2. Bundesliga
Personeller Notstand: Dormagens Akkus sind leer
Das 21:26 in Lübeck war die vierte Niederlage in Folge. Bis zum 13:11 schien trotzdem mehr drin zu sein.

Allein gegen alle? Ante Grbavac (beim Wurf/hier im Heimspiel gegen den VfL Eintracht Hagen) erzielte in Lübeck fast die Hälfte aller Dormagener Tore. (Foto: Thomas Schmidt)

VfL Lübeck-Schwartau – TSV Bayer Dormagen 26:21 (9:10). Irgendwann lässt sich das selbst mit der höchsten möglichen Leidenschaft nicht mehr ausbügeln. Und als hätten Dormagen aufgrund der verletzungsbedingten Ausfälle von Alexander Senden, Joshua Reuland, Jakub Sterba oder Torhüter Christian Ole Simonsen nicht schon ausreichend große Sorgen gehabt, mussten kurzfristig weitere Kräfte passen – darunter in Aaron Seesing (Daumen) und André Meuser (erkrankt) zwei aus dem Stammkader von Trainer Dusko Bilanovic. Ganz klar: Deshalb musste der aus einem gerade überstandenen Muskelfaserriss kommende Regisseur Ian Hüter von der ersten Minute an ran. Sein Einsatz war beispielhaft, weil er unter anderem in der letzten Minute – als alles längst gelaufen war – noch einen Siebenmeter herausholte. Den Strafwurf verwandelte Ante Grbavac auch, sodass es wenigstens ein bisschen späte Ergebniskosmetik gab. In bedrückenden Zahlen liest sich das trotzdem so: Das Team von Trainer Dusko Bilanovic verlor zum vierten Mal hintereinander und ist nun bei 4:12 Punkten erst einmal Vorletzter – eine Region, aus der sich die Dormagener erst am 12. November gegen den ThSV Eisenach wieder ein Stück befreien können. Die Meisterschafts-Pause am kommenden Wochenende wegen des Tags des Handballs am 7. November in Düsseldorf dürfte allen trotzdem sehr gelegen kommen, um die Akkus aufzuladen und sich auf die neue Situation einzustellen. Für den TSV Bayer Dormagen hat der Abstiegskampf begonnen.

Beide Seiten erwiesen sich in der ersten Halbzeit als Meister der Tempo-Verschleppung – eine Taktik, die Bilanovic sonst überhaupt nicht mag. Um die bescheidenen personellen Ressourcen sinnvoll einzusetzen, blieb den Gästen diesmal jedoch wenig anderes übrig. Das Ganze schien in der von zahllosen Fehlern geprägten Auseinandersetzung sogar zu fruchten, zumal Keeper Martin Juzbasic der aufopferungsvoll kämpfenden Abwehr eine Menge Sicherheit verlieh. Vorne fand die meiste Torgefahr über Ante Grabavac statt, der es insgesamt auf zehn Tore brachte (fünf per Siebenmeter) und gelegentlich wie ein Alleinunterhalter der Dormagener Offensive aussah. Na klar: Der Siebenmeter zur 10:9-Pausenführung ging ebenfalls auf sein Konto.

Eine Schlüsselszene könnte ungeachtet der personellen Notlage die 38. Minute gewesen sein. Grbavac hatte zuvor einen weiteren Siebenmeter zum 13:11 (36.) genutzt, als Lübeck den Ball verlor und Dormagen die Chance auf eine Drei-Tore-Führung bekam – die es allerdings nicht verwerten konnte. Auf der Gegenseite folgte die direkte Bestrafung, denn der VfL verkürzte auf 12:13 (38.) und war plötzlich wieder mitten im Spiel. Für den TSV Bayer begann jetzt ein permanentes Hinterher-Rennen, das angesichts der nachlassenden Reserven nicht in einen Erfolg münden konnte – 15:17 (42.). Dass Grbavac ein Siebenmeter-Fehlwurf passierte (43.), korrigierte Patryk Biernacki zwar mit dem 16:17 (45.), doch Dormagen verlor wegen seiner ständig ansteigenden Fehlerzahl Stück für Stück den Anschluss – 17:20 (49.), 18:21 (51.). Nach den drei Lübecker Treffern zum 22:18 (53.), 23:18 (54.) und 24:18 (54.) war die Angelegenheit fünf Minuten vor der Schluss-Sirene gelaufen.

TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Ludorf – Wolfram, Rehfus (1), Biernacki (4), I. Hüter (2), Reimer, Stein, Zurga, P. Hüter (3), Grbavac (10/5), Mast (1), Steinhaus.