3. Liga
Serientäter-Duell in Longerich und Matchball für Opladen
Der LSC hat acht Spiele hintereinander gewonnen, die Panther kommen mit vier Erfolgen am Stück. Der TuS 82 steht dicht vor dem Klassenerhalt, Leichlingen stark unter Druck.

Hoch hinaus: Birger Dittmer (beim Wurf) und die Opladener liegen, gemessen am Saisonziel, als Dritter sogar vor dem Spitzenreiter Krefeld (Nummer 37 André Obranovic, rechts Lars Jagieniak). Während der TuS 82 „nur“ sicher die Klasse halten will, soll der Weg der Eagles klar in die 2. Bundesliga führen. (Foto: Herbert Mölleken)

Das ist alles längst kein Zufall mehr – und auch keine schöne Aufnahme nur für diesen einen kurzen Moment. Die HSG Krefeld Niederrhein und die SG Schalksmühle/Halver Dragons mit jeweils 22:4 Punkten auf den Plätze eins und zwei entsprechen dabei durchaus den Erwartungen: Beide waren vor der Saison ohnehin unter die Kandidaten mit den größten Aussichten für die beiden Plätze in der Meisterrrunde nominiert – genau in dieser Reihenfolge. Und dahinter? Der Longericher SC vielleicht oder die Bergischen Panther schienen in Frage zu kommen. Aber niemand hatte den TuS 82 Opladen auf der Rechnung, der sich gerade mit nur zwei Zählern weniger (20:6) hartnäckig auf Rang drei hält und dem sicheren Klassenerhalt mit großen Schritten entgegenwirbelt. Eins der Geheimnisse: Trainer Fabrice Voigt und seine Mannschaft sehen keinen einzigen Sieg als selbstverständlich an, obwohl sie inzwischen selbst mit einer durchschnittlichen Leistung erfolgreich sein können – wie zuletzt beim 29:20 über den TuS Volmetal (Elfter/4:22), den die Opladener in der Tabelle längst abgehängt haben. Jetzt bekommt der TuS 82 als Belohnung fürs bisherige Abschneiden eine Art Matchball serviert: Gewinnt er zum Abschluss des Handball-Jahres 2021 beim Schlusslicht ESG Gensungen/Felsberg (3:23), sind mindestens Rang sechs und die finale Sicherheit so gut wie klar.

Auf dem heißen Stuhl (Platz sieben), der den Gang in die Abstiegsrunde bringt, sitzt zurzeit der VfL Gummersbach II (12:14) vor dem Leichlinger TV (10:16). Folgende Rechnung: Die Gummersbacher verlieren bei der HSG Krefeld Niederrhein und stehen danach bei 12:16 Punkten. Gleichzeitig gewinnt Opladen in Gensungen und steht danach bei 22:6 Punkten. Zehn Zähler Vorsprung bei noch acht Partien von Mitte Januar bis Mitte März – das reicht. TuS-82-Trainer Fabrice Voigt fordert die Opladener unabhängig davon zu allergrößter Aufmerksamkeit auf: „Für mich ist nicht ganz erklärlich, weshalb die ESG im Tabellenkeller steht. Wir dürfen in keinem Fall denken, dass das Spiel ein Selbstläufer wird. Wir müssen wie immer unsere hundert Prozent geben.“

Das Beispiel Opladen/Gummersbach zeigt, wie eng die Lage inzwischen für den Leichlinger TV geworden ist, der zuletzt beim 30:37 gegen die Dragons und beim 24:36 in Gummersbach chancenlos war. Die bevorstehende Aufgabe gegen die SG Menden Sauerland Wölfe (Zehnter/6:20) ist fürs von permanenten Hallenproblemen und personellen Sorgen geplagte Team von Trainer Lars Hepp von Rang zehn aus (10:16) bereits ein Finale im Kampf um Platz sechs: Holt der LTV gegen den direkten Konkurrenten keinen Sieg, wird er den Weg in die Abstiegsrunde gehen müssen. „Wir fahren nach Menden mit der klaren Absicht, mit zwei Punkten wieder nach Hause zu kommen“, sagt Co-Trainer Achim Symmanek, der sich eher ungern ans 29:32 gegen Menden aus der Hinrunde erinnert und trotzdem eine klare Forderung aufstellt: „Wir sind uns bewusst, dass wir jetzt liefern müssen, wenn wir überhaupt in irgendeiner Form in Richtung sechster Platz schielen wollen. Wir sind im Training eigentlich ganz gut dabei und fokussiert auf das Spiel.“

Aufsteiger TuSEM Essen II hat noch einen Punkt weniger (9:17) als die Leichlinger und die Aufgabe beim Sechsten GSV Eintracht Baunatal (14:12) vor sich. Das ist wieder eine einfache Rechnung: Verliert das Team von Trainer Nelson Weisz erneut, liegt es sieben Zähler hinter dem GSV und der Weg zum sechsten Platz wäre richtig weit – höchstwahrscheinlich zu weit. Was Weisz von seiner Mannschaft auf jeden Fall fordern wird, ist eine deutliche Steigerung gegenüber dem indiskutablen Auftritt bei den Panthern (21:36), nach dem ihm fast die Wort fehlten: „Wir haben heute alles vermissen lassen, was uns auszeichnet.“ Dass ein bescheidenes Plus reichen wird, gilt dabei als sehr unwahrscheinlich, weil es die Essener mit Baunatal  zu tun bekommen, das seinen sechsten Rang kaum freiwillig gefährden oder die Punkte ohne Gegenwehr abliefern wird. TuSEM, das Mitte November nach dem 37:26 über den VfL Gummersbach II auf einem guten Weg zu sein schien, wird die Serie von drei Niederlagen stoppen müssen, um seine Chancen auf den direkten Klassenerhalt zu wahren.

In Longerich treffen zwei echte Serientäter aufeinander. Die Panther, die sich durch vier Siege hintereinander auf Rang fünf (16:10) vorgearbeitet haben, bringen eine Menge Selbstbewusstsein mit zum Vierten Longericher SC (18:8), der zuletzt am 2. Oktober in Opladen verlor (28:31), sich dann kräftig schüttelte – und mit dem folgenden 31:23 über die Schalksmühle-Halver Dragons eine überragende Serie begann. Am vergangenen Wochenende stellte die Mannschaft von Trainer Chris Stark mit einem 34:31 in Krefeld den vereinsinternen Drittliga-Rekord von acht Erfolgen hintereinander ein – und das bei der an der Spitze liegenden HSG Krefeld Niederrhein. „Das ist noch einmal ein richtiges Highlight zum Jahresende“, findet Panther-Coach Marcel Mutz, „in Longerich ist immer schwer was los und es macht immer Spaß, dort zu spielen. Longerich ist in einer sehr beachtlichen Form und hat eine unheimliche Offensiv-Power. Es macht viel Freude, sich auf Longerich vorzubereiten, weil sie auch taktisch sehr variabel sind, gepaart mit sehr hoher individueller Qualität. Wir werden ein fast perfektes Spiel brauchen, um etwas mitzunehmen. Aber wir fahren natürlich mit der Idee hin, um Punkte mitzuspielen. Wenn Longerich uns etwas anbietet, wollen wir da sein.“

Bereit: Torhüter Philipp Ruch und seine Longericher freuen sich aufs Heimspiel gegen die Panther – die ebenfalls einem tollen Handball-Abend entgegenfiebern. (Foto: Thomas Schmidt)

Beim Überreichen von Komplimenten vor dem Spiel ist der LSC definitiv auf Augenhöhe unterwegs. „Wir wissen, dass die Panther auch mit Rückenwind kommen und spielerisch gerade sehr gut agieren. Sie sind auch in der Abwehr bärenstark, der Innenblock mit Max Weiß und Henning Padeken gehört im Zusammenspiel mit dem Torwart in der 3. Liga zum Besten, was es gibt. Generell sind sie auf allen Positionen sehr gut besetzt. Wir haben ein Vier-Punkte-Spiel und wir brauchen sicher eine blitzsaubere Leistung.“ Die Kölner Lust auf den Samstagabend hat nicht zuletzt mit dem 17. September zu tun, als Longerich im Bergischen mit 29:32 unterlag – was aus Sicht der Gastgeber nach einer Revanche verlangt. Außerdem fände der LSC großartig, wenn er die eingestellte Drittliga-Serie von acht Siegen hintereinander um einen neunten Erfolg ausbauen könnte – was dann ein neuer Rekord wäre. Es ist im Übrigen unabhängig vom Ausgang der Partie keine kühne Prognose, dass am Ende sowohl die Panther als auch der LSC unter den ersten sechs der Tabelle zu finden sein werden.

HSG-Coach Maik Pallach bescheinigte seiner Mannschaft im Rückblick auf die Niederlage gegen Longerich eine grundsätzlich überzeugende Leistung: „Das war ein gutes Drittligaspiel auf einem sehr hohen Level, wo sich die Mannschaften nichts geschenkt haben. Wir haben aufgrund des dezimierten Kaders in vier Minuten verloren, wo wir einfach drei schlechte Entscheidungen treffen.“ Für die Aufgabe gegen Gummersbach II rechnet er nun lieber mit dem „Schlimmsten“ – also einigen Leihgaben aus dem Zweitliga-Kader des VfL: „Das ist wie immer eine Wundertüte. Es kann sein, dass sie mit voller Kapelle anrücken. Ihre Spielanlage ist spannend und sie haben in Diogo Valerio einen Top-Torhüter.“ Bei allem Respekt vor dem Kontrahenten aus dem Oberbergischen peilen die Eagles einen Erfolg an: „Es gilt, mit einem Heimsieg einen guten Jahres-Abschluss hinzubekommen.“ Dazu passt nur, die bisherigen 2:2 Punkte in der Rückrunde auf 4:2 Zähler aufzustocken und dann nach der Pause über Weihnachten/Neujahr ab dem 3. Januar mit der Vorbereitung auf die Fortsetzung der Meisterschaft zu beginnen. Das Ziel der HSG steht hier längst fest: Sie will nach der Partie am 13. März gegen die ESG Gensungen/Felsberg mindestens Zweiter sein – und im Idealfall vor den Dragons bleiben, die sie am 12. Februar in eigener Halle erwarten.