2. Bundesliga
Alarmstufe Rot bleibt: Dormagen verpasst Sieg in Aue
TSV Bayer dreht klaren Rückstand in ein 28:26 und nimmt im Kellerduell doch nur ein 28:28 mit.

Haltet ihn! André Meuser (mit Ball) war trotz intensiver Bearbeitung durch des Gegners Abwehr in Aue mit sieben Treffern der erfolgreichste Dormagener Werfer. (Foto: Thomas Schmidt)

EHV Aue  – TSV Bayer Dormagen 28:28 (15:12). Es war ein Ergebnis, das am Ende niemandem entscheidend hilft – weder den Hausherren, die sich im Verlaufe der zweiten Halbzeit vermutlich schon auf dem Weg zu einem Sieg sahen, noch den Dormagenern, die in der dramatischen Schlussphase sogar noch einmal dicht vor der Wende standen, nachdem Oliver Dasburg (Leihgabe des Drittligisten TuS 82 Opladen bis zum Jahresende) den Treffer zur 28:26-Führung erzielt hatte. Das war genau 84 Sekunden vor dem Ende und längst interessierte sich niemand mehr dafür, dass dieses Abstiegsduell zu selten etwas mit Handball auf gehobenem Niveau zu tun hatte. Die Gäste hätten vielmehr liebend gerne das mitgenommen, was unter der Bezeichnung „dreckiger Sieg“ durchgeht – womit gemeint ist, dass die Art und Weise des Zustandekommens als Nebensache gilt. Kurz darauf hatte Dormagen allerdings nur einen Punkt in der Hand – weil Aue nun alles riskierte und tatsächlich mit dem letzten Torwurf durch Rechtsaußen Maximilian Lux zum 28:28-Endstand ausglich. Daraus folgte für die Tabelle, dass der TSV Bayer mit 7:23 Punkten weiter Vorletzter ist und Aue mit 9:25 Zählern unverändert Drittletzter. Der Weg ans rettende Ufer bis zur DJK Rimpar Wölfe (Platz 17/12:20 Punkte) wird für beide sehr, sehr weit bleiben.

Im Gedächtnis der Dormagener wird sich wohl jene Szene festsetzen, als Aron Seesing beim Stande von 28:27 frei vor EHV-Torhüter Erik Töpfer zum Wurf kam – und am glänzend reagierenden Schlussmann scheiterte. Auf das hier zum Greifen nahe 29:27 offizielle 35 Sekunden vor der Schluss-Sirene hätte Aue mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine passende Antwort mehr gefunden. Trainer Dusko Bilanovic und die Mitspieler nahmen dem U-19-Europameister die vertane Chance jedoch nicht übel: „Kein Vorwurf.“ So trug der EHV einen langen Angriff vor, um sich eine finale Chance zu arbeiten – was letztlich funktionierte und die Träume der Gäste zerstörte, die Serie von Spielen ohne Sieg (jetzt elf bei 3:19 Punkten) zu brechen. Dass die Dormagener überhaupt wieder an zwei Zähler denken durften, könnte als Mutmacher für die weiteren Aufgaben dienen – denn nach einem schwachen Start in den zweiten Durchgang waren die Aussichten mit dem 12:18 (37.) fast auf den Nullpunkt gesunken. Es spricht immerhin für eine intakte Moral, wie das Team trotz der offenkundigen Krise dranblieb – und Stück für Stück die Gelegenheiten wahrnahm, die der EHV Aue in reicher Zahl anbot. „Wir haben nie den Glauben an uns verloren“, sagte Bilanovic. Beim 20:21 (49.) durch Sören Steinhaus waren die Dormagener dran und beim 23:23 (52.) wiederum durch Steinhaus glichen sie aus, ehe Jan Reimer (54./Siebenmeter) und Seesing (54.) aus dem 23:25 (53.) den 25:25-Ausgleich machten. Reimers nächster Strafwurf bedeutete wenig später die erste Führung – 27:26 (57.). Es folgte Daburgs 28:26, aber kein Happy End.

Beide Seiten zeigten bereits in der ersten Halbzeit vor allem, warum sie gemeinsam in der Tabelle so weit unten stehen. Dormagen rannte beständig hinterher – 3:5 (9.), 4:6 (10.), 6:8 (12.). Mit dem 9:9 (16.) von Ante Grbavac schien sich eine ausgeglichene Partie zu entwickeln, aber spannend war nun besonders die ins Uferlose steigende Fehlerzahl auf beiden Seiten – die Aue durch eine Auszeit (21.) zu beenden suchte, weil sich knapp fünf Minuten überhaupt nichts am Spielstand geändert hatte. Dass der EHV die Partie erneut in den Griff bekam und mit einem 15:12 (30.) in die Kabine gehen durfte, war allerdings weniger das Produkt neuer Ideen in der Gesprächsrunde. Dormagen trug vielmehr durch weitere Ballverluste und vergebene Gelegenheit eine Menge dazu bei.

Bayer-Coach Bilanovic war nachher darum bemüht, das Positive des Abends herauszuarbeiten – wie die durch Sören Steinhaus gesteigerte Möglichkeit, den Angriff umzustellen. Der erst vor ein paar Tagen 18 Jahre alt gewordene Rückraumspieler erwies sich tatsächlich gerade dann als äußerst belebendes Element, als es für Dormagen darauf ankam. Lohn für den couragierten Auftritt waren fünf Treffer, die viel dazu beitrugen, den hohen Rückstand abzubauen. „Er hat ein Riesenspiel gemacht“, urteilte Bilanovic, der fest davon überzeugt ist, den Weg aus dem Tabellenkeller mit weiter steigenden personellen Möglichkeiten zu schaffen: „Wir werden die zum Klassenerhalt notwendigen Punkte holen.“

TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Klama, Simonsen – Dasburg (1), Meuser (7), Köster, Biernacki, Reimer (3/3), Richter (1), Zurga (1), P. Hüter (1), Sterba (4), Grbavac (3), Seesing (2), Steinhaus (5).