Oberliga Niederrhein
Von Gladbach bis Angermund: Belauern und Aufstand
Oben hat der BHC II zurzeit Vorteile gegenüber der Borussia. Unten dürfte der TVA die Konkurrenz in Alarmbereitschaft versetzt haben.

Wie reißfest mag sein Trikot sein? Tatsache ist, dass Leon Büscher (Nummer 17) und der Spitzenreiter Bergischer HC II im Moment etwas mehr Zugriff zu haben scheinen als Kreisläufer Christian Mergner und die Mönchengladbacher Borussia. (Foto: Michael Jäger)

Momentum ist ein großer Begriff. Aber in diesem Fall scheint die aus dem Lateinischen stammende Bezeichnung tatsächlich auf der Seite des Bergischen HC II zu stehen. Momentum, in der wörtlichen Übersetzung die „Dauer einer Bewegung“, bezeichnet gerne einen Zeitraum, in dem Entwicklungen in einer bestimmten, in der Regel positiven Richtung unterwegs und mit sich fast zwangsläufig einstellendem Erfolg verbunden sind. Beim Oberliga-Tabellenführer (20:2 Punkte) stimmen seit Langem die Ergebnisse, denn nach dem 27:29 am 19. November (einzige Saison-Niederlage) beim Titelkonkurrenten Borussia Mönchengladbach (18:2) gab es mit vier weiteren Siegen eine makellose Bilanz. Auch der Start ins neue Jahr war zuletzt mit dem später sehr deutlichen 39:27 über den allerdings personell geschwächten LTV Wuppertal (jetzt Zehnter/8:16) souverän. Jetzt kann die Mannschaft von BHC-Trainer Mirko Bernau beim Fünften TV Lobberich (11:9) als eins von nur drei Teams aus der Gruppe mit 13 Klubs bereits planmäßig die Hinrunde abschließen und damit so etwas wie den Rhythmus wahren. Komplett durch sind in der Hinrunde bereits die am kommenden Wochenende spielfreien Wuppertaler.

Lobberich ist für den Spitzenreiter das erste von vier Auswärtsspielen hintereinander: Zur Serie gehören außerdem die Aufgaben am 29. Januar beim TV Geistenbeck (Vierter/12:10), am 5. Februar bei Mettmann-Sport (Sechster/10:10) und am 12. Februar beim TSV Aufderhöhe (Neunter/8:12). Bernau dürfte den Solingern zunächst Folgendes vermitteln: Keiner der nächsten vier Gegner wird höflich zur Seite treten und den BHC bitten, die Punkte einfach mitzunehmen. Das Gegenteil dürfte der Fall sein. Und was passieren kann, wenn Einstellung zum und Leidenschaft fürs Spiel nicht angemessen vorhanden sind, erlebte ja ausgerechnet die Borussia, als sie Anfang Dezember beim unverändert im Keller der Tabelle steckenden VfB Homberg (Zwölfter/5:17) mit 25:26 den Kürzeren zog. Neben den vorhandenen Gefahren für den Tabellenführer gibt es allerdings auch die große Chance, durch entsprechende Resultat den Druck auf Mönchengladbach zu erhöhen – vor allem mit Blick auf das direkte Duell der beiden Top-Teams am 27. Februar in der heimischen Halle an der Wittkuller Straße. 

Die Borussia, deren Partie am vergangenen Sonntag in Lobberich coronabedingt ausfiel, hat bis zum Gipfeltreffen ein relativ ähnliches Programm, das nun mit dem sicher nicht einfachen Derby gegen Geistenbeck neue Jahr startet. Es folgen die Partien in Mettmann (29. Januar) und gegen Aufderhöhe (5. Februar). Vermutlich werden sich Solinger und Mönchengladbacher ohnehin aus der Distanz belauern und auf Ausrutscher des jeweils anderen warten. Auf den ersten Blick hat die Borussia mit Trainer Ronny Rogawska ein Stück mehr Druck, doch auf den zweiten hat sie immerhin den November-Heimsieg im Rücken – und damit den am Ende bei Punktgleichheit entscheidenden direkten Vergleich. Damit genügt Mönchengladbach unter Umständen im Februar-Gipfeltreffen ein Unentschieden für den späteren Aufstieg in die Regionalliga.

Eine neue Dynamik könnte weiter unten im Kampf gegen den Abstieg entstanden sein – was vor allem mit dem nach wie vor auf dem letzten Platz liegenden TV Angermund zu tun hat. Vor Weihnachten sah die Mannschaft von Trainer Ralf Knigge auf ein mit 0:18 Zählern noch komplett leeres Konto und in keiner der bis dahin acht Partien bestand eine echte Siegchance. Dann folgten zum Auftakt für 2022 das 30:29 im Kellerduell gegen Homberg und ein 29:27 über die Geistenbecker, die ebenfalls an kämpferisch starken Hausherren scheiterten. Sollten die Angermunder nun in Mettmann ebenfalls Zählbares ergattern, müssten die Kontrahenten davor vielleicht ganz neu denken: Schon jetzt liegen die Wuppertaler als Zehnter nicht unerreichbar weit weg und die Homberger auf Platz zwölf erst recht nicht. Vielleicht steht das Momentum tatsächlich bald auf der Seite des TVA.