17. November 2021 | Zurück zur Artikelübersicht » |
VfL Eintracht Hagen – VfL Gummersbach 40:36 (20:16). Es ist gewiss ein Kunststück, mit 36 erzielten Treffern ein Auswärtsspiel zu verlieren. Die Gummersbacher bewiesen allerdings am Mittwochabend in der Hagener Krollmann-Arena vor allem, dass sie auch in diesem Bereich ungewöhnliche Qualitäten besitzen – zumal sie auf der anderen Seite defensiv fast alles dafür taten, dass sie sogar noch die Marke von 40 Gegentoren erreichen. Das gelang tatsächlich genau 25 Sekunden vor der Schluss-Sirene, als Philipp Vorlicek für den phasenweise wie entfesselt wirkenden VfL auf 40:35 erhöhte. Mit dem 36:40 durch Lukas Blohme endete kurz darauf ein Abend, den sich die Gäste ganz sicher ganz anders vorgestellt hatten. Die Leistung war aber unter dem Strich nicht erstligareif und passte nicht zu den Ansprüchen des VfL, mit dem die Tabelle sogar gnädig umging. Weil der Vorsprung groß genug war, liegt das Team von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson mit 18:4 Punkten weiter auf dem ersten Platz – vor den herangerückten Hagenern, dem TV Hüttenberg und der HSG Nordhorn-Lingen (alle 14:6) sowie dem ASV Hamm-Westfalen (14:6). Der angesichts zuletzt überzeugender Leistungen bei einigen Konkurrenten vielleicht befürchtete Alleingang des VfL ist vorerst abgesagt.
Das Tempo schon in der ersten Halbzeit? Zum Teil irrwitzig hoch. Die Anzahl der Gegentreffer? Ebenfalls zu hoch – wie jene bei den Fehlwürfen und Ballverlusten. Alleine bis zum 3:6 (9.) hatte Gummersbach sechs Angriffe ohne erfolgreichen Torwurf abgeschlossen und Hagen damit immer wieder in die Karten gespielt. Der VfL, gestützt auf einen starken Keeper Tobias Mahncke, behielt bis zum 8:6 (15.) die Kontrolle, ehe Janko Bozovic den ersten Siebenmeter ungenutzt ließ. Es war der Anfang einer aus Gäste-Sicht ziemlich unglücklichen Serie, denn beim Stande von 8:9 scheitete Hakon Styrmisson ebenfalls beim Strafwurf (18.), ehe Julian Köster (19.) und Styrmisson aus dem 8:10 den 10:10-Ausgleich machten. Bezeichnend für bisweilen konfus wirkende Gäste war nach dem 10:11 (21.) der folgende Anwurf, nach dem Lukas Blohme den Teamkollegen Bozovic finden wollte, aber den dazwischenspritzenden Hagener Alexander Becker übersehen hatte. Der VfL machte daraus in seinem nächsten Angriff das 12:10 (21.) und zog dreimal bis auf fünf Treffer weg – 18:13 (28.), 19:14 (29.), 20:15 (30.). Einer der Bausteine dafür: Gummersbach leistete sich zwischendurch den Luxus, beim 13:17 durch Bozovic einen dritten Siebenmeter (27.) in der ersten Halbzeit auszulassen.
Die Gäste kamen wohl mit der festen Absicht aus der Kabine, es bedeutend besser zu machen – was allenfalls in bescheidenen Ansätzen gelang. Im Hagener Wirbel behielt schließlich allenfalls Julian Köster den Blick für die richtigen Aktionen zum richten Zeitpunkt: Ohne seine elf Treffer wäre die Gummersbacher Pleite viel klarer ausgefallen. Die Defensive – abwesend. Keeper Tibor Ivanisevic dahinter – ein Schatten vergangener Auftritte. In der offiziellen Statistik der HBL tauchte später eine Quote von 21,95 Prozent gehaltener Bälle auf, die für seine Verhältnisse ein miserabler Wert sind. Eintracht-Kollege Tobias Mahnke auf der andere Seite landete bei 35,71 Prozent und brachte die Gummersbacher oft wenigstens an den Rand der Verzweiflung. Und klar: Mahnke parierte in der zweiten Halbzeit wiederum „seinen“ Siebenmeter. Dass beim Stande von 26:32 (50.) bereits fast alles gelaufen war, änderte nichts an Mahnkes Jubel und an Styrmissons Frust. Dass der VfL auf der Zielgeraden durch eine offene Deckung noch einmal alles probierte, blieb ein verzweifelter Versuch, brachte jedoch nach dem 28:36 (53.) bloß eine Ergebnis-Verbesserung. Für einen Sieg kam Gummersbach nicht mehr annähernd in Frage – uns es hätte einen Erfolg nicht annähernd verdient gehabt. Die Aufgabe am kommenden Sonntag (18 Uhr) gegen den EHV Aue wird nun für Sigurdssons Mannschaft in erster Linie eine Gelegengheit zur Wiedergumtachung – nicht wegen der Niederlage als solcher, sondern deshalb, weil die Vorstellung so überhaupt nicht zu den allgemein hohen Ansprüchen passen wollte.
VfL Gummersbach: Nagy, Ivanisevic (1) – Vidarsson (6), Köster (11), Blohme (4), Schroven, Schneider, Pregler (3), Dzialakiewicz (1), Santos, Styrmisson (3), Kiesler, Stüber (1), Zeman (3), Bozovic (3).
TuSEM Essen – HSG Nordhorn-Lingen 24:33 (10:15). Die Essener Leistung passte zum trüb-grauen Novemberwetter und nach der deutlichen Niederlage gegen die Gäste aus Niedersachsen muss sich der TuSEM fürs Erste aus der Spitzengruppe der 2. Bundesliga verabschieden. Mit 13:9 Punkten rutschten die Essener auf Platz sechs ab, während sich die HSG auf 16:6 Zähler verbesserte und damit als Vierter nur knapp hinter den punktgleichen Eintracht Hagen und TV Hüttenberg rangiert. Die Mannschaft von TuSEM-Trainer Jamal Naji muss sich bis zu ihrer nächsten Chance auf Wiedergutmachung zudem noch weiter gedulden: Die für den kommenden Samstag geplante Partie beim ThSV Eisenach wird verschoben, weil sich noch mehrere Spieler der Thüringer in Corona-Quarantäne befinden. Am 26. November erwartet Essen nun den VfL Lübeck-Schwartau und kann da versuchen, sich aus der kleinen Negativ-Serie (drei Niederlagen in Folge) zu befreien.
Die Gastgeber fanden nur sehr schleppend in die Partie und liefen über das 0:2 (2.) und 1:4 (8.) direkt hinterher. Vorne kamen die Essener gegen die stabile Nordhorner Deckung kaum zu vernünftigen Lösungen. Die Gäste ihrerseits spielten immer wieder Lücken frei und hatten in Markus Stegefelt und Georg Pöhle zwei ganz gefährliche Akteure im Rückraum. So nahm TuSEM-Coach Naji beim 4:8 (17.) die erste Auszeit – und weil sich keine Besserung einstellte, beim 5:12 (22.) direkt die zweite. Bis dahin hatten die Hausherren eine viel zu hohe Quote an technischen Fehlern und verworfenen Bällen. Eine leichte Steigerung bis zur Pause brachte Essen dann immerhin heran und vor allem Dimitri Ignatows Treffer von Rechtsaußen zum 10:15-Halbzeitstand genau mit der Sirene hielt bei den gut 1400 Zuschauern die Hoffnung aufrecht.
Aber auch nach dem Seitenwechsel deutete sich keine Wende an. Im Gegenteil: Zum gebrauchten Abend der Essener passten zum Beispiel die völlig unnötigen Zeitstrafen gegen Noah Beyer wegen eines Wechselfehlers (36.) oder gegen Markus Dangers wegen des zu frühen Herauslaufens aus dem Block beim Freiwurf (40.). Dass Dangers kurz darauf nach einem Foul sogar die Rote Karte sah (45.), rundete das Bild ab – Sekunden später erzielte Nordhorns Robert Weber das 24:17 (46.). Der TuSEM auf 20:25 heran (48.), verpasste es dann aber, sich in der Schlussphase wenigstens anständig aus der Partie zu verabschieden. Mit 2:8 verloren die Gastgeber die nächsten zehn Minuten und lagen so beim 22:33 (59.) mit elf Treffern hinten. Klar: An die Spitzengruppe dachte in diesem Moment in Essen wohl kaum noch jemand.
Trainer Naji wirkte angesichts einiger Baustellen erst einmal nachdenklich: „Das ist enttäuschend, sehr ernüchternd, die dritte Niederlage in Folge – auch wenn man fairerweise sagen muss, dass es gegen Platz eins, zwei und drei in der Tabelle war, also gegen Top-Teams. Wir hatten heute wenig Torhüter-Paraden. Das lag aber, das möchte ich ausdrücklich betonen, nicht nur an unseren Torhütern. An Ende des Tages kommen wir wieder auf 17 Fehlwürfe. Wir bekommen den Ball nicht unter, bei freien Situationen vor allen Dingen. Und unser Kreisläuferspiel funktioniert aktuell nicht so wie letztes Jahr.“ In der Pause bis zum nächsten Einsatz gegen Lübeck wollen die Essener nun intensiv an den Mängeln arbeiten, um bald wieder erfolgreicher zu sein. „Da müssen wir jetzt weitermachen und schauen, dass wir unsere Lehren daraus ziehen“, sagte der TuSEM-Coach.
TuSEM Essen: Bliß, Diedrich – Beyer (4/3), Glatthard, Rozman (7), Dangers (2), Homscheid, Becher (1), Ignatow (2), Szczesny (1), Müller (3), Firnhaber (2), Seidel, Morante Maldonado (1), Klingler (1/1).