2. Bundesliga
Dormagen rutscht ab, Essen rettet einen Punkt
TSV Bayer kann beim 25:30 gegen Hagen wieder Regisseur Ian Hüter nicht ersetzen. TuSEM und die Eulen liefern sich ein packendes Absteigerduell.

Umzingelt: Hagens Trainer Stefan Neff (im Hintergrund) durfte zufrieden damit sein, wie seine Abwehr mit Theo Bürgin (Nummer 2) und Alexander Becker (Nummer 4) manchmal Dormagens besten Werfer André Meuser (beim Wurf) bearbeitete. (Foto: Michael Jäger)

TSV Bayer Dormagen – VfL Eintracht Hagen 25:30 (16:16). Dusko Bilanovic blickte doch einigermaßen besorgt auf die Statistik, die sein Co-Trainer Peer Pütz angefertigt und ihm kurz nach der Schluss-Sirene ausgehändigt hatte. Besonders ein Bereich unter den nicht besonders vielen erfolgreichen Zahlen fiel besonders krass ins Gewicht: „Ich sehe hier 13 technische Fehler – viel zu viele.“ Weil ein nicht unwesentlicher Teil davon auf die zweite Halbzeit entfiel, war klar, warum die lange um ein besseres Resultat kämpfenden Dormagener später den Anschluss verloren. Ein weiterer Hauptgrund für die Niederlage: Regisseur Ian Hüter (Muskelfaserriss) fehlte an allen Ecken und Enden, sowohl offensiv als auch defensiv. „Wir müssen sehen, dass wir die Zeit ohne ihn überstehen“, sagte Bilanovic, für dessen Team es nach der zweiten Niederlage hintereinander (vorher 18:28 beim VfL Gummersbach) und der ersten in eigener Halle allmählich ungemütlicher wird. Die jetzt erreichten 4:8 Punkte und das Abrutschen auf Rang 16 sind für die kommenden Wochen keine großartige Ausgangsposition.

Es war vor allem eins nicht in der ersten Halbzeit: Ein Spiel der Torhüter. Bei den Dormagenern bekam Martin Juzbasic, sonst die klare Nummer eins im Team von Trainer Dusko Bilanovic, so wenige Bälle zu fassen, dass er seinen Platz zwischen den Pfosten beim Stande von 6:8 schon in der elften Minute für Christian Ole Simonsen räumen musste. Hagens Coach Stefan Neff hatte wenig später (18.) ebenfalls genug und brachte Mats Grezensinski für Tobias Mahnke – wie Juzbasic einer der anerkannt besten Torhüter in der 2. Bundesliga. Auffällig bei den Gastgebern: Weil neben Spielmacher Hüter auch Rechtsaußen Jakub Sterba kurzfristig passen musste, standen auf dem Spielberichtsbogen in Lennart Leitz, Lucas Rehfus, Aaron Seesing und Finn Wolfram vier 18-Jährige sowie der erst 17 Jahre alte Sören Steinhaus. Vier der fünf (bis auf Wilhelm) kamen im Laufe der Partie zum Einsatz.

Dormagen legte das 1:0 (2.) und 2:1 (2.) vor, rannte dann jedoch vorerst hinterher – 2:4 (7.), 6:8 (11.), 7:9 (14.). Den Dreierpack zum 10:9 (18.) und das 11:10 (19.) beantwortete Hagen relativ unbeeindruckt mit dem eigenen 14:12 (23.), ehe sich beide Seiten einen offenen Schlagabtausch lieferten. Als Torhüter Simonsen beim Stande von 16:16 fünf Sekunden vor der Pause spektakulär gegen den nach einem Tempo-Gegenstoß frei vor ihm auftauchenden Daniel Mestrum rettete, glaubten viele Dormagener Fans unter den 633 Zuschauern wohl wieder an eine Wende zum Guten.

Bis zum 18:18 (33.) blieb der TSV tatsächlich dran, ehe sich die Kontrahenten gemeinsam in eine wilde Phase mit zahlreichen Ballverlusten und Fehlern sonstiger Art verabschiedeten. Dass der VfL schneller und besser zurückkam, brachte ihm das 21:18 (41.) und 23:19 (43.), ehe eine aus Hagener Sicht bemerkenswerte Schlussphase anbrach: Der Iraner Pouya Norouzi Nezhad war praktisch allgegenwärtig. Hinten beackerte er TSV-Linkshänder André Meuser (oft der einzige Dormagener Rückraumspieler mit direktem Drang zum Tor) und im Angriff versetzte er die Abwehr der Hausherren nach Belieben. Vier der letzten fünf Hagener gingen vom 26:22 (51.) bis zum 29:23 (57.) gingen auf sein Konto. Und bei den Hausherren, die es im zweiten Durchgang selbst nur auf neun magere Tore brachten, herrschte später nicht nur deshalb eine Menge Frust beim Blick auf die Anzeigetafel. 

TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Simonsen – Meuser (7), Leitz, Wilhelm, Rehfus (1), Biernacki (2), Reimer (5/3), P. Hüter (1), Johannmeyer, Grbavac (5), Seesing (1), Mast (2), Steinhaus (1).

 

TuSEM Essen – Eulen Ludwigshafen 24:24 (12:12). Sollten die Essener am Ende nach dem Duell zweier Absteiger aus der Bundesliga mit dem einen Punkt zufrieden sein, weil es auch schlimmer hätte kommen können? Oder sollten sie bei TuSEM lieber der Chance nachtrauern, die sich mehrmals bei klaren Führungen sowohl vor der Pause als auch nachher ergeben hatte? Das Ergebnis geht wohl in erster Linie als gerecht durch, zumal die Hausherren den Nachweis antreten konnten, dass der Auftritt vom vergangenen Wochenende mit dem 25:34 bei der SG BBM Bietigheim doch eher ein Ausrutscher war. Mit 9:3 Zählern liegt das Team von Trainer Jamal Naji zudem in Sichtweite zum Ersten VfL Gummersbach (10:0) und dem Zweiten Hagen (10:2). Der TV Hüttenberg (8:2) könnte allerdings durch einen Erfolg am Samstag über die DJK Rimpar Wölfe vorbeiziehen.

Essen antwortete stark aufs 1:2 (5.) und bekam den Abend übers 7:4 (13.), 9:5 (17.) oder 10:6 (22.) gut in den Griff. Die Antwort der Gäste konnte sich aber sehen lassen, weil sie aus dem 9:12 (27.) in den letzten zweieinhalb der ersten Halbzeit noch das 12:12 (30.) machten. Najis Mannschaft startete mit dem 15:12 (35.) und hatte beim 17:14 (41.) oder 20:18 (49.) wieder alle Vorteile auf seiner Seite – und musste plötzlich wieder um etwas Zählbares zittern – 22:22 (54.), 22:23 (57.), 23:24 (59.). Dann trat Noah Beyer genau 43 Sekunden vor der Schluss-Sirene zum Siebenmeter an, den Eulen-Torhüter Matiej Asanin abwehren konnte. Glück für den Schützen und für TuSEM: Der Ball landete wieder bei Beyer, der im Nachwurf doch noch zum 24:24 traf. Der letzte Wurf des Spiels gehörte auf der Gegenseite noch den Eulen, doch der Versuch brachte nichts mehr ein.

Trainer Naji ordnete das Ergebnis fair ein: „Das Unentschieden geht voll in Ordnung. In der 50. Minute führen wir mit zwei. Zum Ende hin muss man aber sagen, dass wir diesen Punkt wieder gewonnen haben. Es war ein sehr von den Abwehrreihen dominiertes Spiel, deswegen sind nicht viele Tore gefallen.“ Ein besonders Lob hatte Naji für die intensiv arbeitende Deckung inklusive Torhüter Sebastian Bliß, während er auch vorne das einen oder andere besser gewünscht hätte: „Wir haben uns immer wieder aufgerieben.“

TuSEM Essen: Bliß, Diederich – Beyer (7/4), Glatthard, Rozman (1), Dangers (5), Becher (4), Ignatow, Szczesny (1), Bergner, Müller, Firnhaber (1), Seidel, Morante Maldonado (3), Klingler (2/1).