Oberliga Mittelrhein
Das Trainer-Duell: Rudloff gegen Röhrig
Longerich II erwartet Spitzenreiter TSV Bayer II. HSG Refrath/Hand kehrt auf die Platte zurück. Für den Pulheimer SC geht die Serie an Absagen weiter.

Ideensuche: Dormagens Trainer David Röhrig weiß dass seine junge Mannschaft (links Moritz Köster) in Longerich nicht ohne eine gute Leistung bestehen kann. (Foto: Thomas Schmidt)

Ein Spitzenspiel ist es nur im erweiterten Sinn, weil dazu in der Regel zwei in etwa in derselben Region angesiedelte Kontrahenten gehören. Das ist hier aber nur beim TSV Bayer Dormagen II der Fall, der bisher unter der Regie von Trainer David Röhrig eine sehr überzeugende Saison zeigt und mit 19:1 Punkten den ersten Platz einnimmt – vor der mit zwei Spielen in Rückstand liegenden HSG Refrath/Hand (15:1). Vielleicht wäre unter günstigen Umständen sogar der Longericher SC II eine Gefahr für die beiden Top-Teams geworden – wenn er sich nicht am vergangenen Wochenende mit dem 23:27 beim Vorletzten SG GFC Düren 99 eine Blamage erlaubt hätte. Nun ist der LSC II nicht mehr Dritter, sondern mit 12:8 Punkten Fünfter hinter dem TuS 82 Opladen II (13:7) und dem MTV Köln (12:6). Die Bauchlandung in Düren wurmt die Longericher immerhin und macht sie fürs Heimspiel gegen Dormagen wohl doppelt gefährlich. 

Zwei Gründe sprechen dafür, dass Bayer II aufpassen muss. Erstens: Es war der 18. November, als die Refrather ihr Nachholspiel gegen Longerich erst in der Schlussphase und nach einem harten Kampf mit 32:28 für sich entschieden. Zweitens: LSC-Trainer ist inzwischen Frederic Rudloff, der in der vergangenen Saison noch für Bayer tätig war – und im veränderten Konzept des TSV rund um seine Zweite plötzlich draußen war. Trotzdem kennt Rudloff natürlich viele der jungen Spieler im neuen Dormagener Oberliga-Team – und seinen Nachfolger David Röhrig. Ein Erfolg im Trainerduell wäre aus Kölner Sicht definitiv der passende Abschluss des Jahres. Genauso klar ist, dass Röhrig und sein junges Bayer-Aufgebot ebenfalls gerne zwei Punkte auf ihr Konto überweisen und Verfolger Refrath auf Distanz halten wollen.

Die HSG war nach jenem knappen Erfolg über den LSC II überhaupt nicht mehr im Einsatz, weil sie die Partien beim SSV Nümbrecht (27. November) und gegen den Pulheimer SC (5. Dezember) coronabedingt jeweils absagen musste. Wie die Mannschaft von Trainer Christopher Braun die Zwangspause überstanden hat, wird die Partie am Samstag beim SC Fortuna Köln zeigen, der mit Rang elf und 8:10 Punkten im Kampf um die ersten acht Plätze und den Einzug in die Meisterrunde eine Überraschung gut gebrauchen könnte. „Die Lage ist ziemlich schwierig aus meiner Sicht generell“, sagt Braun, „wir haben jetzt schon seit Wochen kein Spiel gemacht.“ Sein Blick geht dabei auch auf den Pulheimer SC: „Ich weiß nicht, wann die Spiele alle nachgeholt werden sollen.“ Vor der Aufgabe bei der Fortuna hat er den größten Respekt: „Das ist aus meiner Sicht eine starke Mannschaft, die mit diesem Kader zu Unrecht weiter unten steht. Das Ganze ist im Paket ziemlich gut. Das ist immer ein schwieriges Auswärtsspiel, aber wir werden das Beste draus machen und hoffen, dass wir zwei Punkte holen.“

Der Siebte Pulheimer SC muss sich wohl in erster Linie von sich selbst überraschen lassen, wie er die weitere Saison zu bestreiten vermag – obwohl ihn 10:4 Zähler nach Minuspunkten irgendwie zur dritten Kraft in der Klasse machen. Allerdings sind die Hornets die durch Absagen ihrer Gegner klar am meisten und ungewöhnlich stark gebeutelte Mannschaft: Seit dem 27:23 beim SSV Nümbrecht am 30. Oktober hat das Team von Trainer Kelvin Tacke kein Meisterschaftsspiel mehr bestritten. Eine Mixtur aus ohnehin vorgesehener Oberliga-Pause sowie der Verlegung der Auftritte beim MTV Köln, gegen den SC Fortuna und zuletzt die Refrather sorgte für eine krasse Zäsur. „Das ist insgesamt eine unbefriedigende Situation, weil wir komplett aus dem Rhythmus gerissen wurden und das eine Wettbewerbsverzerrung ist“, meint Hornets-Coach Kelvin Tacke, „wir haben weitertrainiert und versuchen, das so weit wie möglich zu kompensieren. Jetzt haben wir dieses Jahr noch ein Spiel und dann wieder eine große Pause, bis wir dann ab 15. Januar wahrscheinlich drei Wochen lang englische Wochen haben.“

Diese Aussage galt so bis zum Dienstagmittag, ehe die Nachricht aus Aachen den nächsten Rückschlag für die Pulheimer brachte: Der BTB II kann ebenfalls nicht zum vorgesehenen Termin am Samstag antreten. Damit gehört den Hornets ein Rekord, auf den sie so gar keinen Wert legen. Von Ende Oktober bis Mitte Januar eine zweieinhalb Monate lange Pause mitten in der Saison? Hat es so sicher noch nie gegeben.  Ab jenem 15. Januar bis zum 6. Februar 2022 sind für Pulheim nun bereits sechs Aufgaben angesetzt. Die Nachholspiele gegen die Refrather und Aachener sind in diesem strammen Programm bisher nicht mal dabei. 

Partien, in denen es um etwas weniger geht oder die einer der Beteiligten etwas ruhiger sehen könnte, bietet die Oberliga Mittelrhein zum Jahres-Ausklang wiederum nicht. Dass die Vergabe der beiden ersten Plätze an Dormagen II und Refrath/Hand geklärt sein dürfte, werden die meisten akzeptiert haben – weil es für sie eher um den zentral wichtigen Rang acht geht. Wer nach der Einfach-Runde mit 15 Spielen für jeden wenigstens dort durchs Zwischenziel geht, nimmt an der Meisterrunde teil und hat gleichzeitig keine Sorgen mehr in Richtung Klassenerhalt. Achter ist aktuell der BTB Aachen II (10:10 Punkte), der zum Beispiel nur zwei Zähler hinter den Longerichern liegt und bloß einen vor dem Neunten HC Weiden II (9:11) oder zwei vor dem SSV Nümbrecht und der Fortuna (beide 8:10). Nümbrecht gegen Weiden II ist jetzt lediglich eine der Paarungen, die für beiden Seiten von Bedeutung sind – wie überhaupt jeder einzelne Punkt wichtig ist. Der neue Modus bestimmt schließlich, dass alle Ergebnisse gegen die weiteren Kontrahenten, die ebenfalls in die Abstiegsrunde müssen, mitzunehmen sind. Das letzte Drittel der Hinrunde bis zum 6. Februar 2022 wird es deshalb in sich haben.