3. Liga
Krefeld verliert Spitze, Longerich gewinnt Derby in Leichlingen
Eagles geben Gipfeltreffen innerhalb von drei Minuten aus der Hand. LSC dreht Rückstand beim LTV mit viel Kampf. TuSEM II zeigt in Menden gute Nerven.

Auf und davon: Lukas Martin Schulz (Mitte) durfte am Samstagabend feiern – seine eigenen acht Tore und den Longericher Sieg in Leichlingen. Für Merten Krings (links) und Torhüter Sven Bartmann (rechts) brachte der siebte Spieltag weniger Positives, denn die HSG Krefeld Niederrhein erlitt in Schalksmühle ihre erste Saison-Niederlage. (Foto: Thomas Schmidt)

Leichlinger TV – Longericher SC 26:31 (16:14). Die Leichlinger hatten sich nichts vorzuwerfen. Im Derby gegen den Mittelrhein-Nachbarn hatten die Gastgeber lange Zeit alles reingeworfen und die Partie bis in die Schlussphase hinein offengehalten. Doch am Ende feierten die Kölner einen unterm Strich verdienten, wenn auch zu hohen Sieg. „Eigentlich hatten wir uns gesagt, wenn wir es schaffen, so um die 50. Minute noch dran zu sein, dann geben wir auch bis zum Ende Gas. Vielleicht hatten die Jungs dann Angst vor der eigenen Courage“, meinte LTV-Co-Trainer Achim Symannek. Longerichs Trainer Chris Stark war vor allem erleichtert: „In der zweiten Halbzeit hat unsere Deckung viel besser gestanden. Darüber wird wenig geschrieben, aber so gewinnst du Spiele. Wir haben über den Kampf ins Spiel gefunden und das Ding so gedreht.“ Die Belohnung für den LSC: Durch den Sieg zog Starks Team nach Punkten mit Leichlingen gleich (beide 6:8) und liegt über das Torverhältnis als Siebter nun sogar vor dem LTV (Platz acht).

Die Hausherren starteten mit einem Ausrufezeichen in die Begegnung, denn Sebastian Linnemannstöns, David Schreibelmayer und Timo Blum bildeten die erste Reihe einer extrem offensiven 3:3-Abwehr, gegen die Longerich lange Zeit kaum die richtigen Mittel fand. Vom 4:4 (6.) bekam der LTV immer öfter die Hand zwischen die Kölner Pässe, zwang die Gäste zu Fehlern und einfachen Ballverlusten. Über das 7:4 (10.), 9:5 (13.) und 13:8 (19.) baute Leichlingen seine Führung immer weiter aus. Die für die Musik Verantwortlichen in der Burscheider Schulberghalle wähnten ihre Mannschaft hier wohl schon auf dem richtigen Weg und spielten mit „Oh, wie ist das schön“, einen Titel ein, der normalerweise erst gegen Ende der 60 Minuten zum Einsatz kommt.

Longerich trug seinen Teil zum Geschehen bis hierhin mit einer extrem hohen Quote an Fehlwürfen, technischen Fehlern und Pässen ins Nichts bei. Erst nach dem 15:10 (24.) bekamen die Gäste die Angelegenheit defensiv besser in den Griff. Bastian Lux (24./29.), Luca Tomassini (26.) und Lukas Martin Schulz (30.) stellten mit vier Treffern in Folge noch vor der Pause den 14:15-Anschluss her. Leichlingen konnte durch den Siebenmeter von Valdas Novickis mit der Pausensirene immerhin auf 16:14 erhöhen. Und natürlich war es der LTV-Spielmacher, der seine Mannschaft nach dem Seitenwechsel in der Partie hielt. Bis zum 22:19 (39.) steuerte er alleine fünf der sechs Treffer der Hausherren bei.

Viel mehr hatte Leichlingen allerdings gerade offensiv nicht mehr anzubieten und als Novickis Mitte der zweiten Hälfte einmal eine Pause bekam, drehte Longerich das Spiel. Hinter einer immer stabileren Abwehr zeigte Keeper Tjorven Hömberg mit am Ende 13 Paraden eine starke Leistung. Besonders wertvoll waren hier die gehaltenen Siebenmeter gegen Novickis (45.) und Linnemannstöns (48.). Schon zuvor hatte Schulz für den LSC mit dem 22:22 (44.) erstmals ausgeglichen, Malte Nolting besorgte beim 26:25 (52.) die erste Gäste-Führung seit 47 Minuten. Die Leichlinger fanden jetzt keine Antwort mehr, die Kölner nutzten ihre Chancen dafür konsequent und spätestens mit Max Zimmermanns 30:26 knapp zwei Minuten vor dem Ende war die Partie entschieden.

Leichlinger TV: Stöcker, Hüttel – Zulauf, Novickis (8/4), Linnemannstöns, F. Barwitzki (1), Kübler (2), Schreibelmayer (4), Bahn (3), M. Barwitzki, Speckmann (2), Blum (4), Mentges, Swiedelsky, K. Symmanek (2), Natzke.

Longericher SC: Ruch, Hömberg – Koenen (5), Peters (2), Pyszora (2), Richter (1), Lux (3), Thöne (2), Wolf (1/1), Tomassini (1), Zimmermann (5), Schulz (8/2), Nolting (1), Dahlke.

 

SG Schalksmühle-Halver Dragons – HSG Krefeld Niederrhein 32:26 (16:12). Nun hat es auch die bisher ungeschlagenen Eagles erwischt, die nach sechs Siegen aus den ersten sechs Spielen in der neuen Saison beide Punkte beim Aufstiegs-Konkurrenten lassen mussten – und sogar auf den dritten Platz abrutschten. Neuer/alter Spitzenreiter ist über das bessere Torverhältnis Schalksmühle (12:2 Punkte/plus 24 Tore), das am vergangenen Wochenende beim Longericher SC erstmals verloren hatte (23:31). Das ist noch keine größere Überraschung – wohl aber Rang zwei (12:2/plus 20) der Opladener, die nun vor der HSG stehen (12:2/plus 17). 

Schon die erste Viertelstunde zeigte, dass Krefeld vor einer sehr hohen Hürde stehen würde – die ihr Trainer Maik Pallach so ja auch vorhergesagt hatte. Die Eagles konnten bis zum 4:4 (11.) immer ausgleichen, rannten aber ab dem 4:7 (16.) vorwiegend hinterher und schienen vor der Pause nur beim 8:10 (22.) durch Antonio Juric für mehr in Frage zu kommen. Dieses Thema hatte sich allerdings vier Minuten später mit dem 8:14 (26.) wieder erledigt, sodass es vorerst lediglich um eine Begrenzung des sich andeutenden Schadens ging. Und nach dem 15:20 (37.) starteten die Gäste sogar noch einmal mit Nachdruck den Versuch einer Wende – den sie sich selbst und ihrem Status als Spitzenteam der 3. Liga schuldig waren.

Mike Schulz (39.) und André Obranovic (41.) verkürzten vom 17:21 auf 19:21. Und Juric traf, als Lars Jagieniak mit einer Zeitstrafe draußen war – 20:21 (43.). Die Rote Karte gegen Schalksmühles Tobias Schetters (47.) sollte Krefeld ebenfalls in die Karten zu spielen, weil Maik Schneider ein Doppelschlag (49./50.) zum 22:23 und 23:23 gelang. Doch es kam alles ganz anders und den Rest des Abends werden die Eagles wohl sorgfältig nacharbeiten müssen. Ab dem 25:26 entglitt ihnen das Duell innerhalb von drei Minuten komplett – 25:29 (57.). Dass die Dragons auf der Zielgeraden aus dem 29:26 durch drei späte Treffer das klare 32:26 machen konnten, war eher Nebensache.

Klar: Bei HSG-Coach Pallach hielt sich die Begeisterung in Grenzen: „Ein verdienter Sieg der Gastgeber. In der ersten Halbzeit haben wir, wie so oft bisher, einfach nicht das abgerufen, was wir können. Aus der Halbzeit kommen wir ganz gut raus, spielen da sieben gegen sechs, finden gute Lösungen und schaffen es, das Spiel wieder für uns zu gestalten. Gefühlt ist es so, dass wir das Spiel drehen. Doch dieses Mal ist das Momentum einfach nicht auf unserer Seite.“ Dass der Sieg hinterher das eine oder andere Tor zu hoch ausfiel, spielte auch aus des Trainers Sicht keine große Rolle mehr: „Wir haben in der zweiten Halbzeit gekämpft und alles versucht. Schalksmühle war heute aber den Ticken besser.“

HSG Krefeld Niederrhein: Hasenforther, Bartmann (1) – Krings (5), Schnalle, Juric (3), Schneider (3), Noll, Hahn, Molz, Schulz (6/2), Braun, Brüren (2), L. Jagieniak (1), Obranovic (4), Mircic (1).

 

SG Menden Sauerland Wölfe – TuSEM Essen II 26:27 (12:14). Für den Aufsteiger aus Essen war der zweite Sieg hintereinander doppelt wertvoll – weil er ihm bei einem der direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt gelang. Eine Woche nach dem insgesamt ungefährdeten 33:28 über den Leichlinger TV machte es das Team von Trainer Nelson Weisz allerdings deutlich spannender, weil sich bis zur Schlussphase nicht mal im Ansatz ein Gewinner erkennen ließ. Das Zittern und das gefeierte Happy End zahlten sich für TuSEM dann auch in der Tabelle aus, weil es die Wölfe überholte (beide 4:10 Punkte) und die weiteren Aufgaben nun von Platz neun aus in Angriff nehmen kann. Das Duell am kommenden Sonntag gegen den neuen Letzten TuS Volmetal (2:12) ist dabei wieder ein Schlüsselspiel.

Essen lag nach dem zügigen 1:0 (1.) von Calvin Schenderlein permanent vorne – beim 10:6 (21.) oder 13:9 (26.) mit vier Treffern Differenz. Weil die Wölfe den Erfolg aber fast noch mehr brauchten als die Gäste aus dem Ruhrgebiet, investierten sie alles. Folge: Ab dem 15:15 (37.) war wieder jedes Ergebnis denkbar und über weite Strecken kein großer Unterschied zwischen den beiden Kontrahenten erkennbar. Beim 16:17 (41.) oder 20:21 (49.) lag Essen jeweils hinten, bevor Tom Scholten (56./in Überzahl) und Nils Homscheid (58.) aus dem 24:24 das 25:24 und 26:24 machten. Dramatisch war jetzt vor allem die letzte Minute, als Pascal Lewandowski beim Stande von 27:25 eine Zeitstrafe kassierte und Tim Brand für die Gastgeber auf 26:27 verkürzte. 22 Sekunden vor dem Ende nahm TuSEM eine taktische bedingte Auszeit für seine dezimierte Mannschaft – die den knappen Vorsprung ins Ziel rettete.

Trainer Nelson Weisz hob besonders zwei Spieler aus einem geschlossen auftretenden Team heraus: „Ein Sonderlob geht an Lukas Ellwanger und Jordi Weisz. Was die beiden in den letzten beiden Wochen im Deckungszentrum leisten, ist schon sehr stark.“ Vorne sah er seine Essener immer dann stark, wenn sie mit hohem Tempo unterwegs waren und sich so freie Chancen erarbeiteten. „Leider sind wir zu selten ins Tempospiel gekommen und im Positionsangriff war es teilweise ein Gewürge. In der hektischen Schlussphase bleiben wir ruhig und können am Ende den Sieg mitnehmen“, fand der TuSEM-Coach.

TuSEM Essen II: Fuchs, Borchert – Telohe, Fabian Neher, Kämper, Reidegeld (4), Scholten (2), Schmidt, Engels, Homscheid (11/4), Lewandowski (1), Schenderlein (2), Sayin (2), Stumpf (2). J. Weisz (2), Ellwanger (1).

GSV Eintracht Baunatal – VfL Gummersbach II 30:29 (11:14). Es gab vor dem Anpfiff zwei Serien: Die Gastgeber hatten zuletzt dreimal hintereinander verloren und die Gummersbacher dreimal hintereinander gewonnen. Lange sah es auch so aus, dass es so weitergehen würde – weil das Team von VfL-Trainer Goncalo Miranda, dem diesmal nur neun Feldspieler zur Verfügung standen, den Auftakt-Rückstand wettmachte, selbst in Führung ging und am Ende der ersten Halbzeit alles unter Kontrolle zu haben schien. Das änderte sich allerdings später gründlich und bei der Schluss-Sirene hatte der VfL nichts in der Hand, sodass der Kontakt zum Spitzentrio vorerst abgerissen ist. In einem Feld aus drei Mannschaften mit jeweils 8:6 Punkten liegt Goncalos Mannschaft über das beste Torverhältnis immerhin weiter auf Rang vier vor den Bergischen Panthern und Baunatal.

Die Gäste machten aus dem 3:5 (8.) und 4:6 (11.) zuerst den 7:7-Ausgleich, ehe sie auf 13:9 (25.) und 14:10 (26.) wegzogen. Bis zum 15:11 (31.) deutete viel auf einen VfL-Sieg hin, doch der GSV kämpfte sich selbst nach dem 16:19 (38.) wieder zurück – 21:21 (43.). Die letzte Viertelstunde war ein Krimi auf Augenhöhe, in dem Gummersbach bis zum 25:24 (50.) stets eine Antwort auf die Tore der Hausherren fand. Die Entscheidung leitete der GSV ein, indem er nach einer Auszeit (55.) durch Fynn Reinhardt (56.) und Lasse Reinhardt (57.) die 30:28-Führung vorlegte. VfL-Coach Miranda reagierte mit einer eigenen Auszeit (57.), doch trotz einer schnell folgenden Zeitstrafe gegen Baunatals überragenden Werfer Kevin Trogisch (zwölf Tore, davon drei per Siebenmeter) reichte es durch den von Fynn Schroven verwandelten Siebenmeter nur noch zum 29:30-Endstand (58.). Die restlichen 128 Sekunden des Abends überstand der GSV unbeschadet.

VfL Gummersbach II: Nagy, Werz – Fanger, Unbehaun (2), Suiters, Schroven (8/6), Schmidt (7), Maier (1), Kaysen (3), Kiesler (3), Keil (5).