3. Liga
Das Drachen-Duell: Opladen kann sich nur kneifen
TuS 82 hat schon wieder ein Spitzenspiel und die HSG Krefeld Niederrhein eine Pflicht-Aufgabe vor sich. In der zweiten Tabellenhälfte stehen vor allem die Panther unter Druck.

Vier gewinnt? Im Moment fast immer: Krefelds Regisseur Merten Krings (links) trägt ebenso das Trikot mit der Nummer 4 wie Opladens Spielmacher Johannes Sonnberg. Dass die beiden Mannschaften zurzeit gemeinsam die Tabelle anführen, ist auch ihr Verdienst. (Foto: Herbert Mölleken)

Diesen Schmerz tun sie sich rund um die Bielerthalle im Moment gerne an. Kneifen ist angesagt, mehrmals täglich – um immer wieder zu überprüfen, ob dieses unwirklich scheinende Bild mit der Tabelle der 3. Liga wohl doch die Realität abbildet. Das tut sie: Der TuS 82 Opladen liegt auf dem zweiten Tabellenplatz und nur über das Torverhältnis hinter der HSG Krefeld Niederrhein (beide 16:2 Punkte), die fast alles von den Opladenern unterscheidet – Strukturen und Ansprüche beispielsweise. Während die Eagles ganz klar die Qualifikation für die Meisterrunde anstreben (mindestens Rang zwei erforderlich), will der TuS 82 „nur“ drinbleiben und das am besten auf direktem Weg (Platz drei bis sechs). Dabei wartet auf das Team von Trainer Fabrice Voigt schon wieder ein Spitzenspiel, denn der Dritte SG Schalksmühle-Halver Dragons kommt (14:4 Punkte). Obwohl das der nächste ganz dicke Brocken ist, darf Voigts Mannschaft wieder ein bisschen träumen: Sollte sie ihren neunten Erfolg in dieser Saison schaffen, stünde das Konto bei 18:2 Zählern – was ein klarer Vorsprung auf die Dragons wäre (dann 14:6) und mindestens sechs Punkte auf ein Verfolgertrio aus VfL Gummersbach II, Longericher SC und GSV Eintracht Baunatal (aktuell alle 10:8). Bis zum Leichlinger TV (8:10), bei dem auf Rang sieben die Plätze für die Abstiegsrunde beginnen, sind es momentan bereits acht Zähler. 

Dass in einer Woche am 20. November in Burscheid das Derby beim LTV folgt, hat in den Gedanken der Opladener vorerst keinen Platz, „Damit beschäftigen wir uns erst ab Montag“, versichert der TuS-82-Coach, der in der Vorbereitung auf die Dragons tatsächlich ausreichend Arbeit mit seinem Team zu bewältigen hat. Die Qualitäten der Gäste fasst er so zusammen: „Sie stehen nicht zu Unrecht da oben.“ Krefelds Coach Maik Pallach hatte sich kürzlich sehr ähnlich geäußert: „Eine absolute Top-Mannschaft.“ Die Bestätigung für diese Einschätzung war aus Krefelder Sicht schmerzhaft, denn es gab in Schalksmühle ein 26:32-Niederlage. Auf der anderen Seite sind die Dragons offensichtlich durchaus verwundbar – 23:31 beim Longericher SC, 31:36 gegen den GSV Eintracht Baunatal. Bei allem Respekt vor dem Kontrahenten wollen die Opladener alles in die Waagschale werfen, um das nächste lesenswerte Kapitel in ihrer bisher so starken Saison zu schreiben. „Wir haben eine Chance“, findet Voigt. Das werden sie in Schalksmühle ebenfalls wissen. Und unterschätzen wird die Opladener längst niemand mehr.

Gruppenfavorit Krefeld steht auf der Zielgeraden der Hinrunde vor zwei Aufgaben, die auf den ersten Blick relativ einfach aussehen – und in den Augen von Trainer Maik Pallach gerade deshalb so gefährlich sind. Für die Aufgaben am Samstag gegen den Letzten TuS Volmetal (2:16 Punkte) und am 20. November beim Vorletzten ESG Gensungen/Felsberg (3:15) erwarten alle rund um die Halle Glockenspitz zwei deutliche Siege. „Ich möchte wirklich davor warnen“, betont Pallach, „nach dem, was ich im Video gesehen habe, haben die Volmetaler ein gute Spielanlage. Die haben eine Idee in Unterzahl und eine in Überzahl, außerdem zwei verschiedene Abwehrsysteme. Das wird sicher kein Selbstläufer.“ Von seiner eigenen Mannschaft fordert er trotzdem oder gerade deswegen sowohl gegen den TuS als auch Gensungen zwei überzeugende Auftritte: „Wir erwarten von uns selber zwei Siege. Dann haben wir, glaube ich, eigentlich eine ganz gute Hinrunde gespielt.“ 

Von einer richtig guten Hinrunde wird der Longericher SC immer noch nicht sprechen, obwohl vier Siege hintereinander sowohl Stimmung als auch sportliche Lage erheblich verbessert haben. Nach dem Erfolg über die Dragons gewann Longerich anschließend beim Leichlinger TV (31:26), gegen die SG Menden Sauerland Wölfe (31:26) und gegen Volmetal (34:33), also gegen Teams aus der unteren Tabellenhälfte. Es versteht sich fast von selbst, dass die mittlerweile auf Rang fünf gekletterten Kölner ihre Position auf gar keinen Fall in der Abstiegsrunde sehen und deshalb ein Erfolg über die ESG Gensungen/Felbsberg als Pflicht gilt. Das ist noch viel mehr bei den mit 6:0 Punkten gestarteten Bergischen Panthern der Fall, deren 21:26 gegen Schalksmühle die dritte Niederlage hintereinander war. Der achte Platz und 8:10 Punkte sind nicht mal im Ansatz das, was sich die Mannschaft von Trainer Marcel Mutz vorgestellt hat – und so müssen die Panther gegen die auf Position zehn hinter ihnen stehenden Sauerland Wölfe (4:14) dringend gewinnen. Sonst droht der Weg zu den rettenden Plätzen immer weiter zu werden.

Ebenfalls um die begehrten Ränge drei bis sechs kämpfen der Leichlinger TV (Siebter/8:10) und Aufsteiger TuSEM Essen II (Neunter/7:11). Für die Leichlinger sprechen vor der Aufgabe in Baunatal vor allen Dingen die starke Moral und der unbedingte Wille, sich von der komplizierten Gesamtsituation (Halle, Verletzungen) nicht aus der Bahn werfen zu lassen. „Wir fahren zu einer Mannschaft, die im Rückraum bärenstark besetzt ist und gute Außenspieler hat“, findet Leichlingens Co-Trainer Achim Symmanek, „sie spielt unserer Meinung nach immer noch unter ihren Möglichkeiten. Letztes Wochenende haben sie allerdings gezeigt, was in ihnen steckt, indem sie Schalksmühle geschlagen haben. Wir tauchen da nicht unbedingt als Favorit auf.“ Er geht gleichzeitig immerhin davon aus, dass die gute Partie beim 30:23 gegen die Panther im eigenen Team für mehr Selbstbewusstsein gesorgt hat: „Wir hoffen, dass wir eine ähnliche Leistung in Baunatal noch mal abrufen können. Wenn wir etwas Zählbares mitnehmen würden, wären wir mehr als glücklich.“ Größtes Problem: Die Liste der drohenden Ausfälle ist nach wie vor lang: „Wir fahren trotzdem nicht hin, um da zwei Punkte abzuliefern. Wir werden kämpfen.“

Eine Art Mannschaft der Stunde ist – neben den Opladenern – der Klassen-Neuling TuSEM Essen II, denn das Team von Trainer Nelson Weisz ist inzwischen ganz gut in der 3. Liga angekommen. Aus den 0:10 Punkten vom Auftakt mit fünf Niederlagen aus fünf Spielen sind durch 7:1 Zähler aus den nächsten vier Partien ohne Niederlage insgesamt 7:11 Punkte geworden. Nicht unwichtig: Die Leichlinger (33:28), die SG Menden Sauerland Wölfe (27:26), Volmetal (32:24) und Gensungen/Felsberg (33:33) gehören ebenfalls zur unteren Tabellenhälfte. Daraus ergibt sich, dass TuSEM als einer der größeren Außenseiter in der 3. Liga zumindest mit einer beträchtlichen Anzahl an Mannschaften auf Augenhöhe unterwegs ist. Wozu der Aufschwung der vergangenen Wochen nun am späten Sonntag-Nachmittag im Heimspiel gegen den Vierten VfL Gummersbach II reicht, hängt unter anderem davon ab, welches Personal dem VfL zur Verfügung steht. Weil die Gummersbacher Erste ihr Spitzenspiel in der 2. Bundesliga beim Dritten ASV Hamm-Westfalen bereits am Freitagabend bestreitet, dürften Drittliga-Coach Goncalo Miranda wieder einige Leihgaben aus dem Profi-Kader zur Verfügung stehen.