2. Bundesliga
Gummersbachs größte Gefahr ist Gummersbach
VfL will im Heimspiel gegen Dresden die Tabellenspitze festigen und Wiedergutmachung fürs 25:30 in Ludwigshafen betreiben.

Gefordert: Gummersbachs Neuzugang Szymon Dzialakiewicz (beim Wurf), vor der Saison aus Polen gekommen, ist eigentlich im rechten Rückraum für Janko Bozovic. Weil aber Lukas Blohme zurzeit verletzt ist (Knie), muss Dzialakiewicz als Rechtsaußen aushelfen. Das wird wohl auch gegen Dresden so sein. (Foto: Thomas Schmidt)

Es ist der 27. Oktober, als der VfL Gummersbach beim HC Empor Rostock unnötig mit 33:34 verliert und seine erste Saison-Niederlage hinnehmen muss. Fünf Tage zuvor erst hatte er seine Bilanz mit dem 40:34 im Offensiv-Spektakel gegen den TV Hüttenberg auf 14:0 Punkte gestellt. Das Team von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson wirkt danach gegen Rostock ein bisschen zu sehr von sich selbst überzeugt. Diesen Eindruck können die Gummersbacher wiederum nur drei Tage später auf eindrucksvolle Art korrigieren, weil sie TuSEM Essen mit dem 29:23 eindeutig in die Schranken weisen. Zwei Wochen vergehen bis zum sehr überzeugenden 31:26 am 12. November beim ASV Hamm-Westfalen, ehe der VfL direkt darauf am 17. November beim Aufsteiger VfL Eintracht Hagen rund ums 36:40 defensiv praktisch gar nicht stattfindet. Gummersbach macht sich sofort wieder auf den Weg, die Niederlage zu korrigieren – was mit dem 37:23 gegen den überforderten EHV Aue (21. November), dem überragenden 28:22 bei der HSG Nordhorn-Lingen (27. November) und dem ungefährdeten 32:25 über die SG BBM Bietigheim (1. Dezember) erneut sehr gut gelingt. Dann tun sie es am 6. Dezember wieder: Der Tabellenführer bleibt in der Partie bei den Eulen Ludwigshafen erneut manches schuldig, sodass er die nächste Niederlage (25:30) mit nach Hause nimmt. Klar auf der einen Seite: Es wäre vermessen, an eine makellose bis perfekte Saison glauben. Der Aufstiegs-Anwärter hat ja selbst nie erwartet, ohne Kratzer durchzukommen. Sehr deutlich erkennbar auf der anderen Seite: Der VfL Gummersbach verliert immer dann, wenn es ihm besonders gut geht. Er ist bisher noch nicht in erster Linie an einem zu dominierend auftrumpfenden Gegner gescheitert – nicht in Rostock, nicht bei starken Hagenern, nicht in Ludwigshafen. Es waren immer auch eigene Schwächen und zu viele eigene Fehler, die einen erheblichen Teil beitrugen. Und wie selbstverständlich passierte es immer auswärts.

Trotz der Niederlage bei den Eulen führt Gummersbach mit 24:6 Punkten weiter die Tabelle an, aber gleichzeitig hat es die verfolgenden Konkurrenten wie Hüttenberg (21:7), Hagen (21:9), Hamm (20:8) und Nordhorn (20:10) zurück ins Rennen geholt. Selbst die Essener (17:11) auf Rang sechs und die mit drei Spielen zurückliegenden, aber auf Rang acht verbesserten Eulen Ludwigshafen (14:10) sind im Kampf um die beiden ersten und zum Aufstieg berechtigenden Plätze noch/wieder dabei. In der Summe aller Einzelteile lassen sich nun fürs Spiel am Freitagabend in der Schwalbe-Arena gegen den HC Elbflorenz Dresden zwei Dinge erwarten: Gummersbach, zu Hause mit 14:0 Punkten und 232:172 Toren (plus 60) geführt, will erneut seine Heimstärke demonstrieren – und es will zugleich unbedingt den jüngsten mäßigen Eindruck ausradieren. Gelingt das halbwegs, stehen die Gäste vielleicht vor einer zu hohen Hürde. Essen oder Aue können bestätigen, zu welcher Reaktion Sigurdssons Mannschaft in der Lage ist. Dass der Freitagabend dabei kein Selbstläufer wird, hängt eng mit der Qualität bei den Sachsen zusammen, die drei Siege hintereinander mit ins Oberbergische bringen – 26:24 in Bietigheim, 25:24 bei DJK Rimpar Wölfe, 29:24 gegen TuS Ferndorf. So steht das bis vor zwei Wochen noch deutlich im Minus steckende Elbflorenz-Konto auf Rang neun inzwischen bei ausgeglichenen 13:13 Punkten.

Die Bereitschaft, alles für einen Sieg zu geben und damit die Basis für einen insgesamt schwungvollen Jahres-Endspurt mit weiteren herausfordernden Aufgaben zu legen, ist in der Gummersbacher Mannschaft offensichtlich vorhanden. „Wir wollen auf jeden Fall einiges wiedergutmachen und vor allen Dingen zeigen, dass wir Bock haben und dass wir weiterhin eine gute Stimmung haben – die wir dann auch an die Fans weitergeben wollen. Ich glaube, das Spiel mit einer guten Stimmung und mit Willen anzugehen, wird der Schlüssel sein“, sagt Julius Fanger (19), der als einer der Vertreter aus der Abteilung „Jugend forscht“ durchaus auch für die erfahrenen Teamkollegen wie Kapitän Timm Schneider oder Linkshänder Janko Bozovic spricht. Die verletzten Lukas Blohme und Ole Pregler fehlen gegen Dresden.

Auf den Spitzenreiter warten nach dem Duell mit Dresden in diesem Jahr drei weitere Meisterschafts-Auftritte – bei der DJK Rimpar Wölfe (Rang 17/19. Dezember), gegen den TuS Ferndorf (Letzter/22. Dezember) und beim HSC Coburg (Elfter/26. Dezember). Außerdem bestreitet Gummersbach am 14. Dezember gegen Nordhorn-Lingen das Achtelfinale des DHB-Pokals – verbunden mit der Chance auf ein Weiterkommen und eins der ganz großen Lose fürs Viertelfinale: SC Magdeburg, THW Kiel oder Rhein Neckar Löwen sind ebenfalls dabei. Auch Titelverteidiger TBV Lemgo, Füchse Berlin (treffen im Achtelfinale aufeinander) oder der Bergische HC kommen in Frage. Die Aussichten gegen Ende des Kalenderjahres 2021 könnten schlechter sein für Handball-Gummersbach.