Oberliga Niederrhein
Sei vorsichtig: Was der BHC II von Mönchengladbach lernen konnte
Tabellenführer trifft im Heimspiel auf den Borussia-Bezwinger VfB Homberg. Kampf um den Klassenerhalt beginnt jetzt ab Rang sieben.

Ich fasse es nicht! Borussia-Trainer Ronny Rogawska fand mit seiner Mannschaft erstaunlicherweise kein Mittel, um die Pleite in Homberg zu verhindern. Welche Schlüsse der Titelkandidat daraus gezogen hat, wird sich nun gegen den TV Krefeld-Oppum zeigen. (Foto: Herbert Mölleken)

Die Liga staunt in der Woche danach immer noch. Und wie. Dabei ist es wirklich passiert, dass die Borussia aus Mönchengladbach, mit ein bisschen Vorsprung auf den Bergischen HC II als Titelfavorit Nummer eins geltend, mit dem 25:26 beim gefährdeten VfB Homberg eine mehr als erstaunliche Niederlage hinnehmen musste. Trainer Ronny Rogawska bemühte sich anschließend gar nicht erst, das Fehlen von Heider Thomas, Paul Lipok und Torhüter Johannes Lyrmann oder allgemein den diesmal kleinen Kader als Erklärung für die Bruchlandung heranzuziehen. Sein klares Eingeständnis: „Uns hat die Einstellung zum Spiel gefehlt, wir sind nicht richtig in den Rhythmus gekommen.“ Homberg, das auf Rang zwölf tief im Keller der Tabelle feststeckt, warf kämpferisch alles in die Waagschale und machte auf der Zielgeraden aus dem 22:24 (56.) einen ebenso knappen wie insgesamt verdienten Sieg. Das Ergebnis machte sich natürlich in der Tabelle bemerkbar, denn die Borussia musste Rang eins wegen des etwas schlechteren Torverhältnisses (plus 72 gegenüber plus 76) wieder an den punktgleichen BHC II abgeben (beide 14:2). Weil am Ende der Saison bei Punktgleichheit zweier Teams der direkte Vergleich entscheidet, kann Mönchengladbach damit nach dem 29:27 am 18. November gegen die Solinger für den Moment leben. Den einzigen theoretisch erlaubten Ausrutscher hat sich Rogawskas Mannschaft nun allerdings schon genommen und eine Niederlage darf sie nach dem Jetzt-Stand im Rückrunden-Duell am 11. März 2022 in Solingen nicht (mehr) erlauben.

Den Erfolg der Homberger hat die BCH-Zweite mit Trainer Mirko Bernau verständlicherweise sehr erfreut registriert – und vermutlich etwas anders als die Konkurrenz des VfB im Kampf um den Klassenerhalt. Theoretisch könnte es bei einem Absteiger bleiben, falls kein Klub auf der Regionalliga in die Oberliga Niederrhein absteigt. Das wiederum wird erst nach dem Abschluss der Abstiegsrunde in der 3. Liga feststehen, die mit über die Zahl der Regionalliga-Absteiger bestimmt. Kommt von dort keiner oder nur einer runter, muss nach den aktuell gültigen Durchführungsbestimmungen lediglich ein Oberligist den Weg in die Verbandsliga Niederrhein antreten. Ab zwei Regionalliga-Absteigern erhöht sich der Abstieg in der Oberliga, sodass vorsichtshalber zumindest alle ab Rang sieben in Alarmbereitschaft sein sollten. Abgeschlagen scheint ganz hinten der TV Angermund zu sein (0:12 Zähler), der nach sechs Niederlagen zuletzt zweimal hintereinander nicht antreten durfte (coronabedingt) und allergrößte Schwierigkeiten haben dürfte, sich noch einmal zu befreien.

Beim Siebten HSG Hiesfeld/Aldenrade (7:11) Punkte beginnt ein dichtes Sechser-Feld, das zunächst der TV Krefeld-Oppum (7:7), die DJK Adler Königshof (6:8), Mettmann-Sport (6:10), der TSV Aufderhöhe (6:10) und der LTV Wuppertal (6:10) komplettieren. Hinzugestoßen ist durch seinen Überraschungs-Erfolg über Mönchengladbach der Vorletzte VfB Homberg (5:11), der darüber hinaus eine Serie von fünf Niederlagen hintereinander beendete und plötzlich wieder alle Möglichkeiten im Kampf um den Klassenerhalt hat. Weil die Homberger am Wochenende 18./19. Dezember in der Gruppe aus 13 Klubs spielfrei sind, beenden sie das Handball-Jahr 2021 bereits am kommenden Freitag – und das ausgerechnet beim Bergischen HC II. Der wird nun auf der einen Seite ziemlich sicher entsprechend gewarnt sein. Auf der anderen hat der VfB wieder keinerlei Druck und nichts zu verlieren. So war es auch gegen Mönchengladbach.

Die Borussia bekommt im Heimspiel gegen den TV Krefeld-Oppum (Sechster/7:7 Punkte) schnell die Chance, ihre Lernfähigkeit unter Beweis zu stellen. Forderung von Trainer Rogawska: „Wir müssen jeden Gegner ernst nehmen und immer hellwach sein.“ Die Krefelder ihrerseits, nach zuvor zwei Siegen zweimal hintereinander durch Absagen ausgebremst, würden natürlich gerne die Homberger kopieren – weniger, um der Borussia zu schaden, als vielmehr, um ihr Polster nach unten auszubauen. Unitas Haan (10:4 Punkte) könnte durch einen Erfolg im Kreisderby bei Mettmann-Sport (Neunter/6:10) den eigenen Rang drei festigen und gleichzeitig die Sorgen der Gastgeber vergrößern. Ähnlich ist die Ausgangslage für den Vierten TV Geistenbeck (10:4) für die Partie beim Zehnten TSV Aufderhöhe (6:10). Im Duell zwischen dem TV Lobberich (Fünfter/9:7) und der DJK Adler Königshof (Achter/6:8) geht es für beide darum, die jeweils gute Tendenz zu untermauern – Lobberich jene mit zwei Siegen hintereinander, die Adler jene mit vier Punkten aus drei Spielen ohne Niederlage. Und der LTV Wuppertal würde nach 3:1 Zählern aus den Duellen in Aufderhöhe (31:21) und gegen Königshof (27:27) normalerweise fest davon ausgehen, dass er jetzt seinen dritten Saisonsieg holt – denn er tritt beim sieg- und punktlosen TV Angermund an. Normalerweise hätte aber auch Borussia Mönchengladbach in Homberg gewinnen sollen.