3. Liga Gruppe D
Traurige Longericher und unglaubliche Opladener
LSC verliert nach neun Siegen in Folge mit 27:30 in Baunatal. Opladen bleibt nach 31:28-Erfolg gegen TuSEM Essen II Zweiter und kann den Klassenerhalt feiern.

Der ist drin: Obwohl Torhüter Philipp Ruch viele Bälle abwehrte, gingen die Longericher (rechts Daniel Koenen) nach langer Zeit mal wieder leer aus. (Foto: Thomas Schmidt)

GSV Eintracht Baunatal – Longericher SC 30:27 (14:17). Es war bis dahin schon eine unglaubliche Serie und dieses schien der zehnte Streich werden zu können. Am 2. Oktober 2021 hatte die Mannschaft von Trainer Chris Stark beim TuS 82 Opladen mit 28:31 verloren und sie drohte angesichts der damaligen 2:8 Punkte in einen sehr negativen Strudel zu geraten. Tatsächlich markierte jene schmerzhafte Niederlage aber eine Art Wendepunkt im Dasein der Longericher, die nach jenem Tag neun Mal hintereinander gewannen und sich zunehmend im vorderen Drittel der Tabelle festsetzten. Mit der Niederlage in Baunatal endete der Drei-Monats-Höhenflug ausgerechnet bei der Fortsetzung der Meisterschaft im neuen Jahr – und der LSC muss trotzdem nur ganz vorsichtig in den Rückspiegel sehen. Auf Rang vier werden die 18:10 Punkte nun mit einiger Sicherheit nicht mehr ausreichen, um die beiden ersten Plätze noch anzugreifen. Dafür sind der Erste HSG Krefeld-Niederrhein (24:4) und der Dritte SG Schalksmühle-Halver Dragons (22:4) die beiden aussichtsreichsten Anwärter. Für Longerich wird es darum gehen, ganz sicher auf Rang drei bis sechs ins Ziel zu kommen und so direkt die Klasse zu halten – was nun für die Baunataler ebenfalls ein erhebliches Stück wahrscheinlicher geworden ist. Die Bergischen Panther und der GSV (beide 16:12) liegen gemeinsam sechs Zähler vor dem Siebten VfL Gummersbach II (10:14). LSC-Coach Chris Stark war unabhängig vom Blick auf die Tabelle mäßig zufrieden: „Wir haben einen enttäuschenden Abend erlebt.“

Die Kölner starteten mit dem 0:2 (3.) mühselig und lagen mit dem 5:8 (13.) noch deutlicher hinten. Ab dem 9:9 (18.) entwickelte sich eine Partie auf Augenhöhe mit wechselnden Führungen, ehe die Gäste aus dem 13:14 (26.) im Turbomodus durch vier Treffer hintereinander das 17:14 (30.) am Ende der ersten Halbzeit machten. Bis zum 19:15 (34.) und 20:16 (36.) schien Longerich den Abend jetzt im Griff zu haben, doch auch Baunatal fand Gefallen an einem Viererpack – 20:20 (40.). Im spannenden letzten Drittel der Partie hätte das Pendel zu beiden Seiten ausschlagen können und Starks Team drehte einen 23:25-Rückstand (49.) zum 26:25 (52.). Beim 27:26 (56.) von Max Zimmermann lag der LSC zum letzten Mal vorne, ehe die Eintracht die nächste und dieses Mal entscheidende Wende zum 30:27 (60.) für Baunatal folgen ließ.

Dass es unter dem Strich nicht zu zwei Zählern reichte, lag am wenigsten an Keeper Philipp Ruch. „Er hatte 20 Paraden und er hat super gehalten“. lobte Stark, dem vor der Pause zudem das Tempospiel vor allem über Rechtsaußen Nico Pyszora (insgesamt sieben Treffer) gut gefiel. Die für den weiteren Verlauf des Abends wichtigste Szene sah der LSC-Coach sechs Minuten nach der Pause, als Benjamin Richter beim Stande von 20:16 mit einem wuchtigen Wurf den Innenpfosten traf – und das 21:16 um ein paar Zentimeter verpasste. Dass die Eintracht direkt danach kurz hintereinander durch zwei Gegenstöße zum 18:20 (38.) verkürzen konnte, raubte den Gästen die vorherige Zielstrebigkeit und brachte Baunatal voll in die Partie zurück. „Wir haben ganz viel verworfen“, erklärte Stark, „das war ganz klar der entscheidende Faktor. In den letzten fünf Minuten haben wir das Tor gar nicht mehr getroffen. Das ist natürlich ärgerlich, aber kämpferisch kann ich meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. Letzten Endes verlieren wir nicht unverdient. Wir werden uns den Mund abwischen und versuchen, eine neue Siegesserie zu starten.“

Longericher SC: Ruch, Hömberg – Koenen, Peters (2), Zerwas (2), Pyszora (7), Richter, Lux, Thöne (2), Wolf, Zimmermann (3/1), Schulz (4/2), Johnen, Nolting (1), Dahlke (6).

TuS 82 Opladen – TuSEM Essen II 31:28 (17:14). Viel zu rechnen gibt es da nicht mehr – mit dem Blick nach hinten jedenfalls nicht, denn die Opladener holten durch den hart erkämpften Sieg über den Aufsteiger beinahe sogar vier Punkte für den direkten Klassenerhalt. Erstens verteidigten sie mit jetzt märchenhaft anmutenden 23:5 Zählern den zweiten Tabellenplatz, ohne daraus einen Anspruch auf die Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga abzuleiten. Diese dazu berechtigenden Ränge sehen selbst die Opladener eher beim Ersten HSG Krefeld Niederrhein und beim Dritten SG Schalksmühle-Halver, zu deren Saisonzielen Platz eins oder zwei ja auch passt. Außerdem liegt die Wahrscheinlichkeit, dass die Mannschaft von Trainer Fabrice Voigt die Klasse direkt hält, jetzt bei 99,8 Prozent: Der Vorsprung auf den Siebten VfL Gummersbach II beträgt nun glatte 13 Zähler – und die Opladener werden sich vermutlich gegenseitig bis zum spürbaren Schmerz kneifen müssen, um das zu realisieren. Deutlich anders sieht die sportliche Welt für die Essener aus (Achter/7:21), die sich ohnehin längst darauf eingerichtet hatten, den Klassenerhalt über die Abstiegsrunde zu versuchen.

Essen gab sich nach dem schlechten Start zum 0:3 (5.) keineswegs auf, konnte jedoch nur zweimal ausgleichen – 10:10 (20.), 11:11 (21.). Der 6:2-Lauf bis zur Pause brachte den Gastgebern wieder eine klare 17:13-Führung (30.) und die Partie schien in der zweiten Halbzeit nach Wunsch für Opladen zu laufen – 23:17 (38.). Keine fünf Minuten darauf hatte TuSEM allerdings auf 21:23 (43.) verkürzt, ehe es der TuS 82 nach dem 26:23 (48.) wieder richtig spannend machte. Was für den Reifeprozess bei den Hausherren spricht: Voigts Team beantwortete Essens 25:26-Anschluss (50.) mit Toren von Oliver Dasburg (51.), Jan Jegieniak (54.) und Maurice Meurer (55.) relativ kühl zum 29:25-Vorsprung, der die Entscheidung in der lange umkämpften Partie brachte.

Rein damit: Opladens Oliver Dasburg (mit Ball) steuerte acht Treffer (vier per Siebenmeter) gegen Essen bei, dessen Torhüter Hadrian Solbach-Domingo hier wenig später ebenfalls geschlagen war. (Foto: Thomas Ellmann)

Trainer Voigt wirkte – kein Wunder – ziemlich gelöst: „Ich denke, das war ein verdienter Sieg. Wir haben von Anfang an fast immer in Führung gelegen.“ Trotz des Erfolges sah er allerdings die eine oder andere Baustelle. „Wir müssen uns ankreiden lassen, dass wir 28 Tore kriegen. Wir haben heute im Zusammenspiel von Block und Torwart nicht unser bestes Spiel gemacht und vorne die Konsequenz vermissen lassen. Das hat man nach der langen Pause deutlich gemerkt“, stellte der Coach der Hausherren fest, „ich weiß, dass wir es besser können.“ Unter dem Strich blieben natürlich trotzdem überwiegend positive Aspekte hängen: „Wir haben gute Phasen mit gutem Handball gehabt, wir sind mannschaftlich sehr geschlossen aufgetreten. Darauf lässt sich aufbauen. Ich muss meiner Mannschaft ein Riesenlob machen, denn das war kein ganz einfacher Auftakt. Von daher bin ich sehr zufrieden.“

Kollege Nelson Weisz war nicht völlig bedient, ging allerdings davon aus, dass vielleicht etwas mehr drin gewesen wäre: „Wir kommen ein bisschen schleppend rein, steigern uns dann aber gut, kriegen Jonas Kämper gut in Szene gesetzt und Mathis Stumpf steigert sich. Dann passiert, dass wir drei, vier technische Fehler haben, die Opladen mit Gegenstößen bestraft.“ Den Knackpunkt sah Weisz beim Stande von 25:26, als Essen wieder dran war. „Da macht Opladen beim letzten Pass und passivem Spiel aus dem Freiwurf das Tor. Der darf nicht reingehen. Am Ende machen wir wieder technische Fehler, sodass wir keine Chance mehr haben“, stellte Weisz fest.

TuS 82 Opladen: N.-T. Schmidt, J. Schmidt – Bachler, Rachow (1), J. Sonnenberg, Meurer (8), J. Jagieniak (3), Anger (2), Dittmer (3), Nitzschmann (5/1), Göddertz, Dasburg (8/3), Boelken (1), M. Sonnenberg, Krefting, Rinke.

TuSEM Essen II: Fuchs, Solbach-Domingo – Telohe, Fabian Neher (3), Kämper (9), Reidegeld (1), Dahmen, Frederic Neher, Homscheid (7/5), Schmidt, Engels, M. Stumpf (8), J. Weisz, Buschhaus, Sayin, Ellwanger.