3. Liga
Halbzeit: Unser Blick in die Glaskugel der 3. Liga
Der diesjährige Modus ist kompliziert. Wir rechnen mal aus, wie es weiterginge, wenn die Hauptrunde jetzt beendet wäre.

Zwei Nachbarn, ein Ziel: Birger Dittmer (links) und Maurice Meurer (rechts) wollen mit dem TuS 82 Opladen die Klasse halten – am besten auf direktem Weg. Dasselbe haben auch Felix Barwitzki (mit Ball) und seine Leichlinger vor – die aber trotz ihres 24:23 im Derby zurzeit noch schlechtere Karten haben als der Lokalrivale. (Foto: Thomas Ellmann)

Es ist ein ziemlicher dichter Zahlendschungel. Und wer bei dem aktuellen Modus der 3. Liga taktische Spielchen betreiben will, braucht neben gehobenen mathematischen Kenntnissen auch hellseherische Fähigkeiten. Erstens: Nach dem Ende der „Normalrunde“ am 13. März 2022 werden viele – aber nicht alle – Karten neu gemischt. Welche Ergebnisse vielleicht in eine Abstiegsrunde mitgenommen werden, lässt sich kaum vorhersagen. Daraus ergibt sich zweitens, dass bis kurz vor dem Ende der Serie fast jedes Spiel entscheidend sein kann und sich kein Team vorwerfen lassen will, unnötig wichtige Punkte liegen gelassen zu haben. Drittens kämpft derzeit mehr als die halbe Liga ohnehin noch darum, im März 2022 einen der ersten sechs Plätze zu belegen, die den direkten Klassenerhalt bringen. Weil der Modus abstrakt und nicht einfach zu verstehen ist, spulen wir einfach mal vor – und tun so, als wäre der heutige Stand (23. November 2021) genau zum Ende der Hinrunde auch der Endstand. Hier ist das Beispiel, wie es dann weitergehen würde:

 

Die Aufstiegsrunde: Die HSG Krefeld (20:2 Punkte) und die SG Schalksmühle/Halver Dragons (18:4) sind ihrer Favoritenrolle in der Gruppe D gerecht geworden und belegen die ersten beiden Plätze, die zur Teilnahme an der Aufstiegsrunde berechtigen. Die Wege der beiden Teams trennen sich nun und die Krefelder treten in der Gruppe I gegen sechs Mannschaften aus den anderen Vorrunden-Gruppen an. Stand heute dürften hier die HSG Konstanz und der TuS Fürstenfeldbruck aus der Gruppe G die stärksten Konkurrenten sein. Die beiden Vereine aus dem Süden der Republik waren in der vergangenen Saison noch in der 2. Bundesliga zu Hause und streben den direkten Wieder-Aufstieg an. Weitere Gegner in der Gruppe wären zurzeit die HSG Hanau, die HSG Rodgau Nieder-Roden, der TuS Dansenberg und die SG Leutershausen. Hanau und Dansenberg kennen die Krefelder bereits aus der Aufstiegsrunde 2021. Hanau war am 10. April in Krefeld zu Gast. Damals siegte die Mannschaft von Trainer Maik Pallach hauchdünn mit 27:26. In Dansenberg kassierte die HSG dagegen am 1. Mai eine 21:24-Niederlage.

Die Krefelder spielen gegen jedes der anderen sechs Teams jeweils einmal, bevor die Runde am 15. Mai 2022 endet. Die beiden Erstplatzierten qualifizieren sich für die Finalspiele am 22. und 29. Mai 2022. Der Sieger der Gruppe I spielt gegen den Zweiten der Gruppe II – und entsprechend der Gewinner der Gruppe II gegen den Zweiten der Gruppe I. In jeweils einem Hin- und Rückspiel werden hier die zwei Aufsteiger zur 2. Bundesliga ermittelt.

Leute, passt auf: Chris Stark (Mitte) weiß als Trainer des Longericher SC sehr genau, dass die Kölner inzwischen auf einem sehr guten Weg sind – aber noch nicht am Ziel. (Foto): Thomas Schmidt)

Das sichere Ufer: Für die Mannschaften auf den Plätzen drei bis sechs ist die Saison am 13. März 2022 beendet. Und für die meisten Beteiligten dürfte dieses Ziel sportlich durchaus attraktiv sein – selbst wenn das nächste Pflichtspiel dann fast ein halbes Jahr auf sich warten lässt. Wäre jetzt nach der Hinrunde Schluss, wären der TuS 82 Opladen (16:6 Punkte), der Longericher SC (14:8), die Bergischen Panther (12:10) und der GSV Eintracht Baunatal (12:10) gerettet und in der Saison 2022/2023 wieder drittklassig unterwegs. Gerade für die Opladener in ihrer ersten „richtigen“ Spielzeit nach dem Aufstieg 2020 wäre das ein grandioser Erfolg

Die Abstiegsrunde: Ab Platz sieben geht das Zittern los. Weil es in den vergangenen beiden Jahren coronabedingt gar keine Absteiger aus der 3. Liga gab, müssen in den kommenden beiden Spielzeiten entsprechend mehr Teams den Gang nach unten gehen. Aus 82 Mannschaften sollen zur Saison 2023/2024 wieder 64 werden. Nach der „Normalrunde“ werden die Abstiegsrunden zum großen Teil neu gemischt. Aus der Gruppe D kommen jeweils zwei Teams in eine gemeinsame Gruppe und nehmen nur die bereits gegeneinander erzielten Ergebnisse mit. Hinzu kommen jeweils vier Mannschaften aus den anderen Gruppen. Nach dem Stand von heute ginge es für den VfL Gummersbach II (10:12 Punkte), den Leichlinger TV (10:12), TuSEM Essen II (9:13), die SG Menden Sauerland Wölfe (6:16), die ESG Gensungen/Felsberg (3:19) und den TuS Volmetal (2:20) in die Abstiegsrunde. Die Gruppeneinteilung sähe im Moment so aus:

Gruppe II: Leichlinger TV, TuS Volmetal, HSG Eider Harde, DHK Flensborg, ATSV Habenhausen, TV Bissendorf-Holte.

Gruppe IV: VfL Gummersbach II, ESG Gensungen/Felsberg, Sportfreunde Budenheim, HSC Bad Neustadt, SC DHfK Leipzig II, SV Plauen-Oberlosa.

Gruppe VI: TuSEM Essen II, SG Menden Sauerland Wölfe, TSG Söflingen, TSV Blaustein, TSG Haßloch, TGS Pforzheim.

Die drei Teams aus dem Harzhelden-Gebiet wären, falls alles so eintritt, in drei verschiedenen Gruppen vertreten. In unserem hypothetischen Beispiel würden alle drei sogar den bisher erzielten Sieg mitnehmen, denn sowohl Leichlingen (33:28 gegen Volmetal) als auch Gummersbach (38:27 gegen Gensungen) und Essen (27:26 gegen Menden) haben in diesem Szenario gegen ihren jeweils „mitreisenden“ Kontrahenten zuvor gewonnen. Bereits mit Pluspunkten in die Abstiegsrunde zu starten, wird dabei am Ende vermutlich lebenswichtig sein. Denn nach acht weiteren Partien (jeweils Hin- und Rückspiel gegen die vier anderen Teams) retten sich lediglich die beiden Erstplatzierten jeder Gruppe, vier Mannschaften müssen den Weg nach unten antreten.

Dass es bei den oben genannten Platzierungen und Einteilungen bleibt, darf als extrem unwahrscheinlich gelten. Bis zum 13. März 2022 wird es noch ein Hauen und Stechen um jeden Platz und jeden Punkt. Sicher dürfte allerdings schon jetzt sein: Der Drittliga-Modus 2021/2022 wird nicht jedem gefallen – vor allem denen nicht, die am Ende absteigen werden. Aber dafür bietet er ein gehöriges Maß an Spannung. Selbst für die, die über gehobene mathematische Kenntnisse verfügen.