2. Bundesliga
Härtetests für Gummersbach und Essen
Größtes Problem des VfL: Er spielt in Hamm, also auswärts. TuSEM erwartet starke Hagener.

Müllers Mut: Justin Müller (Mitte/mit Ball) und seine Essener hatten kürzlich trotz allen Einsatzes keine Chance in Gummersbach, weil Stepan Zeman, Torhüter Tibor Ivanisevic und Timm Schneider (von links) oft so etwas wie Beton anrührten. Jetzt stehen beide Top-Teams vor hohen Hürden. (Foto: Thomas Schmidt)

Die da oben sind diesmal einfach unter sich: Der Erste muss beim Dritten auf den Prüfstand, der Zweite erwartet den Vierten. Wer die schwierigere Aufgabe vor sich hat? Tendenziell ist es wohl sogar der Spitzenreiter VfL Gummersbach (16:2 Punkte), dessen erste Verfolger TuSEM Essen (13:5), ASV Hamm-Westfalen (12:4) und VfL Eintracht Hagen (12:6) sind. Dürfte Gummersbach in der Schwalbe-Arena antreten, die zuletzt beim 29:23 gegen Essen mit nahezu 4000 Zuschauern fast ausverkauft war, wäre der Weg fürs Team von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson relativ klar vorgezeichnet – und ein Erfolg über den ASV immerhin sehr gut möglich. Weil der VfL aber am Freitagabend in Westfalen gefordert ist, sieht der Fall deutlich weniger klar aus. Ebenfalls einen spannenden Abend erwartet TuSEM-Coach Jamal Naji fürs Heimspiel gegen die Eintracht: „Das ist nur auf dem Papier ein klassischer Aufsteiger. Hagen ist eine der besseren Mannschaften in der Liga.“ 

Die Heimbilanz der Gummersbacher ist mit 10:0 Punkten und 163:124 Toren (plus 39) ziemlich beeindruckend. Keiner der bisher fünf Gegner kam unter dem Strich in die Nähe eines Sieges – 31:22 gegen den VfL Lübeck-Schwartau, 35:27 gegen den Dessau-Roßlauer HV, 28:18 gegen TSV Bayer Dormagen, 40:34 gegen TV Hüttenberg, 29:23 gegen TuSEM. Auswärts gab es auf der anderen Seite mit dem 32:24 beim TV Großwallstadt erst ein überzeugendes Ergebnis und drei eher bescheidene Vorstellungen. Das 29:27 beim ThSV Eisenach? Mühselig. Das 23:22 beim TV Emsdetten? Sehr glücklich. Das 33:34 beim HC Empor Rostock? Vor allem enttäuschend. Sigurdssons Mannschaft wird sich steigern müssen, wenn sie wieder etwas Zählbares mitnehmen und die derzeit starke Ausgangslage für die kommenden Wochen behaupten will – wovon ja auszugehen ist. 

Es bestehen ein paar Warn-Hinweise für Gummersbach. Einer stammt aus der vergangenen Saison, als es in Hamm eine 25:27-Niederlage gab. Die anderen stammen aus der aktuellen Saison, in der die Mannschaft von ASV-Coach Michael Lerscht mit dem 26:29 in Essen erst eine Niederlage hinnehmen musste. Besonders aussagekräftige Erfolge entstanden in Duellen mit zwei anderen Bundesliga-Absteigern (neben TuSEM Essen), denn Hamm gewann gegen die HSG Nordhorn-Lingen (35:30) und beim HSC Coburg (32:26).  Gummersbachs junger Rückraumspieler Tom Kiesler (20) spricht hier stellvertretend für die  Teamkollegen: „Es wird sicherlich kein einfaches Spiel, denn Hamm ist eine körperlich starke Mannschaft, die gut eingespielt ist und einen starken Saisonstart hatte. Nichtsdestotrotz wollen wir sie in ihrer eigenen Halle schlagen. Wir können sicherlich mit einem guten Gefühl ins Spiel gehen und wollen natürlich alles geben, um den nächsten Sieg einzufahren. Dafür müssen wie bisher selbstbewusst sein und kämpfen.“ Gegen 21 Uhr am Freitagabend wird der VfL wissen, was daraus geworden ist.

Die gute Entwicklung der Hagener ist für Jamal Naji keine besonders große Überraschung und schon gar kein Zufall, sondern das Produkt gezielter Arbeit: „Das Management hat eine klasse Kaderplanung gemacht.“ Eine der besonders guten Neu-Verpflichtungen ist Pouya Norouzi  Nehad (27), der vom HSC Coburg ins Team von VfL-Trainer Stefan Neff wechselte: Der iranische Nationalspieler vereint hohe Qualitäten als Abwehrspieler mit überdurchschnittlichen Fähigkeiten als Angreifer im linken Rückraum. Seine 45 Treffer reichen im Übrigen dennoch lediglich zu Position zwei in der internen Torschützenliste – die Rückraum-Kollege Philipp Vorlicek von der rechten Seite mit 55 Toren anführt. Vorlicek konnte die Eintracht vor ein paar Monaten aus Nordhorn-Lingen nach Hagen holen.

Natürlich traut Naji den Essenern zu, die bevorstehende Aufgabe erfolgreich zu lösen, obwohl das Training zuletzt aufgrund einiger Erkältungsfälle durchaus schwieriger war als erhofft. Eine Ausrede mag der Coach darin trotzdem nicht suchen: „Das trifft im Moment alle.“ Das bisher Erreichte mit Rang zwei und der dazu passenden Punkte-Ausbeute sowie der Heimvorteil sprechen aus seiner Sicht für TuSEM, das selbst dem 23:29 kürzlich in Gummersbach einiges abgewinnen konnte, weil die Atmosphäre in der vollen Schwalbe-Arena ein tolles Erlebnis war. Der Spaß-Faktor wäre allerdings noch viel höher, sollte in der Halle Am Hallo ein weiterer Erfolg gelingen – im Idealfall vor ebenfalls gut besetzten Tribünen. Dort finden nach offiziellen HBL-Angaben genau 2278 Fans einen Platz und die Rekordmarke für die laufende Saison gab es am 15. Oktober beim 24:24 gegen die Eulen Ludwigshafen mit 1833 Zuschauern und einer Auslastung von 80,43 Prozent. Sicher ist jetzt besonders eins: Essen will gegen Hagen hundert Prozent Leistung bieten.

Das wäre normalerweise auch das Ziel des TSV Bayer Dormagen im für Freitagabend vorgesehenen Heimspiel gegen den ThSV Eisenach gewesen. Die zuletzt von großen personellen Problemen geplagte Mannschaft von Trainer Dusko Bilanovic, nach drei Niederlagen hintereinander auf Rang 19 abgerutscht (Vorletzter/4:12 Punkte), muss allerdings eine Zwangspause einlegen: Wegen einiger Coronafälle in der Mannschaft aus Thüringen (Platz 15/6:12) wurde die Partie abgesagt (neuer Termin offen). Für die Dormagener geht es deshalb erst am 17. November gegen die Eulen Ludwigshafen weiter (Elfter/7:7).