12. November 2021 | Zurück zur Artikelübersicht » |
ASV Hamm-Westfalen – VfL Gummersbach 26:31 (12:11). Das Ergebnis drückte nicht wirklich aus, welch hartes Stück Arbeit der Tabellenführer im Spitzenspiel beim bisherigen Dritten in Westfalen hatte. Der ASV war knapp 45 Minuten lang auf Augenhöhe und hatte sich kämpferisch nichts vorzuwerfen. Die Gummersbacher ihrerseits behielten selbst in kritischen Situationen einen kühlen Kopf und zeigten über die gesamte Dauer des Spiels eine konstantere Leistung. Weil die Mannschaft von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson unterm Strich verdient zwei Punkte mitnahm, baute sie ihre Spitzenposition in der 2. Bundesliga aus und bleibt mit 18:2 Punkten der erste Anwärter auf den Aufstieg. Neuer Zweiter ist der VfL Eintracht Hagen (14:6) nach dem Erfolg über TuSEM Essen (Dritter/13:7). Hamm rutschte durch die Niederlage auf Rang fünf hinter den TV Hüttenberg, liegt aber noch vor der HSG Nordhorn-Lingen (alle 12:6).
Der VfL erwischte mit dem 2:0 (5.) den besseren Start, doch schon beim 2:2 (7.) war die Angelegenheit wieder ausgeglichen. Den ersten Aufreger bot dann die zehnte Minute, als Hamms Abwehrchef Michael Fuchs nach einem Foul die Rote Karte sah. Der ASV ließ sich davon zunächst nicht beirren und legte nach dem 6:6 (17.) sogar eine 9:6-Führung (19.) vor. In dieser Phase konnten sich die Hausherren vor allem auf ihren starken Keeper Felix Storbeck verlassen. Der VfL tat sich schwer und brauchte dann eine doppelte Überzahl, um wenigstens auf 8:9 (22.) zu verkürzen. Die Lebensversicherung der Gäste in der Offensive war im ersten Abschnitt definitiv mal wieder einmal Routinier Janko Bozovic, der vor der Pause sechs Mal traf – unter anderem zum 10:10-Ausgleich (28.).
Etwas überraschend ließ Sigurdsson Bozovic nach dem Seitenwechsel zunächst auf der Bank. Der 36-Jährige kam nun nur noch für die Siebenmeter und erzielte so unter anderem das 13:13 (35.). Gummersbach stellte ab jetzt die bessere Defensive, Hamm tat sich im Angriff deutlich schwerer. Gäste-Keeper Tibor Ivanisevic trug in Form einiger wichtiger Paraden ebenfalls seinen Teil zur Wende bei. Vorne fand der VfL inzwischen immer bessere Lösungen und Raul Santos traf beim 18:17 (41.) zur ersten VfL-Führung seit langer Zeit. Szymon Dzialakiewicz erhöhte kurz darauf auf 21:19 (45.), Ellidi Vidarsson auf 23:20 (47.).
In der 49. Minute kam Bozovic zum nächsten Siebenmeter, den er souverän zum 24:21 verwandelte. Im Umdrehen und Zurücklaufen kollidierte er mit Hamms Jan Brosch – der dafür mit einer Zeitstrafe bedacht wurde. Die Hausherren (inklusive der meisten anwesenden Zuschauer) waren hiermit überhaupt nicht einverstanden und beim nächsten Strafwurf bekam Bozovic den Unmut der ASV-Anhänger lautstark zu hören – was ihn eher so gar nicht störte und den Treffer zum 26:22 (52.) besonders wertvoll machte. Hamms Coach Michael Lerscht versuchte es noch einmal mit einer offenen Deckung, aber diese Maßnahme änderte nichts mehr am Gummersbacher Sieg – im Gegenteil. Dank der sich nun bietenden Lücken baute der Spitzenreiter den Vorsprung zwischenzeitlich auf sechs Tore zum 30:24 (59.) und 31:24 (60.) aus.
VfL Gummersbach: Nagy, Ivanisevic – Fanger, Vidarsson (3), Köster (5), Blohme (3), Schneider, Pregler (1), Dzialakiewicz (3), Santos (2), Styrmisson (2), Kiesler, Stüber, Zeman (3), Bozovic (9/6).
TuSEM Essen – VfL Eintracht Hagen 28:29 (10:14). Der Motor des Bundesliga-Absteigers läuft in den Spielen gegen Teams aus der oberen Hälfte nicht rund, denn auch gegen die Hagener reichte es nicht zu einem Erfolg – wie beim 25:34 in Bietigheim, wie beim 24:24 gegen die Eulen Ludwigshafen und wie beim 23:29 in Gummersbach. Das Team von Trainer Jamal Naji konnte sich nach einer schwachen ersten Halbzeit ohne viel Druck aus dem Rückraum zwar steigern, musste jedoch sowohl den Sieg als auch Platz zwei den nervenstarken Hagenern überlassen – die nun mit 14:6 Punkten der erste Verfolger des VfL sind. Essen (13:7) folgt auf Rang drei und hat einen Pulk an Konkurrenten im Nacken: TV Hüttenberg, ASV Hamm-Westfalen und HSG Nordhorn-Lingen (alle 12:6) liegen mit wenig Abstand auf der Lauer.
Natürlich wussten sie in Essen, dass da nicht irgendeiner beliebiger Aufsteiger in die Halle „Am Hallo“ kommt – sondern eben Hagen, das mit 12:6 Punkten und Rang vier einen überzeugenden Saisonstart erwischt hatte. Das Urteil von TuSEM-Trainer Jamal Naji vor der Partie: „Das ist eine der besseren Mannschaften der Liga.“ Dass er sich in seiner Einschätzung bestätigt sah, dürfte den Essener Coach aber nicht besonders weitergebracht haben – weil er trotz allem davon ausgegangen war, mit seiner Mannschaft die richtigen Lösungen zu finden. Bis zum 5:2 (11.) durch den Treffer von Felix Klingler sah es tatsächlich nicht schlecht aus für die Essener, die sich nun allerdings für zehn Minuten aus dem Abend verabschiedeten und nach dem 7:9 (21.) übers 8:12 (25.) am Ende der ersten Halbzeit mit vier Treffern in Rückstand lagen. Es deutete nicht mehr besonders viel darauf hin, dass TuSEM noch in die Nähe einer Wende kommen sollte.
Beim 15:18 (37.) oder 16:19 (39.) schien Essen weiter auf eine Niederlage zuzusteuern, ehe der inzwischen ins Tor beorderte Arne Fuchs durch starke Paraden und Spielmacher Justin Müller als Antreiber ein Comeback der Gastgeber einleiteten. Mit dem 20:20 (44.) von Noah Beyer begann ein Krimi – 22:22 (48.), 23:23 (50.), 24:24 (51.). Und selbst das 24:26 (53.) konnte Najis Mannschaft durchs 25:26 (54./Siebenmeter) von Beyer und durchs 26:26 (56.) von Müller wieder ausgleichen. Auf der Zielgeraden schlug dann erneut die große Stunde des Hageners Rückraums: Philipp Vorlicek traf zum 27:26 (56.) und Pouya Norouzi Nezhad zum 28:26 (59.). Dann stand der VfL unmittelbar vor dem Ballverlust wegen Zeitspiels – zehn Sekunden vor der Schluss-Sirene. Hagen stellte in der größten möglichen Ruhe eine Mauer für Vorlicek – 29:27, die Entscheidung.
„Die Geschichte des Spiels ist relativ schnell erzählt“, stellte Naji fest, „in der ersten Halbzeit verteidigen wir gut, bekommen aber zu oft Würfe ins Tor, haben keine Haltequote und greifen dafür sehr schlecht an. In der zweiten Halbzeit ist die Abwehrleistung einen Ticken schlechter, dafür ist die Angriffs-Qualität deutlich besser – und wir haben eine viel höhere Haltequote. Die Niederlage tut weh, wenngleich man sagen muss, dass Hagen eine brutale Qualität hat und der Sieg für sie dementsprechend gerechtfertigt war. Für uns geht es jetzt weiter.“ Wesentlich einfacher dürfte die nächste Aufgabe dabei nicht werden, denn am 17. November trifft Essen auf den Mit-Absteiger HSG Nordhorn-Lingen – der ebenfalls in der oberen Hälfte zu Hause ist.
TuSEM Essen: Fuchs, Bliß, Diedrich – Beyer (7/6), Glatthard, Dangers (2), Homscheid, Becher (4), Ignatow, Szczesny (1), Müller (4), Firnhaber (2), Seidel, Morante Maldonado (4), Klingler (4).