Oberliga Mittelrhein
Refrath mit viel Anlauf zum Derby-Sieg
HSG festigt durch 27:21 gegen MTV Köln seinen zweiten Platz. Den begehrten Rang acht hält jetzt zumindest vorübergehend der ASV SR Aachen.

Wir mischen mit! Alexander Krause (rechts) und Michael Wittig hatten mit der HSG Refrath/Hand das Derby gegen den MTV Köln nach einem schleppenden Beginn doch noch im Griff. (Foto: Thomas Schmidt)

Es hat sich ganz vorne nicht so ganz viel verändert über den Jahreswechsel, denn der TSV Bayer Dormagen II und die HSG Refrath/Hand tragen weiterhin praktisch ihre eigene Liga aus. Weil die Dormagener coronabedingt nicht gegen den Birkesdorfer TV antreten konnten, bot sich den Refrathern am Sonntagnachmittag im Derby gegen den MTV Köln die Gelegenheit, hautnah an den Konkurrenten heranzurücken – was sich die Mannschaft von Trainer Christopher Braun am Ende auch nicht nehmen ließ. Nach dem hart erkämpften und erst spät relativ klaren 27:21 (13:11)-Erfolg steht die HSG wie Bayers Zweite bei 21:1 Punkten und im Torverhältnis passt ebenfalls kaum ein Blatt Papier zwischen den Ersten Dormagen (plus 122) und den Zweiten Refrath (plus 115). Der bisherige Fünfte Köln muss trotz seiner über weite Strecken respektablen Leistung mit jetzt 12:10 Punkten aufpassen im Kampf um einen der Ränge für die Aufstiegsrunde (mindestens Platz acht erforderlich).

Die Erleichterung war nach dem Erfolg groß bei den Refrathern – fast so groß wie die Schwierigkeiten über weite Strecken der ersten Halbzeit, als sich der MTV immer wieder als sehr unangenehmer Gegner erwies. „Wir freuen uns sehr über den Derbysieg“, sagte HSG-Trainer Christopher Braun, „wir haben uns besonders in den ersten 20, 25 Minuten schwergetan. Wir hatten trotz einer guten Deckungsleistung nicht die übliche Bewegung im Angriff.“ Übers 5:5 (17.) lagen die Hausherren beim 6:9 (23.) wieder hinten, ehe sie sich allmählich heranrobbten und nach dem 10:10 (28.) mit dem 11:10 (28.) zum ersten Mal überhaupt die Führung übernahmen. Das 15:11 (32.) am Anfang der zweiten Halbzeit war trotzdem noch keine Entscheidung, weil Köln durch eine Auszeit wieder besser in die Partie fand und auf 16:18 (43.) verkürzte – ohne den Favoriten in der Folge wieder ernsthafter unter Druck setzen zu können. Mit dem 25:19 (56.) stand der Refrather Erfolg vier Minuten vor Schluss fest.

„Ich denke, dass war am Ende ein sehr verdienter Heimsieg“, fand Braun, „mit der Angriffsleistung muss man heute nicht zufrieden sein. Letztlich zählen die zwei Punkte.“ Sein MTV-Gegenüber Moritz Adam sah die Partie insgesamt nicht mal besonders enttäuscht: „Grundsätzlich war die Leistung der Mannschaft vollkommen in Ordnung. Wir haben die Dinge, die wir vorbereitet hatten, exzellent umgesetzt. Man kann der Abwehr in der ersten Halbzeit nur ein Riesenkompliment machen. Das war bärenstark und dahinter stand ein überragender Torhüter Hendrik Theisen mit insgesamt 19 Paraden. Um so bedauerlicher ist, dass wir dann vorne viel zu viele Bälle wegschmeißen, die Refrath zu einfachen Toren einladen. In der zweiten Halbzeit war es so ähnlich.“ Größere Sorgen als die verpassten Punkte macht ihm die angespannte personelle Lage, die sich einfach nicht zum Positiven verändern will. 

Hinter den Top-Teams liegt der TuS 82 Opladen (15:7) auf Rang drei, aber der Sechste Pulheimer SC (12:4) relativ am günstigsten im Rennen. Für Hornets-Trainer Kelvin Tacke war das 26:21 beim HC Weiden vor allem erleichternd, obwohl er spielerisch wenig Glanz erkannte: „Man konnte uns die lange Wettkampfpause deutlich anmerken. Wir hatten im Spiel mit dem Ball große Probleme  Abstände, Timing, Präzision – alles ausbaufähig, was aber ganz normal ist. Super war dagegen das Abwehr-Torwart-Paket, das uns die Basis für den Sieg gegeben hat.“ Vom frühen 0:2 (5.) ließ sich Pulheim nicht beirren und beim 3:3 (11.) glichen die Gastgeber zum letzten Mal aus. Der 10:12-Anschluss (31.) direkt nach der Pause schien noch einmal neue Spannung zu bringen, doch die Hornets behielten die Kontrolle und legten immer ausreichend viel Distanz vor – 16:12 (36.), 20:16 (44.), 23:17 (51.), 26:19 (55.). Dass Weiden II kurz vor Schluss zwei Tore zum 20:26 (60.) und 21:26 (60.) erzielte, war höchstens für die Statistik interessant.

Ein Spiel mit dem Feuer trieb der Longericher SC II – der als Vierter (14:10 Punkte) ebenfalls vernünftige  Aussichten hat, eine der Fahrkarten für die Meisterrunde zu lösen. Das Team von Trainer Frederic Rudloff gewann beim Vorletzten CVJM Oberwiehl (4:20) mit 24:23 (13:11), obwohl es nach dem 3:0 (3.) auf einen ungefährdeten Sieg zuzusteuern schien – 11:5 (19.), 12:6 (20.). „Wir sind gut reingekommen“, fand Rudloff, „dann kam der typische Longerich-Effekt. Wir haben die Handbremse angezogen. In der Halbzeit habe ich meinen Jungs erzählt, dass es sehr fahrlässig ist, was wir hier gerade machen.“ Grundlegende Besserung trat aber nicht ein, zumal der Angriff zahlreiche Möglichkeiten ungenutzt ließ. Bis zum 22:21 (55.) lag Oberwiehl sogar vorne, ehe der LSC mit dem starken Keeper David Fischbach den Kopf in den fast dramatischen letzten fünf Minuten durch den sehr späten Treffer von Leon Gottlob aus der Schlinge zog. Für den CJVM-Kollegen Nils Hühn überwogen trotz der Niederlage seiner kämpferisch überzeugenden Mannschaft einige positive Aspekte: „Erst mal ist das echt schade, denn den einen Punkt hätten wir auf jeden Fall verdient gehabt. Es ist das Tolle an dem Modus, dass du dich über die Niederlage gar nicht so lange ärgern musst. Wir müssen mitnehmen, dass wir ab der 10., 15. Minute eine sehr gute Deckungsleistung mit einem sehr starken Torhüter Chris Koch hatten.“ Richtig ist auf jeden Fall, dass Oberwiehl bei drei ausstehenden Partien der Normalrunde keine Chance mehr auf den Einzug in die Aufstiegsrunde hat. Das Resultat gegen Longerich wird der CVJM nicht in die Abstiegsrunde mitnehmen, falls der LSC II mindestens Achter wird.

Zum Abschluss des Spieltages sicherte sich der ASV SR Aachen mit dem 29:22 (15:10) über den SSV Nümbrecht zwei ganz wichtige Zähler und ein ausgeglichenes Konto von 10:10 Punkten. Das Team von Trainer Cornelius Hesse kletterte gleichzeitig auf den begehrten Rang acht, während die immer wieder Fehler einstreuenden Gäste aus dem Oberbergischen (Rang zwölf/9:15) einen Rückschlag im Kampf um vorzeitige Sicherheit hinnehmen mussten. „Wir sind sehr zufrieden, wir hatten den Gegner ziemlich im Griff“, fand Hesse, „wir hätten noch höher gewinnen müssen. Aber wir sind froh, so aus der Winterpause zu kommen. Die Mannschaft hat richtig gezeigt, dass sie Bock und Spaß am Handball hat.“ Bis zum 24:13 (46.) konnten die Gastgeber die Partie mit voller Konzentration durchziehen, ehe sie es in der letzten Viertelstunde nach Ansicht ihres Trainers „vogelwild“ trieben – und unter dem Strich dennoch verdient gewannen. Der beste Mann auf dem Parkett war nach Ansicht aller SR-Torhüter Max Vitz: „Er hatte gefühlt eine Quote gehaltener Bälle von 60 oder 70 Prozent und den Gegner in Verbindung mit unserer starken Abwehr zur Verzweiflung getrieben.“ 

HSG Refrath/Hand – MTV Köln 27:21 (13:11).

HSG Refrath/Hand: Vatter, Kierdorf – Krause (2), Morris, Schallenberg (2/1), Faust, Funke (5), Niehaus (5), Wendler (1), Benninghaus, Schrage (1), Wittig (4), Asselborn (1), Merz (6). 

MTV Köln: Schmitz, Theisen, Vieker – Jahn, Bonstein (2), Ziegler (2), Henning, Kalisch (4/2), Hilbert (2), Lipka, Discher (4), Jebbink (1), Diederich (4), Becker (2).

 

HC Weiden II – Pulheimer SC 21:26 (9:12). 

HC Weiden II: Hohl, Langhammer – Akintunde (1), Zaube (2), Gehlich, Gerke (1), Xhonneux, Pieper (4/1), Kraus (2), Kemper (6), T. Havers (1), Reiter, Signon (1), Steins (3).

Pulheimer SC: Middel, T. Giesen – Heinen (3), Kehrer (2), Waldecker (2), Semeraro (2), Jacoby (1), J. Giesen (3), Jäckel (4/1), Hempel (5), Geerkens (1), Zeyen (1), T. Middell (1), Hüfken (1).

 

CVJM Oberwiehl – Longericher SC II 23:24 (11:13).

CVJM Oberwiehl: Koch, Schoger – Gröbner, Schneevogt (6/1), Berndt (1), Bluhm, Rischikov (5/2), Schneider (1/1), Klein, Madel (1), Binder (3), Kruse, Gartung (6).

Longericher SC II: Burggraf, Fischbach – Breuer (3), Schiefer (6), Beckmann (1), Böing (2), Matysiak (3), Heider, Kröger (2), Malolepszy (3/1), Gottlob (4), Hoffmann, Falkenreck.

 

ASV SR Aachen – SSV Nümbrecht 29:22  (15:10). 

ASV SR Aachen: Vitz, Hombrecher – M. Monteiro Pai (4), Korsten (8/3), Happersberger (3), Hattrup, Kuchenbäcker (3), Kurscheid, Fiedler (6), K. Monteiro Pai, Huckemann (3), Hombrecher, May, Bösel (2).

SSV Nümbrecht: Orth, Rydzewski – T. Lang (1), Meister (1), Euteneuer, Weißner (2), J. Lang (7), Schanz (6), Sonka (1), Dissmann, Benger, Donath, Borisch (1), Miebach (3), Frey.

 

SSV Nümbrecht – HC Weiden II 24:24 (12:12).

TuS 82 Opladen II – TuS Derschlag ausgefallen.

BTB Aachen II – SC Fortuna Köln ausgefallen.

SG GFC Düren 99 – TK Nippes ausgefallen.

TSV Bayer Dormagen II – Birkesdorfer TV II ausgefallen.