2. Bundesliga
VfL im Turbo-Modus, TuSEM läuft nur hinterher
Die Gummersbacher bauen die Tabellenführung durch den Derby-Sieg über Ferndorf aus. Essen verliert in Hüttenberg.

Freigespielt: Jonas Stüber (am Ball) steuerte zum klaren Sieg des VfL Gummersbach über Ferndorf sieben Treffer bei. Wichtiger dürften dem Kreisläufer aber die zwei Punkte im Titelkampf gewesen sein. (Foto: Thomas Wirczikowski)

VfL Gummersbach – TuS Ferndorf 42:25 (15:10). Die Niederlage drei Tage zuvor bei der um den Klassenerhalt kämpfenden DJK Rimpar Wölfe werden die Gummersbacher vielleicht niemals schlüssig erklären können. Nachhaltigen Schaden scheint die überraschende 25:28-Pleite, verdientes Resultat einer für die hohen Gummersbacher Ansprüche extrem bescheidenen Leistung, auch nicht angerichtet zu haben – weil die Mannschaft von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson das Heimspiel gegen den Nachbarn fast von der ersten Minute an beherrschte und deshalb verdient einen klaren Sieg einfuhr. Ebenfalls ein Rätsel: Wie die weiter auf dem letzten Platz festhängenden Ferndorfer (6:28 Punkte) am vergangenen Wochenende bei der SG BBM Bietigheim mit 34:32 gewinnen und neue Hoffnung im Kampf um den Klassenerhalt schöpfen konnten, blieb weitgehend im Verborgenen. Und wie verrückt die 2. Bundesliga in dieser Saison weitgehend daherkommt, zeigten ausgerechnet die mit frischem Frust beladenen Bietigheimer – die dem VfL einen vorweihnachtlichen Gefallen taten und sich beim Zweiten VfL Eintracht Hagen überraschend mit 33:26 durchsetzten, sodass Gummersbach (28:8 Punkte) seinen Vorsprung an der Spitze wieder ein Stück ausbaute. Der VfL liegt nun vor Hagen (25:11), der HSG Nordhorn-Lingen (24:10), dem TV Hüttenberg (23:11) und dem ASV Hamm-Westfalen (22:10). Daraus folgt gleichzeitig, dass die Mannschaft von VfL-Trainer Gudjon Valur Sigurdsson auf jeden Fall als Tabellenführer in die Januar-Pause (wegen der Europameisterschaft) gehen wird – unabhängig von der Aufgabe am zweiten Weihnachtstag (26. Dezember) beim Zehnten HSC Coburg (14:16 Punkte).

Gummersbach geriet genau ein Mal in Rückstand – als Mathis Michel in der dritten Minute zum 2:1 für Ferndorf traf. Das 3:3 (5.) war dann schon der letzte Ausgleich für den TuS, der den Hausherren fortan wenig entgegenzusetzen hatte – obwohl dem VfL in Hakon Styrmisson, Raul Santos (beide links) und Lukas Blohme (rechts/alle verletzt) drei zum festen Stamm zählende Außenspieler fehlten. Bis zum 6:6 (14.) schien sich immerhin eine halbwegs ausgeglichene Partie zu entwickeln, doch ziemlich genau acht Minuten später hatten die Hausherren den Abend durch sechs Treffer hintereinander fest im Griff – 12:6 (21.). Bereits zur Pause stand der Sieger beim 15:10 (30.) für den Favoriten fest – und die Ferndorfer dürften kaum geahnt haben, dass für sie das Schlimmste erst noch kommen sollte.

Nach dem 18:14 (34.) zündeten die Hausherren, bei denen Julius Fanger die Linksaußen-Position übernahm und auch Kreisläufer Ellidi Vidarsson einen beachtlichen Ausflug dorthin unternahm, richtig den Turbo – 21:14 (35.), 27:17 (41.). Weil der Vorsprung einmal so schön im zweistelligen Bereich angekommen war, blieben die Gummersbacher vehement auf dem Gaspedal – und es war höchstens eine Frage der Zeit, wann und durch wen der Spitzenreiter die Schallmauer von 40 Toren erreichen würde. Es blieb dem kürzlich aus Island nachverpflichten Rechtsaußen Odinn Thor Rikhardsson vorbehalten, gut zwei Minuten vor der Schluss-Sirene auf 40:23 (58.) zu erhöhen. Kurz darauf sorgte Jonas Stüber für den 42:25-Endstand, der den Gummersbachern den bisher höchsten Saison-Erfolg bescherte – und das mit einem neuen Treffer-Rekord (vorher 40:34 gegen Hüttenberg). Damit galt erst recht, dass der VfL die Niederlage drei Tage zuvor bei der um den Klassenerhalt kämpfenden DJK Rimpar Wölfe wohl niemals schlüssig erklären kann.
TuS-Trainer Robert Andersson wirkte komplett frustriert und er nahm kein Blatt vor den Mund: „Ich muss mich bei meinen Fans entschuldigen, denn wir haben alle kein gutes Spiel gemacht. Gummersbach war in allen Bereichen drei, vier Klassen besser.“ Klarer Fall: Die Laune des Kollegen Sigurdsson war ebenfalls um drei, vier Klassen besser. „Ich bin überglücklich, dass wir gewonnen haben. Man hat am vergangenen Spieltag gesehen, wie stark Ferndorf spielen kann. Auch heute zu Beginn der Partie haben sie das gezeigt, bis wir uns nach dem 6:6 absetzen konnten. Wir haben zu viele freie Würfe über unsere rechte Seite zugelassen. Da hatten wir natürlich auch das Glück, dass wir immer Gegenstöße laufen konnten und Ferndorf quasi immer im Angriff gespielt hat. Ich bin sehr zufrieden mit den Jungs und kann die komplette Mannschaft loben. Ich bin sehr froh, dass wir das so sicher gewinnen konnten.“
VfL Gummersbach: Nagy, Ivanisevic – Rikhardsson (7), Fanger (4), Vidarsson (5), Köster (3), Schroven, Hermann, Schneider (1), Herzig (3), Pregler (5), Dzialakiewicz (3), Kiesler (2), Stüber (7/1), Zeman, Bozovic (2/2).

 

TV Hüttenberg – TuSEM Essen 33:29 (16:13). Gefühlt hätten die Essener an diesem Abend noch stundenlang weiterspielen können, ohne für etwas Zählbares in Frage zu kommen. Bei den keineswegs überragenden, aber abgeklärten Gastgebern war die Mannschaft von Trainer Jamal Naji keine Klasse schlechter, leistete sich aber immer dann zu viele Fehler, wenn vielleicht die Wende in Sicht zu sein schien. Letztlich lief der TuSEM ab Mitte der ersten Halbzeit konstant einem Rückstand hinterher und stand am Ende ohne Punkte da. Die Folge: Während Hüttenberg sich auf 23:11 Zähler verbesserte und als Vierter weiter Kontakt zu den Aufstiegsplätzen hält, orientieren die Essener als Siebter (20:14) wieder in Richtung Mittelfeld der Tabelle. „Es war ein verdienter Start-Ziel-Sieg von Hüttenberg. Wir haben heute leider den Zugriff in der Abwehr nicht bekommen haben da Hüttenberg zu sehr schalten und walten lassen und konnten so auch nicht in unser Tempospiel kommen“, fand Naji.

Nach einem ausgeglichenen Start (4:4/10.) gerieten die Gäste über das 5:8 (15.) und 6:10 (18.) in Rückstand, weil vorne zu viele Anspiele nicht da ankamen, wo sie sollten. Am besten funktionierte in der Anfangsphase noch das Spiel über Kreisläufer Markus Dangers, der auch die ersten drei Treffer für Essen erzielte. Immerhin: In Überzahl (Zeitstrafe gegen Hüttenberg) besorgte Viktor Glatthard zunächst das 8:11 (20.), bevor Felix Klingler den Ball zum 9:11 ins leere TV-Tor beförderte (20.). Kurz darauf war der TuSEM durch Klinglers 10:11 (21.) dann sogar wieder dran – um wenig später mit dem 12:15 (27.) wieder deutlicher zurückzuliegen. Knapp eine Minute vor der Pause hatte Najis Team dann beim Stand von 13:15 Ballbesitz und die Chance, mit nur einem Treffer Rückstand in die Kabine zu gehen. Doch der Angriff endete schnell mit einem Offensiv-Foul (Falsche Sperre) und im Gegenzug besorgte Hüttenbergs Dominik Mappes das 16:13 für die Hausherren.

Der TV kam dann auch deutlich besser aus der Kabine und zog in den ersten sieben Minuten der zweiten Hälfte auf 20:13 weg (37.). Essen gab allerdings nicht auf, kämpfte mit viel Einsatz und stand defensiv in dieser Phase auch sicherer. Vorne dagegen passte wieder nicht genug zusammen, sonst hätten die Gäste aus den folgenden gut zehn Minuten mehr gemacht als lediglich das 18:23 (48.). Der vergebene Siebenmeter durch Eloy Morante Maldonado (49.) – ansonsten bester Essener Werfer des Abends – war nur eine der Möglichkeiten, die Najis Team bei ihrem Versuch einer Aufholjagd liegen ließ. Kurz darauf machte der Mittelmann es besser und besorgte per Doppelpack das 21:25 (52.). Keine zwei Minuten später waren die Hoffnungen der Gäste aber wieder dahin: Glatthard sah nach einem Foul an Hendrik Schreiber (unabsichtlicher Gesichtstreffer) die Rote Karte (52.). Die Überzahl nutzte Hüttenberg zum 26:21 (53.) und 27:21 (53.). Vor allem dieser Treffer ins leere TuSEM-Tor zeigte Wirkung und die Essener fanden in den letzten Minuten keine Antwort mehr.

TuSEM Essen: Bliß, Diedrich – Ellwanger, Glatthard (1), Rozman (1), Dangers (4), Becher (1), Ignatow (4), Sczcesny (2), Müller (1), Firnhaber, Seidel (1), Morante Maldonado (10/4), Klingler (4).