3. Liga
Kölsche Mathematik: Essen gegen Longerich ist ein Spitzenspiel
LSC hat zuletzt 10:0 Punkte geholt, TuSEM II immerhin 9:1. Leichlingen und Opladen treffen sich zum Derby.

Taktik-Tüftler: Opladens Trainer Fabrice Voigt weiß, dass er sich fürs Derby gegen Leichlingen zusammen mit seiner Mannschaft einiges einfallen lassen muss. (Foto: Thomas Ellmann)

Nachbarschaftshilfe? Sonst vielleicht gerne. Diesmal aber sicher nicht. Es ist im Übrigen gar nicht so lange her, dass der Leichlinger TV aus der 2. Bundesliga ein bisschen von oben auf den sportlich kleineren TuS 82 Opladen aus der Oberliga Mittelrhein herunterblicken konnte. Aber die Dinge haben sich gründlich geändert, denn auf der einen Seite haben die Opladener den Weg über die neue Regionalliga Nordrhein in die 3. Liga gefunden, der seit einiger Zeit auch die Leichlinger angehören – die dort aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten sogar vor dem Aus standen und nur durch einen Kraftakt und ein neues Führungsteam sportlich überlebten. Grundsätzlich sind damit beide Seiten wohl auf Augenhöhe unterwegs – obwohl die Tabelle etwas ganz anderes ausdrückt: Der TuS 82 mit Trainer Fabrice Voigt liegt mit 16:4 Zählern als Zweiter hinter dem Tabellenführer HSG Krefeld-Niederrhein (18:2) und über das bessere Torverhältnis noch immer knapp vor dem punktgleichen Dritten SG Schalksmühle-Dragons (ebenfalls 16:4). Gegen jene beiden Teams gab es die bisher einzigen Niederlagen (24:30 in Krefeld, 23:25 gegen Dragons), während auf der Habenseite neun zum Teil spektakuläre Siege stehen. Der LTV, der sich vor knapp drei Wochen auf einem guten Weg sah, musste demgegenüber zuletzt zwei schmerzhafte Niederlagen hinnehmen – 20:40 in Krefeld, 27:34 beim GSV Eintracht Baunatal. Die aktuellen 8:12 Punkte bedeuten Rang neun und diese Position bringt am Ende den Gang in die Abstiegsrunde.

Genau darum geht es für beide seit dem ersten Spieltag: Es soll mindestens der sechste Platz herausspringen, um in Sicherheit zu sein. Das hat sich selbst bei den Opladenern nach den überraschend guten Ergebnissen der vergangenen Wochen keinen Millimeter geändert: Niemand rund um die Bielerthalle erhebt einen Anspruch auf einen der beiden ersten Ränge und die Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga. Trotzdem ist der bisherige Verlauf der Serie natürlich eine Genugtuung fürs Team von Trainer Fabrice Voigt, der sogar der Niederlage gegen Schalksmühle etwas Positives abgewinnen konnte: Selbst mit einer nicht richtig überzeugenden Leistung war der TuS 82 schließlich in der Lage, das Duell mit den Dragons relativ knapp zu gestalten. In der Summe sieht der LTV deshalb die Gäste in der Favoritenrolle. „Die Opladener schwimmen auf einer Erfolgswelle, da kommt ein starkes Kollektiv auf uns zu. Wir werden natürlich alles dafür tun, das Lokalderby so lange wie möglich offenzuhalten und vielleicht am Ende mit viel Glück was Zählbares rauszuholen. Alles in allem hoffen wir, dass es ein schönes Spiel wird.“ Es gehört dabei zu den großen Hindernissen in der Leichlinger Saison, dass die Partie wieder im Burscheider Ausweich-Quartier (Schulberghalle) stattfinden muss, weil die Halle Am Hammer so schnell nicht wieder zur Verfügung steht (Hochwasser-Schäden).

Hinein damit: Kreisläufer Dustin Thöne (Mitte/rotes Trikot) und seine Longericher finden in letzter Zeit wieder häufig genug den Weg zum gegnerischen Tor. (Foto: Thomas Schmidt)

Die Gute-Laune-Gesellschaft der 3. Liga ist zurzeit sicher in Köln beim Longericher SC unterwegs, dessen schleppender Start in die Saison vor der Partie beim Aufsteiger TuSEM Essen II eine Ewigkeit zurückzuliegen scheint. Für LSC-Trainer Chris Stark ist das Duell am Sonntag sogar ein Spitzenspiel – obwohl „nur“ der Vierte (12:8 Punkte) beim Achten antritt (9:11). Stark legt eine ganz spezielle und verblüffende Rechnung vor: „Ich habe mir mal die Tabelle angeguckt und zwar nicht die Gesamt-Tabelle nach zehn Spielen, sondern die der letzten fünf Spiele. Da ist auf Platz eins der Longericher SC mit 10:0 Punkten und auf Platz zwei – noch vor Krefeld, Schalksmühle, Opladen und Baunatal – TuSEM Essen mit 9:1 Punkten.“ Das heißt: Beide Teams sind seit fünf Spielen unbesiegt und haben den Kurs ihrer Aktien massiv gesteigert. Vom Potenzial und Handball-Stil des Klassen-Neulings war Stark allerdings vorher schon überzeugt: „Ich war von Anfang an ziemlich beeindruckt vom der Spielanlage der Essener. Da ist sehr viel Qualität unterwegs. Das Hauptaugenmerk muss aber wieder auf uns liegen.“ Longerich will unter anderem an die gute Angriffsleistung vom jüngsten 39:27 über die ESG Gensungen/Felsberg anknüpfen und möglichst die 30-Treffer-Marke knacken. „Es war in dieser Saison immer so, dass wir gewonnen haben, wenn wir über 30 Tore  geworfen haben. Aber wir brauchen auf jeden Fall auch eine gute Verteidigung. Wir werden noch ein, zwei, drei Schüppen drauflegen müssen“, betont Stark. Diese Einschätzung dürfte zutreffen, weil die Essener gerade beim 37:26 über den VfL Gummersbach II ebenfalls viele gute Lösungen kreierten und TuSEM-Trainer Nelson Weisz seine Mannschaft definitiv sorgfältig auf Longerich vorbereiten wird.

Die Bergischen Panther atmeten zuletzt erleichtert auf, weil sie mit dem 33:26 über den Zehnten SG Menden Sauerland Wölfe ihre Talfahrt der Wochen zuvor (drei Niederlagen in Folge) stoppen und sich auf Platz sieben verbessern konnten (10:10 Punkte). Der Erfolg war allerdings lediglich dann etwas wert, wenn die Mannschaft von Trainer Marcel Mutz nun zum Abschluss der Hinrunde beim Schlusslicht TuS Volmetal (2:18) nachlegt. Lösen die Panther ihre Aufgabe, dürfen sie zugleich den Blick darauf richten, was der Tabellen-Nachbar VfL Gummersbach II (Sechster/ebenfalls 10:10) beim Zweiten SG Schalksmühle-Halver Dragons auf die Beine stellt. Bei einem eigenen Erfolg und einem parallelen Unentschieden oder einer Niederlage des VfL klettert Mutz‘ Team zurück auf den sechsten Platz – in jene Zone, der es nach dem eigenen Anspruch aktiv sein will.

Der Spitzenreiter HSG Krefeld Niederrhein tritt beim Vorletzten Gensungen als Favorit an. Dass die Aufgabe für die Eagles aber ein Selbstläufer werden könnte oder 90 Prozent an Leistung reichen, kommt in den Gedanken von Maik Pallach trotzdem nicht mal ansatzweise vor. Der HSG-Trainer hat vielmehr großen Respekt vor der ESG und er warnt die Krefelder eindringlich: „Nach einer ausführlichen Video-Analyse bin ich ein bisschen verwundert, dass sie erst drei Punkte haben. Gensungen hat eigentlich eine gute und vernünftige Spielanlage in Angriff und Abwehr. In der Breite haben sie dann nicht so viele Spieler, um das Tempo über 60 Minuten gehen zu können. Aber gerade zu Hause ist diese Mannschaft brandgefährlich. Wir müssen uns sehr auf diesen Gegner fokussieren, um die Hinrunde gut abschließen zu können.“ Wirklich überraschend wäre es jedenfalls nicht, wenn das Konto der Krefelder nach elf Partien bei 20:2 Punkten stünde.