3. Liga
Sieben Siege im Rücken: Longerich prüft die Eagles
Tabellenführer HSG Krefeld erwartet den LSC zum Spitzenspiel. Um Platz sechs geht es nicht nur im Duell zwischen den Bergischen Panthern und TuSEM Essen II.

Lasst uns reden: Longerichs Kreisläufer Dustin Thöne (Mitte) hatte in der Hinrunden-Partie offensichtlich einiges zu besprechen mit den Krefeldern Merten Krings (links) und Sven Bartmann. Hier ging es um die Rote Karte, die Thöne am Anfang der zweiten Halbzeit nach einem Gerangel mit Krings gesehen hatte. Einen intensiven Kampf werden sich die beiden Mannschaften vermutlich auch diesmal wieder liefern. (Foto: Thomas Schmidt)

Es ist wohl das Spiel der Spiele vor Weihnachten. Hier steht als Gastgeber die HSG Krefeld Niederrhein, die am liebsten zurück in die 2. Bundesliga aufsteigen will und auf dem Weg dorthin einen der beiden ersten Plätze in ihrer Gruppe D der 3. Liga braucht, um später zusammen mit zwölf weiteren Teams aus den sechs übrigen Gruppen um zwei Tickets für den Fahrstuhl nach oben zu kämpfen. Nach dem ersten Spieltag der Hinrunde spricht auch einiges dafür, dass die Mannschaft von Trainer Maik Pallach ihr Ziel erreichen wird – weil sie das Feld mit 22:2 Punkten vor der SG Schalksmühle-Halver Dragons (20:4) anführt. Auf Rang drei folgt der TuS  82 Opladen (18:6), der jeden einzelnen Zähler „nur“ als Schritt zum sicheren Klassenerhalt sieht (mindestens Rang sechs). Platz vier belegt dann der Longericher SC (16:8), der getrost als Mannschaft der Stunde in der Liga gelten kann. Ihre bislang letzte Niederlage mussten die Kölner am 2. Oktober hinnehmen, als sie das Derby in Opladen verdient mit 28:31 verloren und damals bei 2:8 Zählern standen. Anschließend sammelte der LSC aber 14:0 Punkte aus sieben Siegen hintereinander – was nicht immer glanzvoll gelang, aber immer dank einer gehörigen Portion kölscher Leidenschaft. Ob der Tabellenvierte doch noch einmal in den Kampf um die beiden Top-Positionen eingreifen kann? Am Sonntag gegen 18 Uhr werden alle Beteiligten mehr wissen, denn die Krefelder erwarten Longerich zum Treffen zweier Schwergewichte in der Klasse. Diese Rechnung sieht einfach aus: Gewinnen die Eagles, haben sie einen der für sie gefährlichsten Konkurrenten bei dann acht Punkten Differenz fast endgültig abgehängt. Schafft der LSC eine Revanche fürs knappe 26:27 aus der Hinrunde, würde das wohl vor allem den Dragons helfen – die gegen den Drittletzten SG Menden Sauerland Wölfe als hoher Favorit gelten.

„Wir freuen uns sehr auf dieses Spiel“, sagt Longerichs Trainer Chris Stark, „wir spielen gegen die am besten besetzte Mannschaft der ganzen Liga. Nahezu jede Position ist mit großer Qualität doppelt besetzt.“ Vor allem Regisseur Merten Krings und Torhüter Sven Bartmann sieht er als überragende zentrale Figuren der Krefelder. „Und beide Teams drücken permanent aufs Gaspedal“, betont Stark mit dem Blick auf die offensive Statistik: Es stehen sich mit 381 (HSG) und 380 Toren tatsächlich die besten Angriffe gegenüber. Die Longericher hoffen, dass der zuletzt fehlende Benjamin Richter wieder an Bord ist und vielleicht der eine oder andere Spieler wie Maximilian Zerwas nach überstandener Verletzung ebenfalls zurück in den Kader kommt. „Wir werden auch alle Joker mitnehmen, die uns zur Verfügung stehen“, erklärt der LSC-Coach, „wir werden alles reinwerfen. Wir wissen, dass es zusammen mit den Dragons die schwierigste Aufgabe in der Liga ist. Wir haben großen Respekt und wir werden uns sehr gut vorbereiten.“ Was Maik Pallach mit Stark eint: Auch der Eagles-Coach freut sich aufs bevorstehende Duell und er hat ähnlich viel Respekt vor dem Gegner: „Longerich verfügt über eine beeindruckende Körperlichkeit und gerade im Rückraum über eine Wurfgewalt, die ihresgleichen sucht. Die letzten sieben Siege sind eine beeindruckende Leistung. Wir wollen versuchen, über eine vernünftige Abwehr mit unseren herausragenden Torhütern das Spiel so zu gestalten, dass wir als Sieger von der Platte gehen. Ob es am Ende gelingt, ist wahrscheinlich eine Frage der Tagesform.“

Ganz andere Themen und Sorgen als die beiden Mannschaften aus dem oberen Tabellendrittel hat der Leichlinger TV, der als Siebter mit seinen 10:14 Punkten soeben unter dem Strich steht, deshalb zurzeit der erste Teilnehmer an der Abstiegsrunde wäre und jetzt beim VfL Gummersbach II vor einer für den weiteren Verlauf der Saison nicht unwichtigen Aufgabe steht – weil der VfL als punktgleicher Achter ebenfalls die obere Hälfte im Blick hat. „Wir fahren mit gemischten Gefühlen nach Gummersbach“, sagt Leichlingens Co-Trainer Achim Symmanek, „Gummersbach wird sicherlich alles dafür tun, die Punkte zu behalten.“ Zwei Bereiche erschweren seiner Ansicht nach die Aufgabe des LTV: Erstens gelang dem Team von Trainer Lars Hepp am zweiten Spieltag ein 32:29 über den VfL, der eine Revanche anstreben dürfte. Und zweitens dürfte die Zweite des Zweitliga-Spitzenreiters tatsächlich versuchen, mit allen einsatzbereiten und einsatzberechtigten Kräften aus dem Profikader aufzulaufen. Das geht deshalb zumindest theoretisch einfacher als sonst, weil die Erste erst am Montag bei den Eulen Ludwigshafen  antritt und deshalb keine Terminkollision vorliegt. „Das wird eine heiße Nummer“, glaubt Symmanek, „wir haben ein bisschen Glück, denn wir können wieder auf einen vernünftigen Kader zurückgreifen. Bis auf David Schreibelmayer, der in diesem Jahr nicht mehr spielen wird, sind vermutlich alle an Bord – wie weit fit und einsatzfähig, wird sich zeigen. Wir werden alles versuchen, die zwei Punkte zu holen, weil sie sehr wichtig für uns wären.“ Ein Sieg brächte zudem viel Rückenwind für die letzte Aufgabe im Kalenderjahr 2021 am 11. Dezember bei der ebenfalls hinter Leichlingen liegenden SG Menden Sauerland Wölfe (Zehnter/6:18).

Der TuS 82 Opladen, der auf Rang drei bisher die Erwartungen für diese Saison weit übertroffen hat, bekommt im Heimspiel gegen den Vorletzten TuS Volmetal (4:20) eine Art Matchball serviert. Opladen selbst zeigte sich am vergangenen Wochenende mit dem 34:28 in Menden gut erholt von zwei Niederlagen in Folge (23:25 gegen die Dragons, 23:24 in Leichlingen) und ist sicher in der Lage, in der Bielerthalle den September-Erfolg aus der Hinrunde (30:34) zu wiederholen. Gleichzeitig wird Trainer Fabrice Voigt die Opladener zu allerhöchster Vorsicht und hundert Prozent Einsatz auffordern, denn die Gästen habe sich offensichtlich noch lange nicht aufgegeben – wie der jüngste 23:22-Erfolg über den GSV Baunatal zeigt. Baunatal wiederum ist auch für die Opladener eine spannende Größe, weil der GSV auf Platz sechs (10:12) genau die Grenze zwischen sicherem Klassenerhalt und Abstiegsrunde markiert. Daraus ergibt sich, dass der TuS 82 durch zwei weitere Zähler auf 20:6 Punkte kommt und mindestens den Abstand nach unten hält. Und anschließend müsste dann viel schieflaufen, damit sich der weitere Kampf um den Klassenerhalt in eine aus Opladener Sicht falsche Richtung entwickelt.

Ein vergleichbares Ziel wie die Opladener verfolgen im Grunde die Bergischen Panther, die ihr Tief für die laufende Serie inzwischen hinter sich zu haben scheinen. Vor einem Monat stand die dreimal hintereinander leer ausgegangene Mannschaft von Trainer Marcel Mutz bei 8:10 Zählern, ehe sie gegen Klubs aus der unteren Hälfte einen neuen Anlauf nahm – 33:26 gegen die Wölfe (Zehnter), 27:19 in Volmetal (Elfter), 31:29 bei der ESG Gensungen/Felsberg (Zwölfter). In diese Reihe passt, dass die Panther nun auf den Neunten TuSEM Essen II treffen, den sie in der Hinrunde in dessen Halle Am Hallo mit 27:24 bezwangen. Die Garantie auf eine Wiederholung gibt es allerdings nicht, denn der Klassen-Neuling aus dem Ruhrgebiet ist inzwischen auch mit seinen Ergebnissen längst in der höheren Klasse angekommen. Die 0:10 Punkte vom Saisonstart beantwortete TuSEM mit 9:1 Zählern und am vergangenen Sonntag verlor Essen gegen in den entscheidenden Szenen cleverere Krefelder nur knapp mit 26:28. Mutz kann sich vor allem in einem sicher sein: Trainer-Kollege Nelson Weisz wird mit seinen Spielern erneut alles geben, um den Kontakt zu Rang sechs zu halten.

„Wir erwarten eine Mannschaft, die sich berechtigte Hoffnungen machen kann auf Platz sechs oder sieben“, findet der Panther-Trainer, „ich finde, dass der TuSEM, wenn man die ganze Saison reflektiert, ergebnistechnisch etwas Pech hatte, aber leistungstechnisch immer sehr gut agiert hat. Sie waren immer sehr nah dran, auch an den Spitzenmannschaften. Wir sind gewarnt. Das wird das nächste Vier-Punkte-Spiel. Wir wollen das Selbstvertrauen der letzten Wochen mitnehmen und weiter den Berg raufschwimmen. Wir haben die Abwehr sehr stabil hinbekommen und jetzt müssen wir sehen, dass wir Schritt für Schritt auch den Angriff wieder stabilisiert kriegen.“ Ob das gelingt, ist eine offene Frage. Langweilig wird dieses Wochenende in der 3. Liga aber ganz bestimmt nicht.