2. Bundesliga
Torfestival: Gummersbach zeigt die Bozovic-Pregler-Schau
VfL festigte seine Tabellenführung durch einen 40:34-Erfolg über den bisherigen Dritten TV Hüttenberg.

Gut gebrüllt, Janko: Trainer Gudjon Valur Sigurdsson (Mitte) durfte sehr einverstanden sein mit den Leistungen von Janko Bozovic (links) und Ole Pregler (rechts), die es zusammen auf 18 Tore brachten. (Foto: Thomas Schmidt)

VfL Gummersbach – TV Hüttenberg 40:34 (20:17). Die Frage war längst nicht mehr, ob Gummersbach das Spitzenspiel gegen den Dritten TV Hüttenberg gewinnen würde. Es ging in der zweiten Halbzeit bald nur noch um die Höhe – und darum, ob die Mannschaft von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson die 40-Treffer-Marke knacken würde. Das gelang auf der Zielgeraden tatsächlich und es passte zum Gute-Laune-Freitagabend in der Schwalbe-Arena, dass der inzwischen längst in die Partie gekommene Finn Schroven den Schlusspunkt setzen durfte. Der 18-Jährige, vorher bereits bei zwei Siebenmetern erfolgreich, erzielte am Tag der offenen Tür auch das Tor zum 40:34-Endstand. Vielleicht war diese Marke, die im Handball als beinahe magisch gilt und eher selten erreicht wird, für die Auswahl des Liedgutes ausschlaggebend – und Kölsch-Rocker Wolfgang Niedecken, der BAP-Gründer, dürfte gestaunt haben: „Verdamp lang her.“ Weniger lange her ist die Zeit, als der VfL der 1. Bundesliga angehörte – aus der er im Sommer 2019 absteigen musste. Nun deutet sich zumindest an, dass die Gummersbacher im Kampf um den (Wieder-)Aufstieg ein sehr ernsthaftes Wort mitreden werden: Der Sieg über Hüttenberg war der siebte Sieg im siebten Spiel. Und mit jetzt 14:0 Punkten festigte Gummersbach zugleich seine Tabellenführung vor dem VfL Eintracht Hagen (11:3), Hüttenberg (10:4) und TuSEM Essen (9:3).

Die erste Halbzeit war bis zur 20. Minute vor allem die große Ole-Pregler-Schau, denn der 19 Jahre junge Neuzugang (MT Melsungen) bestimmte fast alles, was auf dem Feld passierte. Bis zum 6:3 (7.) durch Hakon Styrmisson hatte er schon drei Treffer direkt vorbereitet und zwischendurch das 4:2 (5.) selbst erzielt. Bis zum 11:8 (15.) blieben die Gäste trotzdem dran, ehe nach dem 12:9 (16.) erneut Pregler auffällig wurde – unter anderem mit dem eigenen 14:9 (18.). Nutznießer der Spiel-Intelligenz des für den fehlenden Julian Köster (Corona-Quarantäne) im halblinken Rückraum eingesetzten Regisseurs war immer wieder Linkshänder Janko Bozovic (35), der die Abteilung Routine ebenso perfekt vertrat wie Kapitän Timm Schneider (33) als Drahtzieher in der Rückraum-Mitte. Das Duo Pregler/Bozovic muss Hüttenberg phasenweise vorgekommen sein wie ein herbstlicher Albtraum und ab dem 17:10 (21.), wiederum durch Pregler, drohte dem TVH sogar ein Debakel. Dass es dazu nicht kam, lag vor der Pause in erster Linie an der zunehmenden Nachlässigkeit des VfL, der im Gefühl des klaren Vorsprungs plötzlich weniger konsequent war – und sich stattdessen lieber an der korrekten Roten Karte gegen Tom Kiesler (27./Griff an den Hals von Dominik Mappes) abarbeitete. Beim 20:17 (30.) schien jedenfalls für die zweite Halbzeit einiges möglich zu sein.

Hüttenbergs Coach Johannes Wohlrab und seine Mannschaft hatten sich vermutlich vorgenommen, möglichst bald den Anschluss herzustellen, doch daraus wurde nichts. Gummersbach, unterstützt von einem nun starken Keeper Tibor Ivanisevic, erhöhte durch Bozovic (31.), Jörg Blohme (33.) und erneut Bozovic (35./Siebenmeter nach Foul an Pregler) zügig auf 23:17 und hatte die Partie so schnell wieder unter Kontrolle. Übers 27:20 (41.) und 30:22 (45.) lagen die Hausherren beim 36:28 (54.) erneut mit acht Treffern Differenz vorne, ehe sie den Fuß vom Gas nahmen – und trotzdem die 40-Tore-Marke in den Blick. Dafür blieben letztlich nach dem 39:34 (60.) für Hüttenberg über 50 Sekunden Zeit, die Youngster Schroven natürlich ausreichten. Dafür feierten die 2380 Zuschauer ihn und die gesamte Mannschaft, die im Übrigen beide Halbzeiten mit dem identischen Resultat abschloss (20:17).

Hüttenbergs Coach Wohlrab machte einen traurigen Eindruck: „Wenn man 40 Tore kassiert, wird man in der 2. Bundesliga kein Spiel gewinnen. Wenn ich mir das Ergebnis anschaue, denke ich, dass man mit 34 Toren auswärts nach dem Spiel glücklich in den Bus einsteigen muss.“ Das mit dem Glück traf eher auf VfL-Trainer Sigurdsson zu: „Wir haben ein sehr schönes Handballspiel mit vielen Toren gesehen. Wir haben im Angriff überragend gespielt. Wir haben zwar auch viele Tore kassiert, aber ich war auch mit der Abwehr nicht unzufrieden. Insgesamt denke ich, dass alle, die heute in der Halle waren, zufrieden nach Hause gehen können.“ Dass die Gummersbacher den besten TV-Werfer Dominik Mappes (elf Treffer) überhaupt nicht in den Griff bekamen, konnten sie unter dem Strich ebenfalls verschmerzen. Die große Schau der Herren Bozovic (ebenfalls elf Tore) und Pregler (sieben) war ja auch nicht schlecht.

VfL Gummersbach: Nagy, Valerio, Ivanisevic – Vidarsson (4), Blohme (5), Schroven (3/2), Schneider (4), Herzig (1), Pregler (7), Dzialakiewicz, Santos, Styrmisson (3), Kiesler, Stüber (1), Zeman (1), Bozovic (11/5).