08. Dezember 2021 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Irgendwann ist eine Grenze da, die sich selbst durch größte Leidenschaft und Leidensfähigkeit nicht mehr verschieben lässt. Diese Marke war jetzt für den seit Wochen unter gravierenden personellen Problemen leidenden TSV Bayer Dormagen erreicht. Schon am vergangenen Montag in der Partie beim HC Empor Rostock hatte Dormagen (Vorletzter/5:19 Punkte) neben den beiden Torhütern Martin Juzbasic und Joonas Klama nur noch neun Feldspieler zur Verfügung – und auf der weiten Rückfahrt schließlich eine 27:32-Niederlage im Gepäck. Als Trainer Dusko Bilanovic dann zu Hause eine personelle Bilanz zog, zuckte er erneut zusammen: Auf Ante Grbavac und Sören Steinhaus (beide erkrankt) würde er im für Freitag angesetzten Heimspiel gegen TuSEM Essen definitiv noch nicht wieder bauen können, außerdem drohten in Tim Mast (Muskelverletzung) und Patryk Biernacki (Knie) weitere in Rostock eingesetzte Stammkräfte wegzubrechen. Angesichts der außergewöhnlichen Lage setzten sich die TSV-Verantwortlichen um Geschäftsführer Björn Barthel parallel mit der Handball-Bundesliga und TuSEM in Verbindung, um über eine Verschiebung zu sprechen. Weil TuSEM zustimmte, gab auch die HBL grünes Licht für einen Aufschub: Dormagen erwartet den Bundesliga-Absteiger nicht bereits am Freitag. Die Partie soll nun am nächsten Montag um 19.30 Uhr über die Bühne gehen. Dormagen hofft unter anderem, dass dann zumindest die Rückraumspieler Grbavac und Steinhaus zurückkommen. Außerdem besteht durch die längere Pause die Chance, dass Mast und Biernacki vielleicht ebenfalls einsatzfähig sind.
Hilfreich könnte bei der Bitte um Verlegung gewesen sein, dass der TuSEM-Trainer seit anderthalb Jahren Jamal Naji heißt – der vor seinem Wechsel ins Ruhrgebiet im Sommer 2020 sehr erfolgreich als Jugend-Koordinator und Trainer der Bundesliga-A-Jugend in Dormagen tätig war und noch immer einen sehr guten Draht dorthin hat. Naji wusste erstens sehr genau, dass sich die geplagten Spieler nicht mal eben vor einer unangenehmen Aufgabe drücken wollen. Und zweitens hätte es ihm und den Essenern wenig Vergnügen gebracht, vielleicht gegen eine aus ein paar übrigen Profis und aus der zweiten Mannschaft hochgezogenen Oberliga-Handballern einen fast wertlosen Erfolg einzufahren. Damit dürfte die Bereitschaft zum Entgegenkommen allerdings gleichzeitig erschöpft sein – und am Montag will Naji wie alle Essener zwei Punkte, um den sechsten Platz (17:11 Zähler) zu untermauern. Dass weiterhin, aber etwas weniger krass dezimierte Dormagener alles aus sich herausholen werden, erwartet er trotzdem. Außerdem traut Naji dem TSV Bayer sowieso zu, die aktuell schwierige Lage zu bewältigen: „Die Mannschaft hat sicher die Qualität, um die für den Klassenerhalt nötigen Punkte zu holen.“ Klar: Aus seiner Sicht sollten zwei weitere nicht gerade gegen Essen hinzukommen.