Regionalliga Nordrhein
Franz lässt TVK im Derby-Krimi jubeln
TVK gewinnt nach zwei krass unterschiedlichen Halbzeiten mit 33:32 gegen Neuss und teilt sich jetzt die Tabellenspitze mit Ratingen. Rheinbach und Siebengebirge bleiben tief im Keller hängen.

Hiergeblieben! Korschenbroichs Kreisläufer Philip Schneider (beim Wurf), hier gestört vom Neusser Daniel Küpper Ventura (Nummer 25), musste im Heimspiel bis zum Schluss alles für den Sieg geben. (Foto: Michael Jäger)

TV Korschenbroich – Neusser HV 33:32 (20:13). Krasser kann der Unterschied zwischen zwei Halbzeiten nicht sein. Während vor der Pause der TVK dominierte und die Neusser fast zu demontieren schien, stand der Abend nachher ganz im Zeichen einer Aufholjagd des NHV – der fast ein Unentschieden mitgenommen hätte. Korschenbroichs Trainer Dirk  Wolf sah das Derby insgesamt als Werbung für den Handball in der Region – und er erkannte an, dass für sein Team alles hätte ganz anders kommen können: „Am Ende wäre ein Unentschieden vielleicht gerecht gewesen. Wir sind als glücklicher Sieger vom Feld gegangen. Natürlich nehmen wir das gerne mit.“ Der TVK bildet nun als Zweiter zusammen mit Interaktiv.Handball (beide 16:4 Punkte) die neue Doppelspitze in der Regionalliga, während die Neusser auf Rang sechs (12:8) ebenfalls zur oberen Hälfte gehören. Wolf fand neben dem Spielverlauf auch das Drumherum des Abends bemerkenswert: „Es war eine tolle Atmosphäre hier in der Halle, ein schönes Derby. Neuss hatte eine schöne Stimmung im Fanclub dabei. Das hat Spaß gemacht.“

Die Korschenbroicher Abwehr mit dem überzeugenden Torhüter Max Jäger sorgte nach dem 6:6 (15.) dafür, dass der TVK zunehmend die Kontrolle erlangte, zumal die Gäste meist gar keine Lösungen fanden. „Wir haben Grotte gespielt“ fand Lansen,  der sich mit dem Beginn der zweiten Halbzeit aber die Augen reiben durfte – weil nun seine eigene Defensive mit Keeper Paul Dreyer der Partie ihren Stempel aufdrückte. Bis zum 17:23 (36.) oder 19:24 (40.) deutete trotzdem alles auf eine Niederlage hin, ehe der NHV ab dem 22:26 (48.) und erst recht ab dem 25:29 (52.) den Turbo zündete – 29:29 (56.). Im Krimi auf der Zielgeraden beantwortete Neuss das 32:31 (59.) für die Gastgeber durch Mats Wolf mit dem Siebenmeter von Tim Schriddels 40 Sekunden vor dem Ende zum 32:32-Ausgleich (60.). Auf der anderen Seite bekam aber Dustin Franz in den letzten paar Sekunden noch einen letzten Wurf – 33:32. Lansen wirkte kurz danach gefasst: „Ein Punkt wäre gerecht gewesen. Aber wir können damit leben, mit einem in Korschenbroich zu verlieren.“

TV Korschenbroich: Jäger, Krüger – Schiffmann (7), Bark (6/3), Wistuba, Förster, Brinkhues (2),  Zidorn (2), Wolf (6/2), Tobae (1), Kauwetter, Neven (4), Schneider (1), Franz (3).

Neusser HV: Dreyer, Schroif – Kurth (1), Menze, Schriddels (7/3), Rosendahl (4), Klause (7/1), Barentzen, Jennes (2), Ingenpass (4), Kuepper Ventura, Böhnke (2), Rothkopf (5), Petrovic.

 

HSG Siebengebirge – Interaktiv.Handball 22:32 (7:17). Die Partie zeigte bald einen Klassen-Unterschied auf zwischen der HSG, die tief im Abstiegskampf steckt, und den Ratingern, die unbedingt den Aufstieg in die 3. Liga schaffen wollen. Weil Siebengebirge kämpferisch alles gab, sah die Partie bis zum 6:6 (15.) ausgeglichen aus, doch die Kräfteverhältnissen verschoben sich bis zur Pause gründlich. Am Ende hatte Interaktiv einen hohen Sieg in der Tasche, der die Mannschaft von Trainer Ace Jonovski mit 16:4 Punkten über das bessere Torverhältnis vor dem TV Korschenbroich auf den ersten Tabellenplatz beförderte – weil der bisherige Erste TV Aldekerk (15:3) nicht im Einsatz war. Der Vierte HC Gelpe/Strombach und der Fünfte BTB Aachen (beide 12:4), die ebenfalls pausieren mussten, haben dahinter die gleiche Anzahl an Minuspunkten wie Interaktiv und Korschenbroich.

Den ersten Treffer der Partie setzte Ratingens routinierter Rückraumspieler Alexander Oelze per Siebenmeter in der dritten Minute. Und er war etwas später maßgeblich daran beteiligt, dass die Gäste nach dem 8:7 (17.) bald keinerlei Sorgen mehr haben mussten: Sechs der zehn Tore hintereinander bis zum 18:7 (31.) am Anfang der zweiten Halbzeit gingen auf das Konto von Oelze, der insgesamt 12 Treffer erreichte – und (natürlich) mit dem 32:22 per Siebenmeter neun Sekunden vor dem Ende auch den Schlusspunkt setzte. Ratingen war für Siebengebirge im Abstiegskampf einfach der falsche Gegner. „Wir haben uns in der zweiten Halbzeit noch achtbar geschlagen und kämpferisch nie aufgesteckt“, sagte HSG-Trainer Lars Degenhardt, „aber wir haben es nicht geschafft, uns noch näher heranzukämpfen. Das ist ein verdienter Erfolg für Ratingen und unser Blick geht jetzt schon auf das Spiel des Jahres im Derby gegen Bonn.“

HSG Siebengebirge: Wiese, Fischer – Dziendziol (5/3), Steinhaus (5/1), Petzold, Hayer (2), Lajnef, Willcke, Lee (2), Gebel, Ghussen, Koch (4), Picard (1), Kirfel (3).

Interaktiv.Handball: Büttner, Karic – Hadzic, Markotic (1), Claussen (1), Stock (6), Sabljic (1), Oelze (13/6), Mensger (4), Nuic (2), Ciupinksi (1), Koenemann (3).

HC Weiden – TV Rheinbach 24:19 (12:9). Der Weg ans rettende Ufer wird für die Rheinbacher, die bei 2:18 Punkten noch immer auf den ersten Saisonsieg warten, immer weiter, und die Niederlage beim Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt war doppelt schmerzhaft. „Wir haben gut angefangen, fand Jan Hammann, der Co-Trainer der Gäste, „wir sind aber immer wieder am starken Weidener Keeper Tobias Bayer gescheitert. Am Ende der ersten Halbzeit und dann in der zweiten kamen zu viele technische Fehler hinzu, die Weiden immer wieder mit Gegenstößen bestraft hat. Wir haben am Ende verdient verloren.“ Für die Hausherren brachte der erste Erfolg nach zuvor vier Niederlagen hintereinander wichtige Entlastung und bei nun 6:12 Punkten (Rang zehn) sieht die Lage wieder ein bisschen freundlicher aus.

In einer lange ausgeglichenen ersten Halbzeit lag Rheinbach beim 9:8 (22.) noch vorne, ehe Weiden bis zur Pause vier Treffer hintereinander zur eigenen 12:9-Führung (30.) erzielte und anschließend den zweiten Durchgang mit dem 13:9 (31.) eröffnete, als Simon Bock einen Siebenmeter verwandelte. Mit dem 15:11 (34.) bahnte sich bereits die Entscheidung an, die Weiden vom 15:13 (37.) mit einem 4:0-Lauf bis zum 19:13 (47.) innerhalb von zehn Minuten besorgte. Auf der Zielgeraden kam der Tabellenletzte Rheinbach nicht mehr für eine Wende in Frage. Nun droht das Team des Trainergespanns Dietmar Schwolow/Hammann als Schlusslicht in die Pause über Weihnachten/Neujahr zu gehen.

HC Weiden: Bayer, Rüttgers – Akintunde (2), Kuck, Wolff (2), Klinkenberg, Scheidtweiler (4), Eich (4), Leonhardt, Flossbach (2), Richter, Bergerhausen (1), Habisch (2), Bock (7/2).

TV Rheinbach: Thürnau, Hoven – T. Schwolow (8/5), Eusterholz, Schmitz (5), Götz (1), Sato, Ollefs (1), Kazimierski (3), Künkler (1), Genn, Stötzel.