14. Oktober 2021 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Das sieht fast aus wie eine geschlossene Gesellschaft, denn die da vorne bleiben diesmal unter sich. Dass die HSG Krefeld Niederrhein ziemlich weit oben mitmischen würde, durfte als gesichert gelten. Dass die SG Schalksmühle-Halver in vergleichbare Gefilde gehört, stand ebenfalls lange vor dem Start in die neue Saison fest. Und dass die Bergischen Panther jetzt im ersten Drittel stehen, ist auch keine richtig große Überraschung. Unerwartet hält sich aber immer noch der TuS 82 Opladen als Außenseiter im Kreis der Etablierten – trotz des 24:30 am vergangenen Wochenende im Spitzenspiel bei den Eagles. Wie die Opladener nach fünf Siegen hintereinander die erste Niederlage weggesteckt haben, wird sich nun im Derby gegen die Panther zeigen – die ihrerseits zweimal hintereinander verloren hatten (27:32 in Krefeld, 31:38 beim VfL Gummersbach II), ehe sie mit dem 33:29 über den GSV Eintracht Baunatal an den guten Start mit 6:0 Punkten anknüpften. Aufs Derby am Freitagabend in der Bielerthalle folgt am Samstagabend das Gipfeltreffen zwischen Schalksmühle und den Krefeldern – und es könnte fürs Team von HSG-Trainer Maik Pallach der nächste Meilenstein auf dem Weg zur Meisterschaft werden. „Sollten wir diese Hürde nehmen, wäre das ein richtig großer Schritt nach vorne, um diese Position zu festigen“, sagt der Coach der Eagles.
Die Opladener befinden sich mit 10:2 Punkten weiter über ihrem Soll, weil es für sie ja „nur“ um den Klassenerhalt geht. Daran, dass sich Trainer Fabrice Voigt und sein Team aufs bevorstehende Heimspiel freuen, hat die Niederlage in Krefeld ohnehin nichts geändert. „Die Jungs haben eine sehr, sehr starke Reaktion im Training gezeigt“, berichtet Voigt, „wir werden gut vorbereitet ins Spiel gehen.“ An den Gästen schätzt er die Paarung aus Cleverness und Spielwitz: „Sie verfügen über sehr viel Erfahrung und sie sind sehr gut eingespielt. Sie finden immer wieder Lösungen.“ Dass eine Achse etwa aus Simon Schlösser, Justus Ueberholz, Jens Peter Reinarz und Maximilian Weiß („Hält den Laden hinten und vorne zusammen“) sowieso für jede Menge Qualität bürgt, ist dem TuS 82 nicht erst seit gestern bekannt und kann nur zu einem Schluss führen: „Das wird ein ganz dicker Brocken für uns.“ Größtes Problem der Hausherren ist aktuell, dass der erkrankte Linkshänder Marius Anger wie in Krefeld auszufallen droht. Spielmacher Johannes Sonnenberg (Bluterguss) ist ebenfalls angeschlagen.
Panther-Kollege Marcel Mutz stellt zunächst erleichtert fest, dass die durch sein Team gehende Grippe-/Erkältungswelle sich allmählich verabschiedet und die personelle Lage sogar entspannter als beim Sieg über Baunatal ist – als etwa im Rückraum kein fitter Linkshänder an Bord war. Einen breiten Kader hält Mutz gleichzeitig für dringend notwendig, weil er die Opladener hoch einschätzt: „Für mich ist das keine ganz große Überraschung, wo sie jetzt stehen. Ich hatte schon vor der Saison gesagt, dass sie das Potenzial für Platz sechs haben. Sie haben ihren Kader in den vergangenen Jahren immer wieder gut erweitert und verstärkt. Auf den Schlüsselpositionen haben sie teils doppelte und langjährige Drittliga-Erfahrung. Sie spielen sehr diszipliniert und lassen den Ball schön laufen. Wir werden vor viele Aufgaben gestellt. Es gibt keinen Favoriten und es kommt auf die Tagesform an. Wir freuen uns auf einen stimmungsvollen Abend.“
Für die HSG Krefeld Niederrhein ist der Aufstieg in die 2. Bundesliga das Ziel, auf das alle hinfiebern. Und Trainer Pallach hätte sich bisher keinen viel besseren Verlauf wünschen können: Fünf Spiele, fünf Siege – und das zuletzt immerhin beim Vierten (VfL Gummersbach II), gegen den Fünften (Panther), beim Sechsten (Baunatal) und gegen den Dritten (Opladen). Das 27:26 beim langsam wohl ins Rollen kommenden Achten Longericher SC gehört gleichfalls in die Kategorie besonders wertvoll. Noch besser für Pallach: „Es ist schön zu sehen, dass wir immer weiter Entwicklungsfelder haben, die wir bearbeiten können.“ Aus seiner Sicht wäre nun eine weitere Steigerung gar nicht so verkehrt, weil er von den Gastgebern eine Menge hält: „Eine absolute Top-Mannschaft. Sie verfügt über einen wahnsinnig wurfgewaltigen Rückraum und eine gute Spielidee.“ Besonders gilt es wohl aufzupassen auf die Rückraumspieler Christopher Klasmann und Fabian Hecker sowie auf die Außen Tobias Schetters (links) und Moritz Frenzel (rechts), in denen Pallach die aktuell „beste Flügelzange“ der Liga sieht. Die Ausgangslage ist klar: Die Dragons aus Schalksmühle stehen nach ihrer Niederlage in Longerich stärker unter Druck als die Eagles. Trotzdem bleibt der Krefelder Coach vorsichtig: „Schalksmühle ist absolut auf Augenhöhe mit uns – wenn nicht im Heimspiel sogar der Favorit.“
Das sind nach den jüngsten Leistungen auch die Longericher, die sich mit dem zumindest in dieser Form nicht zu erwartenden 31:23-Erfolg über Schalksmühle vieler Zweifel entledigten und zeigten, warum sie unter dem Strich doch zumindest in die obere Hälfte und dort zu den direkten Konkurrenten der aktuellen Spitzenmannschaften gehören. Trainer Chris Stark lobte den LSC zuletzt für einen kollektiv starken Auftritt, in dessen Verlauf sich die Kölner immer mehr steigerten und sich hinterher fast in einen Rausch spielten. Fazit direkt nach dem Abpfiff: „Jetzt freuen wir uns auf die kommenden Aufgaben.“ Die erste aus dieser Reihe führt Longerich jetzt nur ein paar Kilometer nach Burscheid, wo der Leichlinger TV zurzeit seine Heimspiele austrägt. Die mit 2:4 Punkten gestarteten Leichlinger mussten kürzlich nach zwei Siegen hintereinander mit dem 28:33 beim bis dahin sieglosen Aufsteiger TuSEM Essen II einen Rückschlag hinnehmen, haben jedoch mit Rang sieben und 6:6 Punkten unverändert alle Möglichkeiten im Kampf um den Klassenerhalt. Logisch: Bei den Leichlingern rechnen sie damit, dass die Gäste eigene Interessen verfolgen. „Ich gehe davon aus, dass sie ihr Konto aufbessern wollen“, sagt Co-Trainer Achim Symmanek, „nach unserer eher desolaten Leistung in Essen sind wir mit dem Blick auf die Verletztenliste wohl eher klarer Außenseiter. Wir müssen mal sehen, was geht.“ Fehlen wird im Derby auf jeden Fall wieder der verletzte Keeper David Ferne.
Für TuSEM Essen II war der Sieg gegen den LTV nur dann von anhaltendem Wert, wenn die Mannschaft von Trainer Nelson Weisz jetzt beim Tabellen-Nachbarn SG Menden Sauerland Wölfe nachlegt. Gewinnt der Zehnte Essen (2:10 Punkte) gegen den Neunten (4:8), zieht er vorbei – und meldet sich tatsächlich richtig zurück im Kampf um den Klassenerhalt. Gummersbach II hat die Chance, beim Schlusslicht ESG Gensungen/Felsberg durch den vierten Sieg hintereinander seine aktuelle Position zu festigen und vielleicht sogar von Rang vier auf den zweiten Platz zu klettern – falls Schalksmühle gegen Krefeld verliert und Opladen gegen die Panther den Kürzeren zieht.