20. Januar 2022 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Fünfter gegen Siebter ein Spitzenspiel? Jein. Weder der Punktestand der Bergischen Panther (16:12) noch jener des VfL Gummersbach II (10:14) lassen darauf schließen. Trotzdem steht jetzt genau jene Partie in der 3. Liga im Mittelpunkt – weil sie vor dem letzten Drittel im ersten Saison-Akt (Hin- und Rückrunde) als Finale daherkommt. Es geht um nicht weniger als den sechsten Tabellenplatz, der am Ende die sichere Rettung und den Saison-Schluss bereits am 12./13. März bedeutet. Wer dann unter dem Strich steht, muss den weiten und durchaus gefährlichen Umweg über die Abstiegsrunde nehmen – was jeder unbedingt vermeiden will. In nüchternen Zahlen haben die Panther als Fünfter, wie der Sechste GSV Baunatal mit 16:12 Zählern ausgestattet, zurzeit einen deutlichen Vorteil. Holen sie ihren neunten Sieg, stünden sie bei 18:12 Punkten – und die Zweite des Zweitligisten bei 10:16. Weil Gummersbach anschließend das vielleicht etwas einfachere Rest-Programm zu bestreiten hat, wären ein Erfolg extrem wertvoll fürs Team von Marcel Mutz.
Der Panther-Coach hat viel Respekt vor dem Gegner: „Uns erwartet eine Tor-Maschine, eine extrem angriffsstarke Mannschaft. Gerade in Bestbesetzung können und müssen sie unter den besten fünf landen.“ Dass der VfL in dieser stärksten möglichen Besetzung antreten wird, darf aufgrund der Europameisterschaft in Ungarn und Slowenien als sehr wahrscheinlich gelten – weil erneut einige Anleihen aus dem Zweitliga-Kader möglich sind. „Am Ende des Tages ist das für uns aber nicht entscheidend“, findet Mutz, „wir müssen uns auf das konzentrieren, was wir beeinflussen können. Und das ist unsere eigene Leistung. Ich freue mich auf ein spannendes Duell auf Augenhöhe, in dem sicher Kleinigkeiten entscheiden werden. Wir werden alles in die Waagschale werfen, um den größtmöglichen Kampf zu bieten. Wir freuen uns auf einen schönen Handball-Abend.“
Das Ergebnis aus dem bereits am Freitag auf dem Programm stehenden Duells Panther/Baunatal werden auch der Vierte Longericher SC (18:10) und der Überraschungs-Zweite TuS 82 Opladen (23:5) sehr interessiert aufnehmen, die sich 24 Stunden später zum Derby treffen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden beide Seiten den Panthern nicht nur aus regionaler Verbundenheit die Daumen drückend, sondern aus einem handfesten eigenen Interesse: Gewinnt Mutz‘ Mannschaft, haben der LSC und der TuS 82 noch bessere Aussichten auf den direkten Klassenerhalt – den sie so gut wie sicher ohnehin einfahren werden. Und weil das so ist, können sich beide hundertprozentig ihr zweites Treffen in dieser Saison einrichten, in das die Longericher mit einem klaren Ziel gehen: Die Revanche für den 2. Oktober 2021 soll es sein, als der damals als klarer Außenseiter geltende TuS 82 in der Bielerthalle verdient mit 31:28 gewann. Für LSC-Coach Chris Stark war das herausragende Abschneiden der Opladener allerdings schon damals keine riesige Überraschung und an der Hochachtung davor hat sich wenig geändert: „Die hatte keiner so richtig auf dem Zettel, gerade die nicht, die nicht unbedingt aus dem Mittelrhein kommen. Wir wussten allerdings sehr wohl, dass diese Mannschaft gerade mit der ersten Sieben komplett über drittliga-erfahrene Spieler verfügt und die besten sechs ansteuern kann. Das haben sie eindrucksvoll geschafft und davor haben wir großen Respekt. Hut ab.“ Selbstredend verfolgen die Gastgeber ihre eigenen Ziele: „Wir wollen tabellarisch dranbleiben und gewinnen. Ich erwarte ein Fifty-Fifty-Spiel. Wir haben aus dem Hinspiel eine Rechnung offen, die wir begleichen wollen. Wir wollen den Spieß umdrehen.“
Mit dem höchsten Anspruch aller Harzhelden-Drittligisten startete die HSG Krefeld Niederrhein in die Saison 2021/2022 – weil sie die Rückkehr in die 2. Bundesliga anstrebt. Auf ihrem Weg ist die Mannschaft von Trainer Maik Pallach bisher auch gut vorangekommen, weil sie nach 14 von 20 zu absolvierenden Spielen bei 24:4 Punkten vor den Opladenern und der SG Schalksmühle-Halver Dragons (22:4) an der Tabellenspitze steht. Die Aufgabe gegen Baunatal bildet den Auftakt zu einem Paket, in der die Eagles weitere Weichen in die von ihnen erhoffte Richtung stellen können, denn es folgen bald die Spiele in Opladen (29. Januar) und dann vor allem jenes gegen Schalksmühle (12. Februar). „Es geht langsam in Richtung Crunchtime“, sagt Pallach – womit er ausdrücken will, dass die entscheidenden Wochen nahen: „Wir werden uns von Woche zu Woche fokussieren und dann irgendwann schauen, ob wir es vielleicht schon geschafft haben, Erster oder Zweiter in der Gruppe zu werden, was sicherlich erst mal das Minimalziel wäre.“ Bis zu konkreten Gedanken, wie es anschließend in der Aufstiegsrunde weitergeht, steht tatsächlich zunächst Baunatal im Weg, das der Eagles-Trainer nicht erst aufgrund der knappen Hinrunden-Partie (29:27) hoch einschätzt: „Sie sind gerade gegen Spitzenmannschaften total motiviert. Spannend ist ihre Spielanlage mit dem sieben gegen sechs, das sie sehr gut lösen. Sie haben auch wurfgewaltige Rückraumspieler. Wir müssen sehr gut und kompakt im Zentrum stehen.“ Zwei Ergebnisse, die zusätzlich als Warnung dienen: Baunatal gewann in der Hinrunde bei den Dragons (36:31) und beendete am vergangenen Wochenende die Serie des zuvor neun Mal hintereinander siegreichen Longericher SC (30:27).
In realistischer Einschätzung der Lage hat sich der oft durchaus ligatauglich auftretende Aufsteiger TuSEM Essen II inzwischen darauf eingestellt, dass er den Klassenerhalt nicht mehr auf direktem Weg realisieren kann – weil der Rückstand mit 7:21 Punkten von Rang acht aus auf den begehrten sechsten Platz längst zu groß ist. Jetzt wartet auf die Essener vor dem Schluss-Spurt die Aufgabe gegen Schalksmühle, in die das Team von Trainer Nelson Weisz als Außenseiter geht. Für den Blick auf die Abstiegsrunde werden allerdings die bald anstehenden Aufgaben gegen den Zehnten SG Menden Sauerland Wölfe (13. Februar), beim Neunten TuS Volmetal (19. Februar) und gegen den Elften ESG Gensungen/Felsberg (27. Februar) deutlich wichtiger. Der Modus legt schließlich fest, dass Ergebnisse gegen direkte Konkurrenten in die Abstiegsrunde mitgenommen werden. Und weil die Essener vorläufig noch nicht genau wissen, auf welcher Position sie durchs Ziel kommen und zu welcher Gruppe der Abstiegsrunde sie dort zusammen mit einem anderen aus der jetzigen Gruppe D der 3. Liga gehören, würden sie am liebsten wohl alle drei Duelle für sich entscheiden – und natürlich trotzdem gerne eine Überraschung gegen die Dragons fürs Selbstbewusstsein mitnehmen. Probieren wird es der Klassen-Neuling sowieso.