Oberliga Mittelrhein
Straßenbahnderby in Refrath, Marathon in Pulheim
Titelkandidat HSG erwartet den Fünften MTV Köln. Für die Hornets beginnen in Weiden fünf stressige Wochen - unter anderem mit vier Nachholspielen.

Vielleicht finden wir was: MTV-Trainer Moritz Adam ist vor dem Derby in Refrath intensiv auf der Suche nach Lösungen für die ziemlich schwierige Aufgabe. (Foto: Thomas Schmidt)

Wer die kürzeste Route zwischen den beiden Hallen wählt, muss keine zehn Kilometer fahren. In diesem Fall könnte der MTV Köln sogar die Straßenbahn und den Bus nehmen, um sich auf den Weg zum Nachbarn HSG Refrath/Hand zu begeben. Rein sportlich ist die Distanz dann ein bisschen größer zwischen den beiden Kontrahenten – obwohl eine Partie zwischen dem Zweiten (Refrath) und dem Fünften ja gut und gerne als Spitzenspiel durchgehen könnte. „Wir reisen mit weiterhin langer Verletztenliste natürlich als absoluter Underdog dort an“, sagt MTV-Coach Moritz Adam allerdings. Und der Blick auf die Tabelle bestätigt diese Einschätzung: Die HSG liegt mit ihren 19:1 Zählern nur knapp hinter dem Ersten TSV Bayer Dormagen II (21:1), mit dem sie sich seit vielen Wochen einen Zweikampf um die Spitzenposition liefert. Die Kölner dagegen sind mit 12:8 Punkten in erster Linie darauf bedacht, am Ende der einfachen Hinrunde sicher in der Meisterrunde zu stehen – wofür zumindest Rang acht erforderlich ist, den zurzeit der gar nicht so weit entfernte BTB Aachen II einnimmt (10:10).  

Die Refrather lehnen die Rolle des Favoriten des nicht direkt ab – gehen aber davon aus, dass der Abend kein Selbstläufer wird. „Wir freuen uns auf die Aufgabe“, erklärt Trainer Christopher Braun, „Mülheim steht trotz vieler Verletzungssorgen sehr gut da. Sie spielen einen schönen und schnellen, gepflegten Handball, auch mit ordentlich viel Tempo von hinten raus. Das wird eine harte Nuss für uns, insbesondere deshalb, weil ein Derby immer viele Emotionen freisetzt und Mülheim dort auch in den vergangenen Jahren mit ordentlich Dampf aufgetreten ist. Wir werden uns gut vorbereiten. Wir wollen natürlich mit aller Macht oben an Dormagen dranbleiben.“ Sollte sich die HSG gegen den MTV durchsetzen, würde sie sogar zum aktuellen Tabellenführer aufschließen – denn die für Sonntag vorgesehene Partie der Dormagener gegen den Vierten Birkesdorfer TV (13:9) fällt coronabedingt aus und wird an einem späteren Termin nachgeholt. Rein theoretisch könnte Refrath über das Torverhältnis (derzeit plus 109 gegenüber plus 122) sogar am Spitzenreiter vorbeiziehen – wenn es denn mit mehr als 13 Treffern Differenz gewinnt. Das dürfte Köln jedoch unbedingt verhindern wollen. „Wir bereiten uns akribisch vor und dann werden wir mit einer gewissen Lockerheit, aber trotzdem mit entsprechender Kampfkraft in Refrath aufschlagen. Wir werden sehen, was geht“, meint Adam.

In vielen anderen Begegnungen geht es für die Beteiligten vor allem darum, für einen Platz in der Meisterrunde und gegen den Gang in die Abstiegsrunde zu punkten – auch für den aktuellen Dritten TuS 82 Opladen II (15:7), für den ein Sieg über den TuS Derschlag (Rang 13/8:14) immerhin ein Meilenstein für mehr Sicherheit wäre. Das Grenzgebiet zwischen oben und unten beginnt hinter den Opladenern spätestens beim Sechsten Longericher SC II (12:10), der beim CVJM Oberwiehl (4:18) gefordert ist. Der Vorletzte bildet gemeinsam mit dem Drittletzten SG GFC Düren 99 (5:19) und dem Schlusslicht TK Nippes (3:19) ein Trio, das den Keller mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr verlassen wird. Uninteressant sind allerdings Duelle wie jenes am Samstag zwischen Düren und Nippes trotzdem nicht – was mit den Durchführungsbestimmungen des Handball-Verbandes Mittelrhein in Bezug auf die Abstiegsrunde zu tun hat: „Die Ergebnisse aus den jeweiligen Vorrunden werden entsprechend übernommen.“ 

Eine Sonderrolle nimmt derzeit der Pulheimer SC ein, der seit über zwei Monaten bei 10:4 Punkten festhängt: Seit dem 27:23 beim SSV Nümbrecht am 30. Oktober hat das Team von Trainer Kelvin Tacke kein Meisterschaftsspiel mehr bestritten. Anschließend sorgte eine Mischung aus normal vorgesehener Oberliga-Pause sowie der Verlegung der Auftritte beim MTV Köln, gegen den SC Fortuna Köln, gegen die Refrather und zum Jahres-Abschluss beim BTB Aachen II für eine unendlich wirkende Auszeit. Was jetzt auf die Hornets wartet, ist als Folge dessen innerhalb der nächsten fünf Wochen bis zum 20. Februar ein Mega-Programm aus acht Partien, damit die Hinrunde irgendwie rechtzeitig vor dem Beginn der Meister- und Abstiegsrunde (5. März) abgeschlossen sein kann. Der Marathon der Pulheimer: Samstag beim HC Weiden II; 20. Januar gegen MTV Köln (Nachholspiel); 22. Januar gegen ASV SR Aachen; 29. Januar bei SG GFC Düren 99; 1. Februar gegen SC Fortuna Köln (Nachholspiel); 5. Februar gegen TSV Bayer Dormagen II; 12. Februar beim BTB Aachen II (Nachholspiel); 20. Februar bei der HSG Refrath/Hand (Nachholspiel).

Ungewöhnlich ist zumindest das kommende Wochenende für den SSV Nümbrecht und den HC Weiden II – die jeweils vor einer Doppel-Aufgabe stehen. Am Freitagabend treffen beide Mannschaften zunächst im direkten Duell aufeinander (Nachholspiel), ehe sie getrennte Wege gehen. Die Weidener erwarten zusätzlich am Samstag keine 24 Stunden später die aus der Dauer-Pause kommenden Pulheimer, während die Nümbrechter „erst“ am Sonntag beim ASV SR Aachen um weitere Punkte kämpfen. Und spätestens dafür ist die Straßenbahn sicher nicht das geeignete Verkehrsmittel. Die Streckenlänge je nach Route? 120, 126 oder 132 Kilometer. Weiter geht es nicht in der Oberliga Mittelrhein.