2. Bundesliga
Pleiten-Montag: Gummersbacher Bauchlandung und Dormagener Bauchschmerzen
VfL bleibt trotz 25:30 in Ludwigshafen auf Platz eins. TSV Bayer kämpft, ist aber beim 27:32 in Rostock chancenlos.

Was ist denn hier los? Trainer Gudjon Valur Sigurdsson (Mitte) drang mit seinen Hinweisen diesmal nicht richtig durch und Gummersbach fand keinen roten Faden. (Foto: Thomas Schmidt)

Eulen Ludwigshafen – VfL Gummersbach 30:25 (18:13). Am Ende fand vorübergehend tatsächlich so etwas wie eine Aufholjagd statt. Die brach aber irgendwie in sich zusammen und bei der Schluss-Sirene hatten die Gummersbacher, die sich nach den starken Leistungen in den vergangenen Wochen als Schatten ihrer selbst präsentierten, mehr als verdient nichts in der Hand. Was die Mannschaft von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson an diesem Dezember-Montag ablieferte, war für einen Sieg nicht geeignet – und es hatte nichts mit den Ansprüchen zu tun, die ein Spitzenteam der 2. Bundesliga stellen muss. Dass der bescheidene Abend aus der Sicht der Gäste nicht in völliger Tristesse unterging, lag am Blick auf die Tabelle. Dort liegt der VfL mit jetzt 24:6 Punkten weiter an der Spitze – vor dem TV Hüttenberg (21:7), dem VfL Eintracht Hagen (21:9), dem ASV Hamm-Westfalen (20:8), der HSG Nordhorn-Lingen (20:10) und TuSEM Essen (17:11). Und den bislang eine wechselhafte Saison erleidenden Eulen (14:10) erlaubte der VfL ganz nebenbei, auf Platz acht vorzurücken und etwas neue Hoffnung im Kampf um die beiden Aufstiegsränge zu schöpfen. Das ist die für Gummersbacher wohl gefährlichste Erkenntnis: Die Konkurrenz bekam demonstriert, dass der Spitzenreiter vielleicht doch eher Irdisches zu leisten vermag und dem Feld keineswegs davoneilt.

Die Gäste blieben von der ersten Minute an vieles schuldig und fanden weder vorne noch hinten wirkungsvolle Lösungen. Wie schwierig die Partie ohne den am Knie verletzten Rechtsaußen Lukas Blohme werden sollte, lag bereits in der ersten Viertelstunde auf der Hand – 2:5 (8.), 4:9 (14.). Die erste Auszeit der Gummersbacher direkt nach dem achten Gegentreffer brachte keine Besserung. Und eher war das Gegenteil der Fall. Aus zwei Zeitstrafen gegen die Eulen (15.) machte der Tabellenführer nichts und er kassierte sogar das 4:10 (17.). Selbst die Rote Karte gegen Ludwigshafens Max Neuhaus (19.) brachte die Gummersbacher kaum weiter, sodass die Hausherren ihr Polster nahezu mühelos halten konnten und dem Tabellenführer beim 8:16 (26.) ein echtes Debakel drohte. Konsequenz: Es gab direkt die zweite Auszeit, die nun immerhin ein wenig fruchtete. Sowohl beim 12:17 (29.) als auch beim 13:18 (30.) bestand die vage Aussicht auf eine Wende in der zweiten Halbzeit.

Dieser zweite Durchgang hätte nun die ganz große Schau des Raul Santos werden können, denn der Linksaußen schien sich zum Albtraum für die Eulen zu entwickeln. Nach dem 15:20 (36.) erzielte er bis zum 18:21 (41.) drei Treffer und holte kurz darauf beim Stande von 18:22 einen Siebenmeter heraus – den Hakon Styrmisson allerdings nicht zu nutzen wusste (43.). Keine fünf Minuten später fing sich Santos nach einem Foul an Jannek Klein eine Zeitstrafe ein – seine zweite bereits. Anschließend verlor der Gummersbacher die Beherrschung und bekam für seinen Tritt des Zorns gegen eine Werbebande direkt die dritte Zeitstrafe verabreicht – verbunden mit der Roten Karte (48.). Den Teamkollegen blieb danach das durchaus zweifelhafte Vergnügen, gleich vier Minuten in Unterzahl zu bewältigen.

Dass Ellidi Vidarsson auf 21:24 (51.) verkürzen konnte, half dem VfL ebenso wenig wie die gesteigerten Bemühungen nach dem 22:25 (53.) oder 24:26 (55.). Ludwigshafen hatte neben dem ganz starken Schlussmann Zuga Urbic immer wieder Rückraumspieler Hendrik Wagner, der seine individuelle Klasse einsetzte und insgesamt zwölf Tore erzielte. Und die Eulen als Team hatten unter dem Strich einfach mehr Feuer, wie nach dem Gummersbacher Anschluss zum 25:27 (58.) besonders deutlich zu erkennen war: Vorne hatte Wagner ausnahmsweise mal nur in den Block geworfen und VfL-Keeper Martin Nagy riskierte einen weiten Pass zum Tempo-Gegenstoß – den Klein spektakulär abfing (59.). Endgültig entschieden war die Angelegenheit mit dem 28:25 (59.) durch Robin Eisel und der folgenden Zeitstrafe gegen Gummersbachs Stepan Zeman. Dass VfL-Coach Sigurdsson in der letzten Minute beim Stande von 25:29 eine finale Auszeit nahm, dürfte vor allem der Vorbereitung auf die Rückfahrt und die allgemeine Aufarbeitung gedient haben. Tenor: Darüber wird zu reden sein. Gummersbach scheiterte schließlich nicht mal im Ansatz an einem übermächtigen Gegner, sondern an sich selbst und der eigenen (zu schwachen) Leistung.

VfL Gummersbach: Nagy, Ivanisevic – Fanger (1), Vidarsson (3), Köster (7), Hermann, Schneider, Pregler (1), Dzialakiewicz (1), Santos (5), Styrmisson (1/1), Kiesler (1), Stüber, Zeman, Bozovic (5/1).

 

HC Empor Rostock – TSV Bayer Dormagen 32:27 (17:15). Dusko Bilanovic ist im Dezember 2021 wirklich nicht um seinen Job zu beneiden. Mit nur neun Feldspielern war der Coach mit seinen Dormagenern nach Rostock gefahren. Dass die Latte bei den extrem heimstarken Gastgebern an der Ostsee hoch liegen würde, war somit schon vor der Partie klar. Wie so oft hatten sich die Bayer-Akteure dann im Laufe des Abends kämpferisch wenig vorzuwerfen, mussten die Heimreise aber wieder ohne Punkte antreten. Bei 5:19 Zählern bleiben die Dormagener somit Vorletzter und warten schon seit über zwei Monaten auf einen Sieg (zuletzt am 1. Oktober mit dem 27:24 gegen die DJK Rimpar Wölfe). Am Ende kam zur verdienten Niederlage auch noch zusätzlich das Bangen um Tim Mast: Der 20-Jährige, normalerweise auf Linksaußen im Einsatz, half in Rostock zeitweise im Rückraum aus, musste kurz nach der Pause allerdings verletzt runter und kam in der Folge nicht mehr zum Einsatz.

Das Bayer-Spiel bot somit über weite Strecken vor allem viel Improvisation. Kapitän Patrick Hüter begann beispielsweise die Angriffe zeitweise als Mittelmann, um anschließend erst auf seine eigentliche Position am Kreis aufzulösen. Trotz allem kam der Rumpfkader der Gäste zunächst gut in die Partie und lag nach dem verwandelten Siebenmeter von Jan Reimer mit 4:2 (7.) vorne. Den 5:6-Rückstand (12.) drehte Dormagen zur 10:7-Führung (16.). Bis zum 12:9 durch Mast (20.) war der TSV insgesamt auf einem ordentlichen Weg, kam dann jedoch vom Kurs ab. Beim 13:13 (24.) war Rostock wieder gleichauf und nach dem 15:14 (26.) kippte die Partie komplett – 15:17 (29.).

Die Gäste versuchten nach der Pause weiter alles, um dranzubleiben, es fehlten aber vorne die Möglichkeiten und Ideen. Der HC dagegen konnte viel mehr variieren und agierte zum Beispiel vermehrt mit dem siebten Feldspieler. Folge: Er fand immer wieder Lücken, vor allem zu Linksaußen Nick Witte oder dem ehemaligen Dormagener Christian Wilhelm am Kreis (jeweils am Ende sieben Tore). Ohne größere Wechselmöglichkeiten fehlte Bilanovic‘ Team dagegen die Kraft und die Konzentration, um für eine Wende in Frage zu kommen. Ein Beleg: Allein zweimal verfehlten die Gäste nach einem Ballgewinn das leere Rostocker Tor. So geriet der TSV immer mehr ins Hintertreffen – 17:21 (36.), 18:23 (41.). Der Sieg der Hausherren geriet zu keinem Zeitpunkt mehr ernsthaft in Gefahr und nach dem 25:28 (53.) bedeuteten die Treffer zum 25:31 (57.) die Entscheidung.

TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Klama – Meuser (4), Träger (xx), Biernacki (3), Reimer (8/6), Zurga (2), P. Hüter (2), Sterba (3), Seesing (1), Mast (4).