28. November 2021 | Zurück zur Artikelübersicht » |
OSC Rheinhausen – Interaktiv.Handball 27:27 (11:15). Diese letzte Minute dürfte in einer Hitliste der verrücktesten Endphasen einen Spitzenplatz in Anspruch nehmen können – eher müssen. Und die Rheinhausener werden vermutlich selber noch eine Weile darüber staunen, dass sie diese bereits verloren geglaubte Partie irgendwie zu einem Unentschieden drehten. Genau 53 Sekunden vor Schluss gelingt Stanko Sabljic der Treffer zum 27:25 für Ratingen, das aufgrund seines gut besetzen Kaders mit vielen einst in höheren Klassen tätigen Spielern die Angelegenheit normalerweise doch über die Bühne bringen sollte. Es kommt trotzdem alles ganz anders – weil der OSC nach einer Auszeit durch den Siebenmeter von David Kryzun auf 26:27 verkürzt. Die Hallenuhr zeigt noch 23 Sekunden und kurz darauf beantragt Interaktiv-Trainer Ace Jonovski seine letzte Auszeit. Resultat: Ratingen verliert tatsächlich den Ball und auf der anderen Seite erzielt Felix Molsner auf den allerletzten Drücker den 27:27-Ausgleich – und er macht so den Gästen einen dicken Strich durch die Rechnung. Tabellenführer TV Aldekerk (13:3 Punkte) steht nun vor dem BTB Aachen (12:2), Interaktiv, dem TV Korschenbroich und dem HC Gelpe-Strombach (alle 12:4) an der Spitze eines Quintetts, in dem offensichtlich nur sicher ist, dass sich keiner seiner Sache sicher sein kann. Rheinhausen festigt als Siebter mit 9:7 Punkten seine Position im Mittelfeld.
Nach gut 23 Minuten schienen die Hausherren fast geschlagen zu sein, weil sie bis zum 5:10 (13.) wenig Zugriff fanden und beim 7:14 (24.) sogar auf dem Weg in eine hohe Niederlage zu sein schienen. Vier Treffer in Folge brachten den OSC aber auf 11:14 (30.) heran und mit dem 11:15 am Ende der ersten Halbzeit sah die Lage weiter ein bisschen besser aus als nach dem verkorksten Start. Rheinhausen legte sogar weiter zu, kam beim 18:18 (45.) erstmals zum Ausgleich und wollte jetzt deutlich mehr. Ratingens Routine mit Robert Markotic (45.), Alexander Oelze (47./Siebenmeter) und Simon Ciupinski (49.) antwortete – und Rheinhausen lag mit 18:21 hinten. Es war die Eröffnung für ein spektakuläres Finale, in dem der OSC weiter alles gab – und dafür belohnt wurde.
Der Sportliche Leiter Olaf Mast zog den Hut vor der Leistung der Rheinhausener, denen unter anderem die beiden Stammkeeper Matthias Puhle und Dominik Heesen fehlten. „Die Truppe hat nicht aufgesteckt und immer weiter gekämpft. Riesenlob an Team und Trainer“, fand Mast, der im Rückblick vermutlich selber kaum verstehen kann, wie der OSC am 7. November mit 22:40 gegen Aldekerk unter die Räder kam. Damals hatte er alle Rheinhausener Fans für den desolaten Auftritt um Entschuldigung gebeten – und drei Wochen darauf scheint das fast Lichtjahre in der Vergangenheit zu liegen. Trainer Molsner war ebenfalls begeistert: „So viele Hüte habe ich gar nicht, wie ich vor der Moral der Mannschaft ziehen kann. Wie wir in der zweiten Halbzeit die Situation angenommen und nicht aufgesteckt haben, ist aller Ehren wert. Ich bin wirklich stolz und ich freue mich sehr über den Punkt, der sich natürlich anfühlt wie zwei Punkte.“
OSC Rheinhausen: Steffel – Schwarz, Y. Kamp (4), Krumschmidt (3), Kryzun (3/3), P. Ranftler (4), F. Molsner (2), M. Molsner (1), Rennings (6), Brakelmann (4), Kolski.
Interaktiv.Handball: Büttner, Karic – Markotic (2), Claussen, Stock, Sablic (5), Oelze (7/2), Mensger (2), Nuic (4), Ciupinski (7), Crnic, Koenemann, Sete.
MTV Rheinwacht Dinslaken – TSV Bonn rrh. 30:33 (17:16). Das Ergebnis ließ nur die Gäste erleichtert zurück, weil die zunächst mit 6:2 Zählern gut in die Saison gestartete Mannschaft von Trainer Frank Berlinger zuletzt drei Mal hintereinander verloren hatte und diese belastende Serie nun stoppen konnte. „Es war kein schönes Spiel“, stellte der selbst mitwirkende Bonner Teamsprecher Tim Wilhelms fest, „letztendlich sind es zwei erkämpfte Punkte. Wir sind nicht wirklich gut reingekommen, haben uns danach etwas mehr gefangen und sind nach und nach besser reingekommen. In der zweiten Halbzeit haben wir dann das umgesetzt, was wir uns in der Deckung vorgenommen haben und konnten nach vorne unser Tempospiel aufziehen. Wir sind froh, dass wir auswärts zwei Punkte einfahren konnten.“ In der Tabelle bewegen sich die Bonner mit jetzt 8:8 Zählern in einem zurzeit relativ sicheren Bereich, während sich Dinslaken (Elfter/4:12) durchaus einige Sorgen um den Klassenerhalt machen muss.
Der MTV legte das 5:2 (8.) vor und Gäste-Coach Berblinger sah sich sofort zur ersten Auszeit gezwungen. Aus dem 4:7 (12.) machte Bonn das 7:7 (14.), ehe sich beide Seiten für längere Zeit auf Augenhöhe begegneten – 10:10 (21.), 13:13 (24.), 16:16 (29.), 18:18 (33.). Mit dem 23:20 (40.) durch Hannes Hombrink schien Dinslaken erneut die Kontrolle zu erlangen, doch die TSV blieb dran und lag beim 25:25 (46.) wieder gleichauf. Den Doppelschlag von Wael Ben Youssef zum 26:25 (48.) und 27:25 (50.) für die Hausherren beantwortete Simon Röhrig mit seinem Dreierpack zum 26:27 (50./Siebenmeter), 27:27 (51.) und 28:27 (54.), bevor Fabian Struif sogar die 29:27-Führung der Gäste folgen ließ. Für die Entscheidung sorgten kurz darauf Gereon Pütz (58.) und Daniel Fischer (59.), die aus dem 29:28 das 31:28 für Bonn machten.
MTV Rheinwacht Dinslaken: Terwiel, Bystron – Tomke, Hombrink (5), Hoffmann (2), De Lede, Ben Youssef (7), Adam, Kruse (4), Tuda (6/3), Dreier (1), Reede (3), Feld (2).
TSV Bonn rrh.: Ahmed Elnoamany, Meißenburg – Röhrig (7/5), Bullerjahn, Struif (10), Pütz (3), Weikl, Wilhelms, Schöneseiffen (2), Fischer (5), Maeser, Bohrmann (3), Rohloff (3).