3. Liga
Eine Drittel-Bilanz: Diese Klasse ist verrückt
Aufstiegskampf, Sicherheitszone, Abstiegsrunde: Überall geht es rund.

Bodenhaftung: Benjamin Richter weiß aber mit dem Longericher SC auch noch nicht ganz genau, wohin der Weg der Kölner in dieser Saison führt. (Foto: Thomas Schmidt)

Es ist eine neue 3. Liga. Verrückt irgendwie. Nach zwei nervenden, weil erst unter- und zum Teil abgebrochenen Serien mussten sowohl Gruppenzusammenstellung als auch Modus geändert werden – um der auf 82 Vereine angewachsenen Flut an Teilnehmern irgendwie Herr zu werden. Die einst üblichen vier Gruppen, die aufgrund des vorherigen Verzichts auf Absteiger ohnehin auf 72 Klubs aufgebläht waren, erfuhren nach den Aufstiegsrunden mit Regional- und Oberligisten eine weitere Aufstockung. Die Lösung: Der DHB bildete fünf Gruppen aus jeweils zwölf Mannschaften und zwei mit jeweils elf. Für die sieben Vertreter aus dem Harzhelden-Gebiet das Wichtigste: HSG Krefeld Niederrhein, Longericher SC, Bergische Panther, TuS 82 Opladen, Leichlinger TV, VfL Gummersbach II und TuSEM Essen II gehören gemeinsam zur Gruppe D mit zwölf Vereinen – was an insgesamt 22 Spieltagen viele Derbys und viel Spannung an jedem Wochenende garantiert. Nach rund einem Drittel (sieben Spieltage) der Normalrunde lohnt sich ein Blick zurück. Und es ergeben sich ein paar überraschende Einzelheiten.

 

Der Aufstiegskampf Ganz vorne sind die Eagles aus Krefeld im Grunde der einzige Verein der Gruppe D, der klar den Weg in die 2. Liga als Ziel ausgegeben hat. Trainer Maik Pallach steht auch das dazu notwendige Personal zur Verfügung. Am vergangenen Wochenende verlor die HSG nun bei der SG Schalksmühle-Halver Dragons, einem der mutmaßlich hartnäckigsten Konkurrenten ganz vorne, mit 26:32. Also ist die HSG hinter Schalksmühle und den Opladenern (alle 12:2 Punkte) zurzeit übers Torverhältnis nur noch Dritter. Obwohl der TuS 82 bislang eine sensationell gute Saison spielt, ist nicht alleine Trainer Fabrice Voigt klar, dass es am Ende kaum zur Vizemeisterschaft in der Gruppe D reichen wird. Opladen hat in seinen kühnsten Gedanken keinen Raum für einen der beiden ersten Ränge und damit für einen Platz in der Aufstiegsrunde – natürlich aber die Krefelder. Wir setzen mal voraus, dass am Ende die Dragons und die Eagles die Spitzenpositionen unter sich ausmachen. Dann wären die Ergebnisse aus den beiden direkten Duellen plötzlich bedeutungslos. Krefeld könnte im Februar 2022 selbst das zweite Spiel gegen Schalksmühle verlieren, ohne dass sich das negativ auswirkt.

Nach den Durchführungs-Bestimmungen gibt es für die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga zwei Gruppen aus sieben Mannschaften – und die vorher in einer Vorrunden-Gruppe untergebrachten Teams werden getrennt. Mitnehmen von Punkten? Nicht in diesem Fall. Auf der anderen Seite dürfen sich die Favoriten nicht gar so zahlreiche Ausrutscher leisten, weil sie sonst vielleicht plötzlich bloß auf Platz drei oder vier landen. Was für andere das Größte wäre, sähen etwa die HSG Krefeld Niederrhein und die SG Schalksmühle-Halver als echte Enttäuschung.

 

Kampf um Platz drei bis sechs Auch das wollen die Durchführungs-Bestimmungen: Wer hier landet, kann/darf einen Haken an die Saison machen, weil die Serie für die Betreffenden mit dem letzten Spieltag am 11./12./13. März zu Ende geht. Der TuS 82 Opladen wäre ebenso glücklich wie die Bergischen Panther oder der VfL Gummersbach II (beide 8:6 Punkte), wenn sie auf Dauer in dieser Sicherheitszone verweilen können. Andere wie der mit 0:6 Zählern schwierig gestartete Longericher SC (Siebter/6:8) werden in den nächsten Wochen alles probieren, sich weiter nach oben zu orientieren – zumal ein Platz in der Abstiegsrunde im Fall der Kölner sowieso nicht zum eigenen Selbstverständnis passt. Der Leichlinger TV (Achter/6:8) und erst recht der Aufsteiger TuSEM Essen II (Neunter/4:10) werden viel eher damit gerechnet haben, dass sie vor einer nicht einfachen Saison stehen. Tatsache: Wenn jetzt Feierabend wäre, müssten alle drei in die Abstiegsrunde. 

Der Abstiegskampf Wieder sind die Durchführungsbestimmungen zentral wichtig – und sie bringen praktisch die Garantie für extrem große Spannung. Weiter geht es nach der Normalrunde mit fünf Gruppen aus sechs Mannschaften und zwei aus fünf Teams. Sicher: Grundsätzlich spielt keiner erneut  gegen „alte“ Gegner. Gleichzeitig kommen die betreffenden Vereine aus der Gruppe D in festgelegten Zweier-Paketen gemeinsam in einer der Gruppen für die Abstiegsrunde (also sechs Vereine in drei Gruppen). Folgendes Beispiel: Am vergangenen Wochenende gewann TuSEM II bei der SG Menden Sauerland Wölfe mit 27:26. Sollte sich TuSEM in rund vier Monaten ein zweites Mal gegen die Wölfe durchsetzen und sollten beide in derselben Gruppe für die Abstiegsrunde landen, würden die Ergebnisse mitgenommen – und Essen hätte direkt mal 4:0 Punkte auf dem Konto, während jenes der Wölfe leer wäre. Hier wird nichts gestrichen, hier zählt vielleicht jeder Treffer. Schön für den Spannungsbogen: Weil keiner vorher ausrechnen kann, mit wem aus seinem bisherigen „Bekanntenkreis“ er den Kampf um den Klassenerhalt fortsetzt, deutet sich bereits jetzt ein Hauen und Stechen an. Diese neue 3. Liga könnte im zweiten und dritten Drittel extrem aufregend werden. Verrückt irgendwie.