Regionalliga Nordrhein
Siebengebirge, Rheinbach, Langenfeld: Kampf im Keller
Hinten machen vielleicht drei Kandidaten den Abstieg unter sich aus. Vorne sind Ratingen und Aldekerk nur Zuschauer.

Vorteil Stanko: Die laufende Saison scheint aber mehr als nur ein Zweikampf der Ratinger (links Stanko Sabljic, rechts Alexander Oelze) mit Korschenbroich (Mitte links Maximilian Tobae, rechts daneben Philip Schneider) zu werden. Mindestens der TV Aldekerk mischt noch kräftig mit. Diesmal können/müssen Interaktiv und der TVA allerdings nicht ins Geschehen eingreifen. (Foto: Michael Jäger)

Eigentlich ist viel wie in den vergangenen Jahren auch. Interaktiv.Handball, dereinst als SG Ratingen unterwegs, probiert zum wiederholten Mal die Rückkehr in der 3. Liga – und die versammelte Konkurrenz versucht erneut, genau das zu verhindern. Was daraus am Ende wird, lässt sich erneut kaum vorhersagen. Es steht allerdings fest, dass die Ratinger als Dritter mit ihren 16:4 Punkten und der personell wieder und wieder verstärkten Mannschaft sehr vernünftige Aussichten haben, dass es diesmal tatsächlich gelingt. Trotzdem befindet sich das Team zurzeit im Wartestand, weil Chefcoach Ace Jonovski bei der Europameisterschaft in Ungarn und der Slowakei als Co-Trainer Nordmazedoniens beschäftigt ist beziehungsweise war (Aus in der Vorrunde nach drei Niederlagen). Ins Regionalliga-Geschehen greift der Titelkandidat jedenfalls nach Jonovskis Rückkehr erst am 29. Januar mit dem Heimspiel gegen den Tabellenletzten TV Rheinbach ein (2:20). Am kommenden Wochenende bleibt Interaktiv ebenfalls nur die Rolle des Beobachters – und es geht unter anderem darum, was die direkten Konkurrenten ganz vorne auf die Beine stellen können. Besonders wichtig für die Spitzenpositionen ist das Heimspiel des mit 20:4 Punkten ausgestatteten Tabellenführers TV Korschenbroich gegen die HG Remscheid, die als Sechster (12:10) gerade mit neuem Schwung überzeugt. Korschenbroich gilt aber als Favorit und will selbstredend in seiner letzten Hinrunden-Partie die Spitze behaupten.

Nicht wenige halten den aktuellen Zweiten TV Aldekerk (17:3), der mit Nachholspielen beim BTB Aachen und gegen den Neusser HV (beide bisher ohne neuen Termin) coronabedingt hinter dem TVK liegt und nach Minuspunkten knapp besser, sogar für den ersten Titel-Anwärter. Bevor sich beide Teams am 19. Februar zum direkten Rückrunden-Duell treffen, warten aufs Team von Trainer Nils Wallrath noch die Partien bei der TSV Bonn rrh. (29. Januar), gegen den HC Gelpe/Strombach (5. Februar) und bei der SG Langenfeld (12. Februar). Am kommenden Wochenende pausieren die Aldekerker allerdings, weil ihr Spiel bei Interaktiv (wegen Jonovski) verlegt wurde. Das führt zu einer spannenden Terminlage: Der 5. April ist der Nachholtag fürs verlegte Duell der Hinrunde und anschließend folgen lediglich vier weitere Rückrunden-Spieltage – darunter am 14. Mai das Saisonfinale zwischen dem TV Aldekerk und Interaktiv. 

Nach dem Punktestand kommen hinter dem Führungsduo im HC Gelpe/Strombach (13:5 Punkte) und dem BTB Aachen (12:4) zwei andere Mannschaften theoretisch gleichfalls für Meisterschaft und Aufstieg in Frage. Gelpe, mit drei Spielen in Rückstand (gegen MTV Rheinwacht Dinslaken, beim OSC Rheinhausen, gegen HG Remscheid), wirkt jedoch hin und wieder nicht stabil genug – wie jüngst bei der um den Klassenerhalt kämpfenden HSG Siebengebirge. Da erzielte das Team von Trainer Michiel Lochtenbergh gut fünf Minuten vor dem Ende die 25:21-Führung und rettete schließlich soeben ein 26:26-Unentschieden über die Runden. Gelpe bleibt nur dann im Rennen, wenn es im Heimspiel gegen den Zehnten HC Weiden (8:12) zwei Zähler aufs Konto überweist. Ganz andere Pläne als den Sprung in die 3. Liga hat der im ersten Teil der Saison immer wieder positiv überraschende Fünfte BTB Aachen (12:4), auf den angesichts der vier nachzuholenden Partien in Weiden, gegen Aldekerk, in Rheinbach und gegen Interaktiv demnächst sowieso bereits ein Mammutprogramm gewartet hätte. Das Team von Trainer Martin Becker hätte sich nun in erster Linie gewünscht, am Samstag bei der TSV Bonn rrh. (Achter/12:12) überhaupt wieder auf der Platte zu stehen – woraus allerdings nichts wird, weil diese Partie ebenfalls abgesetzt wurde. Grund für Bonn, um die Reißleine zu ziehen: Im Verbandsliga-Nachholspiel der TSV-Zweiten am Dienstagabend gegen die SG Ollheim-Straßfeld (40:31) standen auch fünf Spieler aus der Ersten und am Mittwoch wurde ein positiver Coronatest aus der Zweiten bekannt. Nun wollen die seit dem 13. November 2021 (25:23 gegen HSG Siebengebirge) nicht mehr in der Meisterschaft beschäftigten Aachener am 29. Januar beim HC Gelpe/Strombach den nächsten Anlauf für ihr Comeback unternehmen.

Das zurzeit gesicherte Mittelfeld reicht vom Sechsten Remscheid im Grunde bis zum MTV Rheinwacht Dinslaken (Elfter/8:14 Punkte), für den der 29:28-Erfolg jüngst beim Neusser HV tatsächlich Gold wert war – weil die Distanz auf Siebengebirge (4:20) jetzt bei einem Spiel weniger immerhin vier Zähler beträgt. Siebengebirge hofft, durch das spektakuläre Finale gegen Gelpe/Strombach das nötige Selbstbewusstsein für die bevorstehende Aufgabe getankt zu haben: Die Mannschaft von Trainer Lars Degenhardt steht vor dem Kellerduell bei der durch fünf Niederlagen hintereinander auf den vorletzten Platz abgerutschten SG Langenfeld (3:19). Keine kühne Prognose: Wer hier verliert, muss sich noch ernsthafter mit dem Abstieg in die Oberliga beschäftigen. Beim sieglosen Schlusslicht TV Rheinbach (2:20) ist dieses Thema praktisch seit dem Saisonstart zu Hause – und gerade deshalb denken Trainer Dietmar Schwolow, sein Co-Trainer Jan Hammann und die Spieler überhaupt nicht ans Aufgeben.

„Um den ersten Sieg einfahren zu können, müssen wir an die kämpferische Leistung vom Aldekerk-Spiel anknüpfen, aber endlich einmal die ungezwungenen technischen Fehler vermeiden. Dieses Problem zieht sich wie ein roter Faden durch die Hinrunde“, sagt Schwolow im Rückblick aufs vergangene Wochenende, als die Rheinbacher in Aldekerk beim 22:28 bis zum 20:22 (52.) überraschend fast auf Augenhöhe unterwegs waren. Nun gehts gegen den Siebten Neusser HV, der in der ersten Partie unter der Regie des neuen Trainers Christoph Schon mit 27:28 gegen Dinslaken den Kürzeren zog. Eine Antwort auf die Frage, ob das die Rheinbacher Chancen erhöht oder die Aufgabe doppelt schwierig macht, wird am Samstag gegen 20.30 Uhr vorliegen. Sicher ist allerdings, dass die Rheinbacher irgendwann gewinnen müssen, um weiter auf den Klassenerhalt in der Regionalliga hoffen zu dürfen.