26. November 2021 | Zurück zur Artikelübersicht » |
TSV Bayer Dormagen – TV Emsdetten 18:18 (10:11). Trainer Dusko Bilanovic und seine Mannschaft hatten ja keine großen Ansprüche. Und sie wären nach fünf Niederlagen hintereinander selbst mit einem „dreckigen“ Sieg einverstanden gewesen – also mit zwei Punkten aus der Kategorie erzittert oder sehr glücklich. Die Chance dazu, dass genau dieses Szenario zutrifft, bot sich am Ende einer auf bescheidendem Niveau stehenden Partie tatsächlich. Vier Sekunden vor der Schluss-Sirene gaben die Unparteiischen einen Freiwurf für die Dormagener, die natürlich – was sonst – einen Block für Ante Grabavc stellten. Der Rückraumspieler, an diesem trüb-regnerischen November-Abend mit sieben Treffern (fünf per Siebenmeter) der beste Werfer der Gastgeber, kam allerdings mit seinem Wurf nicht durch – und weg war die Hoffnung aufs Happy End, das der TSV Bayer in seiner sportlich kritischen Situation so dringend gebraucht hätte. So taugt der Punktgewinn als Produkt eines Kampfes gegen das seit Wochen anhaltende Verletzungspech vielleicht als kleiner Mutmacher für die nächsten schwierigen Aufgaben, aber in der Tabelle brachte das Unentschieden keinen Fortschritt: Dormagen bleibt mit jetzt 5:15 Punkten auf dem vorletzten Platz. Ganz nebenbei durfte natürlich trotz allem niemand ernsthaft erwarten, dass sich mit 18 erzielten Toren in der 2. Bundesliga überhaupt ein Spiel gewinnen lässt.
Angesichts der zahlreichen Ausfälle, zu denen sich kurzfristig noch die zu stark angeschlagenen und im Grunde nicht zu ersetzenden Ian Hüter und André Meuser gesellt hatten, musste Bilanovic besonders im Rückraum mehr denn je improvisieren. Die Startformation vor dem wieder einsatzbereiten Keeper Martin Juzbasic (hatte zuletzt erkrankt gefehlt) mit Aron Seesing, Ante Grbavac, Patryk Biernacki, Patrick Hüter, Jakub Sterba und Tim Mast sah personell vielleicht halbwegs vertraut aus – obwohl bereits hier nicht alle auf ihren angestammten Positionen unterwegs sein durften. In der Schlussphase bildeten sogar der aus der zweiten Mannschaft aufgerückte Janis Beckers, Linksaußen Mast und Rechtsaußen Grbavac den Rückraum – was in dieser Zusammensetzung noch nie der Fall war und so schnell wohl nicht wieder der Fall sein wird. Größtes Plus des TSV Bayer: Die Mannschaft gab nie auf – nicht nach dem Fehlstart zum 1:5 (7.) und nicht nach dem 5:10 (21.) etwas später. Dass selbst dieser Rückstand keine Entscheidung brachte, hatte in erster Linie mit der überragenden Vorstellung von Torhüter Juzbasic zu tun, der insgesamt vier Siebenmeter abwehrte und zahlreiche weitere Chancen der Gäste sehenswert vereitelte. Ohne ihren Keeper, der seiner leidenschaftlich kämpfenden Abwehr zusätzlichen Halt gab, wäre die sechste Niederlage hintereinander unvermeidlich gewesen.
Bilanovic‘ Team ackerte sich nach dem Wechsel ein paar Mal an einen Sieg heran – 14:13 (41.), 16:14 (45.), 17:15 (51.), 18:17 (56.). Der Rest des von der Spannung lebenden Abends war nach dem 18:18 (57.) besonders ein Duell der Nerven, in dem beide Seiten nicht den rettenden Anker setzen konnten. Zuerst warf Grabavac in den Block (58.), ehe Emsdettens Linksaußen Paul Kolk das Ziel verfehlte (59.). Nach der letzten Auszeit des TSV Bayer (59.) scheiterte Beckers an TVE-Schlussmann Maurice Paske (59.), bevor die mit dem siebten Feldspieler viel riskierenden Emsdettener auf erstaunliche Art den Ball verloren und Dormagen erneut die Gelegenheit bekam, sich doch zwei Punkte zu verschaffen. Dass es bei der Theorie blieb, war insgesamt vielleicht sogar gerecht. Und genau darauf konnten sie im Sportcenter diesmal so gut verzichten. Da wäre ein „dreckiger“ Sieg herzlich willkommen gewesen.
TSV Bayer Dormagen: Klama, Juzbasic – Träger, Eugler, Biernacki (1), Reimer, Beckers (3), Zurga, P. Hüter (1), Sterba (4), Grbavac (7/5), Seesing (2), Mast, Steinhaus.
TuSEM Essen – VfL Lübeck-Schwartau 27:29 (9:14). Die Essener Talfahrt geht weiter und die Niederlage gegen die Gäste aus Schleswig-Holstein war nun schon die vierte Pleite in Serie. Dabei verspielte die Mannschaft von Trainer Jamal Naji die Begegnung weitgehend schon in der ersten Halbzeit. Nach der Pause zeigten die Gastgeber zwar eine deutliche Steigerung und kämpften sich in die Partie zurück, konnten am Ende aber nichts Zählbares mitnehmen. Die Konsequenz: Mit jetzt 13:11 Punkten ist der Bundesliga-Absteiger auf Platz sieben und damit im grauen Mittelmaß der Tabelle angekommen. Am nächsten Mittwoch erhält Najis Team nun beim Dessau-Roßlauer HV (Achter/12:8) die Gelegenheit, nach einem komplett punktlosen November wieder in die Spur zu finden.
In den ersten zehn Minuten gegen Lübeck gab es eigentlich einiges zu feiern für die TuSEM-Anhänger. Eloy Morante Maldonado verwertete ein Anspiel von Felix Klingler zunächst per Kempa-Trick attraktiv zum 2:2 (7.), kurz darauf stand es nach Klinglers Treffer dann 4:2 (10.) für die Gastgeber. Nur Sekunden später und nach der Zeitstrafe gegen Dennis Szczesny gab es dann einen weiteren emotionalen Moment, als Essens Kapitän Jonas Ellwanger über zehn Monate nach seinem Kreuzbandriss erstmals wieder das Feld betrat. Mit der Unterzahl begann anschließend aber eine ganz schwache Phase der Hausherren, die vor allem vorne wenig auf die Beine stellten. Schon beim 5:8 (16.) sah sich Naji zur ersten Auszeit gezwungen – die nur wenig Wirkung zeigte. Der TuSEM fabrizierte zu viele Fehlwürfe, ungenaue Anspiele und einige Stürmerfouls. Ganz nebenbei zeigte der ehemalige Essener Nils Conrad im Lübecker Tor eine starke Leistung. Vom 7:9 (23.) ging es so plötzlich sogar ganz schnell zum 7:12 (25.) und kurz darauf mit einem Fünf-Tore Rückstand in die Pause (9:14).
In der Kabine fand Naji dann offenbar die richtigen Worte und der TuSEM klar verbessert in die zweite Hälfte herein. Vom 11:16 (33.) kam Essen über das 15:16 (39.) zum 19:19-Ausgleich (43.) durch Maldonado. Der Rückraumspieler war es überhaupt, der sein Team im zweiten Abschnitt mitriss und die Partie mit sieben Treffern sowie zahlreichen sehenswerten Anspielen prägte. Vielleicht wäre das Spiel komplett zugunsten der Hausherren gekippt, wenn Lukas Becher Maldonados starken Pass in der 49. Minute zur 22:21-Führung verwertet hätte. Doch der Linksaußen scheiterte an der Latte – und kurz darauf hieß es 21:24 (51.). Szczesny musste zudem zwischenzeitlich nach einer harten Aktion gegen Lübecks Jasper Bruhn frühzeitig vom Platz (51./Blaue Karte). Diesem Rückstand liefen die Gastgeber in der Schlussphase bis zum Ende hinterher und selbst die offensive Deckung in den letzten Minuten brachte keine Wende mehr.
Trainer Naji wirkte nachher entsprechend frustriert: „Das ist eine sehr bittere Niederlage. Wir kommen in der ersten Halbzeit nicht ins Angriffsspiel rein. Wir haben in der zweiten Halbzeit umgestellt und sind viel über die Außen gekommen – was sich wirklich gelohnt hat. Wir belohnen uns dann leider nicht und verwerfen zweimal bei einem Unentschieden. Dann ist ein Knackpunkt die Blaue Karte gegen Szczesny, in der die Schiedsrichter ein Nachtreten auf dem Spielbericht eingetragen haben – was aber sofort von den Spielern und von Dennis verneint wurde.“ In der kurz nach dem Spiel vorgenommenen Videobetrachtung sah Essen die Bestätigung: „Es hat sich gezeigt, dass es gar kein Nachtreten gab.“ Ein richtiger Trost war das allerdings nicht.
TuSEM Essen: Bliß, Diedrich – Ellwanger, Glatthard, Rozman (4), Dangers (1), Homscheid, Becher (7), Ignatow, Szczesny, Müller (2), Firnhaber, Seidel, Morante Maldonado (8/4), Klingler (5/1).