner, wird den anderen Ronny (Rogawska) und dessen Mannschaft vermutlich sehr ernsthaft herausfordern.

Hinter dem Spitzentrio ist kein weiterer Titelkandidat in Sicht. Dafür gibt viele, die sich um den Klassenerhalt kümmern müssen – was für manche zu erwarten war und für andere eher eine unangenehme Überraschung ist. So dürfte der Vorletzte LTV Wuppertal nie und nimmer damit gerechnet haben, wie weit für ihn das vordere Drittel entfernt liegt. Und für die Wuppertaler beginnen demnächst einige Wochen der Wahrheit mit dem Versuch, sich wenigstens ein Stück weiter nach oben zu orientieren. Das gilt natürlich nicht zuletzt für die Adler Königshof, die in der Gruppe aus 13 Mannschaften am letzten Oktober-Wochenende wie geplant aussetzen und deshalb erst am 6. November weitermachen. Dann liegen wieder vier Wochen Pause hinter den Krefeldern – deren Aufgabe bei der HSG Hiesfeld damit fast wie ein Neustart aussieht.

Oberliga Mittelrhein: Es kann nur zwei geben. Die Einschätzung, dass der Pulheimer SC zu den Klubs mit Meisterschafts-Chancen gehören soll, hat sich bisher nicht als tragfähig erwiesen – was für Trainer Kelvin Tacke angesichts größerer personeller Probleme sowieso immer klar war. Die Hornets stehen gerade bei der gemischten Bilanz von zwei Siegen, zwei Unentschieden und einer Niederlage (27:28 gegen den Longericher SC II) und damit weit hinter den einzigen verbliebenen echten Top-Teams. Die HSG Refrath/Hand und der TSV Bayer Dormagen II jagen sich gegenseitig mit jeweils 9:1 Zählern auf Augenhöhe: Da passt das 22:22 vom direkten Duell aus dem September hervorragend ins Bild. Ihre übrigen Aufgaben lösten beide weitgehend sehr souverän – mit dem mühsamen 27:25 der Dormagener beim HC Weiden II als Ausnahme. Das wird der spannendste Aspekt sein: Wie kann Bayer-Trainer David Röhrig den Spagat zwischen zweiter Mannschaft, A-Jugend-Bundesliga und Leihgaben fürs Zweitliga-Aufgebot hinbekommen? Sollte ihm das richtig gut gelingen, ist das Rennen um Platz eins absolut offen. Dass sowohl die HSG als auch der TSV Bayer in die Meisterrunde einziehen, ist sicher. Zu hundert Prozent.

Der geänderte Modus am Mittelrhein, der die Klasse nach einer einfachen Runde in eine Meister- und eine Abstiegsrunde teilt, sorgt bei den meisten anderen Beteiligten für Hochspannung. Objekt der Begierde für alle, die „nur“ an Sicherheit denken, ist dabei der siebte Rang – den momentan der Pulheimer SC mit 6:4 Punkten einnimmt. Daraus folgt, dass die Lage bereits nach einem Drittel der „Vorrunde“ für den Letzten SG GFC Düren und den Letzten TuS Derschlag so eng ist, dass sie sich auf die Abstiegsrunde einstellen sollten: Sie müssten sonst in den nächsten zehn Runden sechs Punkte aufholen. Um jenen Rang sieben herum halten sich alleine vom Fünften Birkesdorfer TV (7:3) bis zum Elften ASV SR Aachen (4:6) sieben Mannschaften mit demselben Ziel auf. Das gibt ab dem 23. Oktober ein schönes Hauen und Stechen. Kann durchaus sein, dass das eine Rhythmus-Frage wird.