Oberliga Mittelrhein
Longerich II und Fortuna ärgern die Favoriten – eine Halbzeit lang
Der LSC verliert gegen den TSV Bayer nach einem 15:14 mit 29:39. Refrath macht aus 16:14 ein 35:24 in Köln. Tickets für die Meisterrrunde sind heiß umkämpft.

Da sind wir wieder! Moritz Merz konnte sich beim Refrather Sieg über zwei wichtige Punkte fürs Team und neun eigene Treffer freuen. (Foto: Thomas Schmidt)

Das Bild in der Oberliga Mittelrhein ist inzwischen bekannt – und vermutlich haben sich die anderen längst damit abgefunden, dass der TSV Bayer Dormagen II und die HG Refrath/Hand das Rennen um die beiden ersten Plätze unter sich ausmachen werden. Beide kamen auch am letzten Spieltag im Kalenderjahr 2021 zu Erfolgen – Dormagen II (21:1 Punkte) mit dem 39:29 beim Longericher SC II nach einem Pausen-Rückstand ebenso klar wie der Zweite HSG Refrath/Hand (17:1) nach dreieinhalb Wochen coronabedingter Pause mit dem 34:25 beim Zwölften SC Fortuna Köln (8:12). Auf Rang drei hat der TuS 82 Opladen II (15:7) nach seinem 30:26 beim MTV Köln (Fünfter/12:8) ebenfalls beste Aussichten auf das Erreichen der Meisterrunde, während spätestens beim Sechsten Longerich II (12:10) das Hauen und Stechen um die weiteren Tickets für den Aufzug nach oben beginnt (mindestens Rang acht). Hoffen dürfen darauf alle Mannschaften bis zum TuS Derschlag (8:14) auf Rang 13. Dahinter müssen sich der CVJM Oberwiehl (4:18), die SG GFC Düren 99 (4:18) und der Turnerkreis Nippes (3:19) schon so gut wie sicher auf die Teilnahme an der Abstiegsrunde einstellen.

Das Duell zwischen den Longerichern und dem TSV Bayer stand in der ersten Halbzeit ganz im Zeichen der Hausherren, die immer wieder vorlegten und zur Pause mit 15:14 vorne lagen. Trainer Freddy Rudloff hatte aber geahnt, dass es so kaum weitergehen würde: „Ich habe gesagt, dass wir unsere Körner aufteilen müssen, um die Abwehr zu stabilisieren, dass wir uns aushelfen und die Fehlerquote gering halten müssen. Das ist natürlich alles nicht passiert. Wir haben 25 Gegentore in der zweiten Halbzeit bekommen.“ Knackpunkt war nicht nur seiner Ansicht nach die 33. Minute, als der LSC noch mit 17:15 führte und dann blitzschnell sechs Gegentreffer hintereinander zum 17:21 (38.) hinnehmen musste. Bis zum 19:22 (40.) blieben die Gastgeber dran, ehe sich Dormagen dank deutlich größerer Reserven Stück für Stück absetzte und ab dem 28:21 (50.) nicht mehr in Gefahr geriet. TSV-Trainer David Röhrig nahm die Steigerung zufrieden zur Kenntnis: „Wir haben die erste Halbzeit absolut verschlafen. Wir standen dann ein bisschen mit dem Rücken zur Wand und die Jungs haben in der zweiten Halbzeit die richtige Reaktion gezeigt.“ Wesentlicher Faktor aus seiner Sicht war vor allem die nun deutlich stabilere Abwehr mit dem Innenblock um Max Eugler, der die Hausherren zunehmend vor Probleme stellte. „Das war ein superwichtiger Sieg“, stellte Röhrig fest, „wir sind absolut happy, das war ein superschweres Halbjahr.“ 

Ähnlich erleichert waren die Refrather, dass sie die hohe Hürde Fortuna nach einer sehr abwechslungsreichen Partie hinter sich gebracht hatten. In der ersten Hälfte lag die Mannschaft von Trainer Christopher Braun beständig vorne, konnte sich aber nicht weit absetzen und nur ein 16:14 (30.) mit in die Kabine nehmen. Dann hielt die Fortuna bis zum 16:17 (33.) den Anschluss, ehe der Favorit doch ausreichend Distanz zwischen sich und die Kölner legte – 21:16 (39.), 24:19 (42.), 25:20 (46.). Mit dem 4:0-Lauf vom 26:21 (47.) zum 30:21 (50.) war dann endgültig der Weg frei für die HSG, der Michael Wittig und Niklas Funke noch nicht wieder zur Verfügung standen. „Nach einer schwachen ersten Halbzeit setzen wir uns in der zweiten deutlich und verdient ab“, meinte Trainer Braun, „trotzdem haben wir uns über die erste Halbzeit sehr geärgert, da musste auch eine entsprechende Halbzeit-Ansprache her. Die Pause jetzt können wir gut gebrauchen, um den Kader wieder zu vervollständigen.“

Ein paar Etagen tiefer konnte Nils Hühn, Trainer des CVJM Oberwiehl, mit dem 28:32 beim TuS Derschlag wenig anfangen: „In der ersten Halbzeit haben wir nicht mit der richtigen Einstellung gespielt, wir waren im Kopf nicht wach genug. Es hat die Bereitschaft gefehlt.“ Ihre entscheidende Phase erlebte die Partie, als Oberwiehl nach der 14:13-Führung (27.) bis zur 37. Minute sieben Gegentreffer hintereinander kassierte und plötzlich mit 14:20 zurücklag – weil der Versuch mit dem siebten Feldspieler gründlich danebenging. Stark fand Hühn die Moral des CVJM, der sich auf 26:29 (55.) herankämpfte, aber die Niederlage nicht mehr verhindern konnte. Überhaupt nicht einverstanden zeigte sich der Oberwiehler Coach mit dem Auftritt der Unparteiischen: „Das war das ganze Spiel über schlecht, auf beiden Seiten – und manchmal sehr stark gegen uns. Die Niederlage ist trotzdem verdient, weil wir am Anfang nicht mit dem Herzen dabei waren.“

Dem auf Platz neun verbesserten Team des ASV SR Aachen (10:12) gefiel das 32:28 beim Schlusslicht TK Nippes doppelt gut. „Endlich der erste Auswärtssieg“, fand Trainer Cornelius Hesse, der nun mit seinem Team wieder bessere Chancen hat, unter die ersten acht zu kommen. Dass es nach der 18:11-Führung (28.) später enger wurde, lag unter anderem an den Gastgebern: „Wir kommen an unsere Grenzen mit der Kölner Atmosphäre und der Cleverness einiger Nippeser, die ihre Erfahrung ausspielen und uns zum Teil den Schneid abkaufen.“ Nach dem 27:25 (48.) war es auch beim 32:30 (59.) wieder eng, bevor Niklas Kuchenbäcker in der letzten Minute das 33:30 erzielte. TK-Coach Frank Rösgen beklagte vor allem den Rückstand aus der ersten Halbzeit: „Das war der Grundstein für den Nicht-Sieg. In der zweiten Halbzeit konnten wir noch dagegenhalten und auf zwei Tore verkürzen, aber dann hatten wir ein bisschen Schusspech. Dann müssen wir akzeptieren, dass Schwarz-Rot verdient gewonnen hat. Dass wir die Punkte nicht behalten haben, wird uns in der Abstiegsrunde noch sehr wehtun.“

Longericher SC II – TSV Bayer Dormagen II 29:39 (15:14). 

Longericher SC II: Burggraf, Fischbach – Breuer (3), Schiefer (4), Hipp, Boeing (3), Matysiak (3), Heider (1), Kröger (7), Duckert (3), Malolepszy (4), Gottlob, Hoffmann (1), Falkenreck.

TSV Bayer Dormagen II: Dahmen, Broy – Eugler (5), Hinrichs (2), Emmerich, M. Köster (4), Leitz (4), Träger (4), Pauli (2), Seyb, Schoss (5), Ostrowski, Pütz (7/7), Stein (6).

 

SC Fortuna Köln – HSG Refrath/Hand 24:35 (14:16). 

SC Fortuna Köln: Prützel, Hoffmann – Eiben, Künkele (3), Emmel, Stutzki (3), Lammer (1/1), Stabauer (2), Kötzle (2), Kruse (1), Gremmelspacher (8/6), Löw, Feldmann (4).

HSG Refrath/Hand: Vatter, Kierdorf – Krause (1), Morris (1), Schallenberg (3), Radtke, Faust (6), Niehaus (12/3), Wendler (1), Benninghaus (1), Schrage (1), Wittig, Asselborn, Merz (9). 

 

TuS Derschlag – CVJM Oberwiehl 32:28 (17:14). 

TuS Derschlag: Bauch, Fraunhoffer – Marco Köster (3), Starcevic, Seifert (1), Basic (5), Nenne-Kolb (3), Hudak-Domokos (1), Krstev, Malek (3), Krause (7/3), Mlynczak (9).

CVJM Oberwiehl: Schoger – Gröbner (6), Berndt, Bluhm (4), Rischikov (3), Schneider (4), Madel (1), Knie, Binder (6), Kruse, Krieg, Gartung (4).

 

TK Nippes – ASV SR Aachen 30:33 (14:20).

TK Nippes:  Sierau – Sauerbier, Engels (5), Pohlig (5), Bredehorst (2), Becker, Kirschsieper, Bachter (2), Wäsch, Jung (1), Michael, Bieck (2/2), Duttle (6), Kinanah (7/3).

ASV SR Aachen: Vitz, Hombrecher – Korsten (8/6), Huckemann (9), Durst, Kuchenbäcker (4), Kurscheid (2), Fiedler (7), Rietz, K. Pai Monteiro, Oliva Cifuentes (1), Bösel (2).

 

Birkesdorfer TV – SG GFC Düren 99 32:28 (18:17).

 

MTV Köln – TuS 82 Opladen II 26:30 (15:13).