2. Bundesliga
Gummersbach zerlegt Aue, Dormagens Sorgen wachsen
VfL verteidigt mit 37:24 überzeugend die Tabellenführung. TSV Bayer hängt weiter im Keller fest.

Umwerfend: Obwohl Timm Schneider (mit Ball) als VfL-Kapitän erst relativ spät in die Partie kam, zeigte er vollen Einsatz. Aues Namens-Kollege Nico Schneider (rechts) konnte sich hautnah davon überzeugen. (Foto: Thomas Wirczikowski)

VfL Gummersbach – EHV Aue 37:23 (15:8). Vielleicht hatte sich der VfL den Sonntagabend etwas schwieriger vorgestellt – weil er selbst am vergangenen Wochenende mit dem 36:40 beim VfL Eintracht Hagen einiges schuldig geblieben war, weil er zudem durchaus Respekt vor den nun auf Rang 15 platzierten Gästen aus Sachsen hatte. Dann kamen aber zwei Faktoren zusammen, die für einen einseitigen Abend sorgten. Dem EHV fehlten einmal nicht nur die wichtigen Stützen Adrian Kammlodt und Goncalo Ribeiro an allen Ecken und Enden. Zusätzlich stellten die Gastgeber eine deutlich stabilere Abwehr als zuletzt – und sie hatten in Keeper Martin Nagy einen starken Rückhalt. Durch den ebenso ungefährdeten wie selbst in dieser Höhe verdienten Sieg festigte Gummersbach (20:4 Punkte) seine Tabellenführung vor der HSG Nordhorn-Lingen (18:6), dem TV Hüttenberg (17:7), dem VfL Eintracht Hagen (17:7) und dem ASV Hamm-Westfalen (16:6). Ganz sicher wird die nächste Aufgabe für den VfL aber wieder zwei Nummern schwieriger: Das Team von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson tritt am kommenden Freitag beim Bundesliga-Absteiger Nordhorn-Lingen zum Gipfeltreffen an. 

Bis Aue beschlossen hatte, ebenfalls an der Partie teilzunehmen, war manches bereits gelaufen – weil die Gummersbacher mit dem Treffer von Julian Köster in der sechsten Minute bereits auf 4:0 erhöhten. Beim Stande von 3:9 (15.) nahm Aue seine erste Auszeit – die allerdings bis zum 6:14 (27.) keine Änderungen zum Besseren brachte. Dass der EHV auf 7:14 (28.) und 8:14 (29.) verkürzen durfte, lag vor allen Dingen an Schludrigkeiten der Hausherren, die immerhin kurz vor der Pause durch Ellidi Vidarsson das 15:8 (30.) folgen ließen, sich mit der größten Ruhe auf den Weg in die Kabine machen und allgemein den Kurs der Lastenverteilung fortsetzen konnten. Trainer Sigurdsson blieb konsequent: Etablierte Stammkräfte wie Kapitän Timm Schneider oder Linkshänder Janko Bozovic hatten über die komplette erste Halbzeit nur einen gemeinsamen (Zuschauer-) Platz auf der Bank. Die Arbeit im Rückraum durften dann andere wie Julian Köster (21), Szymon Dzialakiewicz (21) oder Ole Pregler (19) erledigen. 

Dass sich die Gastgeber im Gefühl der längst geklärten Kräfteverhältnisse zurücklehnen würden, schien ihnen Sigurdsson in der Pause irgendwie verboten zu haben. Beim 23:13 (41.) stand der Vorsprung zum ersten Mal im zweistelligen Bereich und kleiner als zehn Tore wurde er nur noch beim 26:17 (46.), als sich Gummersbach defensiv ausnahmsweise zögerlich zeigte und innerhalb von 60 Sekunden drei Gegentreffer hintereinander kassierte, sowie beim 27:18 (48.) kurz darauf. Dafür wurden die letzten zwölf Minuten erneut ein ganz schwerer Gang für Aue, weil der VfL nun mit einem 10:5-Zwischenspurt für den hohen 37:23-Enstand sorgte – der praktisch nebenbei den bislang höchsten Sieg in dieser Saison brachte. Das schlug sich auch in der Treffer-Verteilung nieder, denn alle eingesetzten Feldspieler erzielten zumindest ein Tor. Leer ging nur Janko Bozovic aus, der allerdings ohne Einsatzminute keine Chance bekam, das persönliche Konto aufzustocken. Mit seinen 74 Toren bleibt der Rückraumspieler trotzdem der erfolgreichste Gummersbacher Werfer in dieser Saison.

Verständlich: In den Stimmungslagen der Verantwortlichen lagen riesige Unterschiede. „In der Halbzeitpause haben wir noch einmal an die Mannschaft appelliert, zu fighten, aber auch das ist uns nicht gut genug gelungen“, sagte Kirsten Weber aus dem Auer Trainerteam, „es gab immer mal wieder Lichtblicke, aber insgesamt haben wir uns unserem Schicksal ergeben. Das war auf allen Positionen deutlich zu wenig.“ Kollege Sigurdsson fand später – anders als nach der Niederlage in Hagen – wenig Anlass für Kritik: „Ich bin sehr zufrieden. Es ist schwer, jetzt bestimmte Spieler herauszuheben, aber es hat mich speziell gefreut für Szymon Dzialakiewicz, er war klasse heute. Die Jungs haben insgesamt eine super Leistung gebracht. Ich habe alle Spieler bringen können und alle haben ihre Leistung gebracht.“

VfL Gummersbach: Nagy, Ivanisevic – Fanger (1), Vidarsson (4), Köster (5), Blohme (4), Schneider (2), Pregler (2), Dzilakiewicz (5), Santos (4/1), Styrmisson (4/2), Kiesler (2), Stüber (3), Zeman (1), Bozovic.

TV Großwallstadt – TSV Bayer Dormagen 36:26 (19:12). Die Dormagener können vielleicht würfeln, was an diesem Sonntagabend mehr wehtat: Die Art und Weise des über weite Strecken hilflosen Auftritts bei einem keineswegs übermächtigen Gegner – oder die Auswirkungen der Pleite in der Tabelle. Der TSV ist nach der Niederlage bei 4:14 Punkten weiterhin Vorletzter und der Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz auf drei Zähler angewachsen. Genau da steht jetzt der TV Großwallstadt (7:13), während das Bayer-Team um Trainer Dusko Bilanovic nach der fünften Pleite in Folge weiter einen eher extrem sorgenvollen Herbst 2021 erlebt.

Klar: Die vergangenen Wochen boten den Dormagenern einige unverschuldete Stolpersteine – wie die coronabedingten Absagen der Partien gegen den ThSV Eisenach (12. November) oder die Eulen Ludwigshafen (17. November). Am Freitag der TSV dann sogar kurzfristig ohne Torhüter da, weil Martin Juzbasic (krank) und Christian Simonsen (Daumen-Operation) ausfielen. Kurzfristig verpflichtete Bayer dafür vom Nachbarn Bergischer HC den 21-jährigen Finnen Joonas Klama (Zweitspielrecht), der die Lücke in Großwallstadt zwar mit zehn Paraden (26,32 Prozent gehaltener Bälle) ordentlich füllte, aber auch nicht für ein knapperes Resultat sorgen konnte.

Dormagen verschlief direkt den Anfang (5./0:4) und lief diesem Rückstand hinterher. Ein Beleg dafür, dass der TSV zu wenig gute Lösungen fand: Nach dem 4:8 (10.) kassierte Großwallstadt zwei Zeitstrafen innerhalb weniger Sekunden und Jan Reimer verwandelte zwar den Siebenmeter zum 5:8 (11.), doch die doppelte Überzahl in den nächsten 100 Sekunden verlor Dormagen mit 1:2 zum 6:10 (12.). Nach dem 7:12 (16.) kamen die Gäste zwar auf 10:12 (19.) heran, doch auch das war kein Signal für eine Wende. Stattdessen legte der TV bis zur Pause einen 7:2-Lauf zum 19:12-Halbzeitstand hin.

Ein wenig Hoffnung dürfte bei Bilanovic aufgekommen sein, als sein Team zum Start in den zweiten Durchgang schnell auf 15:20 (32.) verkürzte. In der Folge leistete sich der Dormagener Angriff allerdings zu viele Fehler und er fand kaum Lücken in der Abwehr der Hausherren. Hinzu kamen Szenen wie Reimers Siebenmeter neben das Tor (36.). So führte Großwallstadt schnell wieder mit sieben Treffern (23:16/39.) und baute den Vorsprung in der Folge weiter aus – 28:20 (45.), 31:22 (51.), 33:23 (54.). Die Frage nach dem Sieger war hier längst beantwortet. Die Frage, wie die Dormagener wieder in die Spur finden wollen, stellt sich erst jetzt. Die Chance auf Wiedergutmachung bietet sich immerhin bereits am Freitag (19.30 Uhr) gegen den Zwölften TV Emsdetten.

TSV Bayer Dormagen: Klama, Broy – Meuser (2), Biernacki, I. Hüter (6), Reimer (4/2), Zurga, P. Hüter (3), Sterba, Grbavac (5/2), Seesing (1), Mast (3), Steinhaus, Trager, Beckers (2).