2. Bundesliga
Hochspannung am Freitag: Gummersbach findet gerade noch die Kurve
Der Spitzenreiter liegt gegen den HC Elbflorenz lange zurück und rettet am Ende einen knappen 30:29-Erfolg über die Zeit.

Finde die Lücke: Hakon Styrmisson suchte mit dem VfL Gummersbach oft genug den Weg vorbei am HC Elbflorenz und dem starken Mario Huhnstock im Tor. Am Ende war der Isländer mit zehn Toren aber erfolgreichster Werfer des Abends. (Foto: Thomas Wirczikowski)

VfL Gummersbach – HC Elbflorenz 30:29 (12:15). Einen Schönheitspreis gewannen sie im Oberbergischen für die Vorstellung am Freitagabend nicht, dafür aber die nächsten wichtigen Punkte für die Mission Aufstieg. Über weite Strecken machte der Tabellenführer der 2. Bundesliga sich gegen die Gäste aus Sachsen das Leben selbst schwer. Erst Mitte der zweiten Halbzeit kämpften sich die Hausherren mit einer klaren Leistungssteigerung zurück in die Partie und bekamen durch eine Mischung aus mannschaftlicher Geschlossenheit und individueller Klasse soeben noch die Kurve. Trotzdem blieb die Sache bis zur letzten Sekunde spannend und erst als VfL-Keeper Tibor Ivanisevic den finalen Dresdener Versuch mit der Schluss-Sirene parierte, kannte der Jubel der Gastgeber kaum noch Grenzen. Die Mannschaft von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson fand damit die Antwort auf die 25:30-Niederlage bei den Eulen Ludwigshafen am Montag und baute ihre Spitzenposition wieder aus. Mit 26:6 Punkten führt Gummersbach die Liga vor dem VfL Eintracht Hagen (23:9), dem TV Hüttenberg (21:7), dem ASV Hamm-Westfalen (20:8) und der HSG Nordhorn-Lingen (20:10) an und ist damit weiterhin der heißeste Kandidat für eines der zwei Tickets in die 1. Bundesliga.

In der zähen Anfangsphase bekam Sigurdssons Team vor allem offensiv nur sehr wenig zustande. Zahlreiche Angriffe der Hausherren endeten mit technischen Fehlern oder vergebenen Gelegenheiten, wozu auch der starke Gäste-Keeper Mario Huhnstock seinen Teil beitrug. Beim 4:6 (15.) nahm Sigurdsson seine erste Auszeit – die wenig Besserung brachte. So verpasste Ellidi Vidarsson beispielsweise beim Stande von 6:7 – schön freigespielt von Timm Schneider – unbedrängt den Ausgleich, weil er den Heber über das Tor setzte (18.). Nur wenig später verpasste der Kreisläufer die Chance zum 9:9, als er zwar völlig frei besser abschloss, aber an Huhnstock scheiterte (22.). So blieb der erste Durchgang eine Nervenprobe und Dresden legte erst das 11:8 (26.) vor. Innerhalb weniger Sekunden verspielten die Gummersbacher dann vorne zwei Mal den Ball und fingen sich per schnellem Tempogegenstoß das 9:13 (27.) und 9:14 (28.). Sigurdsson reagiert noch vor der Pause mit seiner zweiten Auszeit und diesmal brachten die kurzfristigen Maßnahmen (unter anderem siebter Feldspieler) immerhin drei schnelle Treffer zum 12:14 (30.).

Nach dem Seitenwechsel blieben die Gäste allerdings zunächst ein mehr als hartnäckiger Gegner und im Gummersbacher Angriff war bis auf Weiteres wenig Besserung zu erkennen. Ein weiterer Ballverlust in der Vorwärtsbewegung brachte per Gegenstoß das 12:17 (34.). Das Spielglück fand dann Hakon Styrmisson für den VfL wieder: Der starke Linksaußen (am Ende zehn Treffer) scheiterte mit seinem Versuch eigentlich an Huhnstock – der den aus der Luft fallenden Ball dann aber unglücklich zum 15:18 ins eigene Tor lenkte (38.). Vielleicht war die Szene ein Signal zum Aufbruch, jedenfalls stellten die Hausherren in den nächsten Minuten vom 15:19 (38.) mit einem 7:1-Lauf auf 22:20 (47.). Den Grundstein setzte hier eine aggressive Deckung vor Keeper Tibor Ivanisevic, der das Torhüter-Duell in der zweiten Halbzeit klar für sich entschied. Gemeinsam mit Stepan Zeman gehörte dem Schlussmann die 45. Spielminute: Nach Ivanisevics Doppel-Parade landete der Ball schnell beim Tschechen, der den 20:20-Ausgleich erzielte. Nur Sekunden darauf hielt der VfL-Keeper den nächsten Versuch und leitete den Angriff ein, den Zeman zur 21:20-Führung verwertete.

Den HC-Akteuren schien in der Schlussphase zunächst etwas die Luft auszugehen, während die Gummersbacher über die Führung zu mehr Sicherheit fanden. Beim 25:22 (52.), 28:25 (55.), 29:26 (56.) und 30:27 (58.) deutete sich ein doch noch einigermaßen souveräner Sieg für den Tabellenführer an. Aber Elbflorenz ging in den letzten Sekunden noch einmal volles Risiko und zwang den VfL mit einer offensiven Abwehr wieder zu Fehlern. Nach dem 30:28 fabrizierte Styrmisson vorne einen Schrittfehler, den Gummersbach mit einem guten Rückzug aber unbeschadet überstand und der Isländer eroberte den Ball sogar selbst wieder (58.). Eine Minute Schluss nahm Sigurdsson seine letzte Auszeit, doch statt der Entscheidung gab es den nächsten Ballverlust und 26 Sekunden vor dem Ende das 30:29. Im nächsten Angriff sahen die Schiedsrichter dann einen Schrittfehler von Julius Fanger, sodass Elbflorenz tatsächlich noch einmal die Chance zum Ausgleich bekam – die bei Ivanisevic und im Gummersbacher Jubel endete.

VfL Gummersbach: Nagy, Ivanisevic – Fanger, Vidarsson (2), Köster (6), Schroven (2), Hermann (1), Schneider (1), Herzig (2), Dzialakiewicz, Santos, Styrmisson (10/2), Kiesler, Stüber, Zeman (4), Bozovic (2).