Oberliga Mittelrhein
Die Top-Teams: Refrath mit Schwung, Dormagen mit Bauchschmerzen
HSG muss zum HC Weiden II, TSV Bayer II erwartet Nümbrecht. Schon für die Aufstiegsrunde wichtig ist das Duell des Dritten TuS 82 Opladen II gegen den Fünften Birkesdorf. Im Kampf um den begehrten Platz acht gibt es ein paar Endspiele.

Ideen-Austausch: David Röhrig (links) und Peer Pütz leiden beim TSV Bayer Dormagen zurzeit sicher nicht unter einem Mangel an Beschäftigung. Erstens: Pütz ist nach der Trennung von Dusko Bilanovic vom Co-Trainer des Zweitliga-Teams zu dessen Chefcoach auf Zeit geworden. Dabei unterstützt ihn A-Jugend-Trainer Röhrig, der zugleich für die zweite Mannschaft in der Oberliga Mittelrhein verantwortlich ist – und dort vor der Weihnachtspause regelmäßig auf die Routine des Spielers Pütz zurückgreifen konnte. (Foto: Thomas Schmidt)

Eigentlich könnte David Röhrig mit sich und der Welt im Reinen sein. Die von ihm trainierte A-Jugend des TSV Bayer Dormagen wird in der Bundesliga auf jeden Fall die Runde der letzten 32 erreichen und kann dort versuchen, an die starke Saison 2020/2021 anzuknüpfen (Vizemeister). Auch mit der zweiten (Männer-) Mannschaft der Dormagener laufen die Dinge nicht schlecht: In der Oberliga Mittelrhein liefern sich der TSV Bayer und der übers Torverhältnis knapp vorne liegende Spitzenreiter HSG Refrath/Hand (beide 21:1 Punkte) ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Es ist ein relativ einsamer Kampf, in den die Konkurrenz mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht (mehr) wird eingreifen können. Außerdem hat Röhrig bereits seit ein paar Wochen Klarheit über seine berufliche Zukunft, denn er übernimmt ab dem Sommer den Zweitligisten VfL Lübeck-Schwartau als Chefcoach – eine definitiv spannende Aufgabe. Trotzdem  sind auf der Stirn des 31-Jährigen ein paar Sorgenfalten zu erkennen – was weniger daran liegt, dass die Lübecker mit bescheidenen 14:22 Punkten aus dem alten Jahr gingen und ab Februar von Rang 15 aus dringend noch ein paar Punkte für mehr Sicherheit holen müssen. Es ist ausgerechnet die Entwicklung in der Oberliga, über die er sich Gedanken macht – verbunden mit dem Blick auf die kommenden Wochen.

Ihren bislang letzten Einsatz bestritten die Dormagener am 11. Dezember 2021 beim Longericher SC II und sie erledigten diese durchaus nicht einfache Aufgabe am Ende glatt – 39:29. Dann fielen die für den Start ins Jahr 2022 geplanten Spiele gegen den Birkesdorfer TV II und beim TK Nippes coronabedingt aus. Und nun befürchtet Röhrig, dass ihm für die Partie gegen den Zehnten SSV Nümbrecht (11:15 Punkte) lediglich ein extrem dünn besetzter Kader zur Verfügung steht: „Wir hatten gehofft, über die Winterpause ein bisschen regenerieren zu können, aber das Gegenteil ist der Fall.  Am Wochenende kann es sein, dass ich vielleicht ein oder zwei Spieler, die Herren-Spieler sind, zur Verfügung habe. Der Rest muss aus der auch angeschlagenen A-Jugend aushelfen. Im Moment weiß ich nicht, ob wir dem Anspruch aus unserer Tabellenposition gerecht werden können. Das heißt aber nicht, dass wir da keine gute Mannschaft hinstellen. Die Jungs aus der A-Jugend haben das natürlich drauf. Wir werden wir versuchen, alles reinzulegen.“ Ein Problem: Dormagens ältester Nachwuchs tritt in der Hauptrunde der Bundesliga am Sonntag um 17 Uhr bei den Rhein Neckar Löwen an – genau 24 Stunden nach der Oberliga-Partie gegen Nümbrecht, die ebenfalls an die Substanz gehen dürfte.

Durch den Modus mit der Trennung in eine Aufstiegsrunde und eine Abstiegsrunde mit jeweils acht Teams ist klar, dass auf der Zielgeraden der Hinrunde, die vielleicht eher Normalrunde oder Vorrunde heißen sollte, keinerlei Geschenke mehr zu erwarten sind. Dormagens kommender Gegner SSV Nümbrecht ist ein Beispiel dafür, wie sich Ergebnisse für den Rest der Saison auswirkten könnten, denn der Zehnte steht mit 11:15 Punkten knapp hinter Rang acht, der die Grenzlinie zwischen oben und unten markiert. Gewinnt der SSV, darf er etwas mehr hoffen, den ASV SR Aachen (12:14) ein- und vielleicht zu überholen. Sollte den Nümbrechtern tatsächlich der Sprung in die obere Hälfte gelingen, wäre das Ergebnis für Dormagen richtig teuer – weil die Resultate, die gemeinsam in der Aufstiegsrunde oder Abstiegsrunde angesiedelte Mannschaften gegeneinander erzielt haben, mitzunehmen sind. „Das Spiel dürfte entscheidend werden“, findet David Röhrig.

Das Abschneiden des großen Meisterschafts-Rivalen wird natürlich der aktuelle Zweite Refrath/Hand besonders interessiert registrieren. Nach dem 29:18 im Nachholspiel beim SSV Nümbrecht fiel zwar das Heimspiel zuletzt gegen den BTB Aachen II kurzfristig ins Wasser (Absage aus Aachen), doch die Mannschaft von HSG-Trainer Christopher Braun will die weiteren Aufgaben unverändert mit viel Schwung angehen. Gleichzeitig sind die Refrather als Favorit weit davon entfernt, die Partie beim Zwölften HC Weiden II (10:16 Punkte) irgendwie auf die leichte Schulter zu nehmen: „Weiden ist sehr, sehr schwer einzuschätzen und wird immer wieder punktuell aus der ersten Mannschaft verstärkt. Sie haben ein sehr gutes Kreisläuferspiel und in Philipp Havers eine sehr guten Trainer. Eine Auswärtsaufgabe in Weiden ist immer unbequem. Wir bereiten uns auf jeden Fall sehr intensiv vor. Wir hoffen, dass wir die letzten Auswärtspunkte in der Hinrunde mitnehmen.“ Die HSG hat anschließend tatsächlich bloß noch drei Heimspiele – gegen den ASV SR Aachen (6. Februar), gegen den Pulheimer SC (Nachholspiel/20. Februar) und gegen Aachen II (Nachholspiel/Termin offen).

Hinter den beiden Top-Teams haben der TuS 82 Opladen II (17:7 Punkte) und die im neuen Jahr dreimal hintereinander siegreichen Pulheimer (16:4) bereits gültige Fahrkarten für die Aufstiegsrunde. Angesichts der überzeugenden Formkurve sollten die Pulheimer ihre vierte Partie nun bei der nicht mehr vor der Abstiegsrunde zu rettenden SG GFC Düren (Rang 14/5:21) ebenfalls erfolgreich bewältigen können. Es handelt sich am Ende ohnehin um eins jener Streich-Resultate nach der Normalrunde, weil die Hornets und die Dürener bald getrennte Wege gehen. Deutlich schwieriger ist die nächste Hürde für Opladens Zweite, die auf den Fünften Birkesdorfer TV trifft (15:9). Dass beide die Aufstiegsrunde erreichen, dürfte wohl feststehen – und genau deshalb werden die mitzunehmenden Punkte doppelt umkämpft sein. Noch heißer wird es allerdings überall dort zugehen, wo der Spielplan jeweils Mannschaften zusammenführt, die ebenfalls in die obere Hälfte wollen – und bisher keinerlei Garantie dafür haben, ob der Plan funktioniert, über einen Platz unter den ersten acht auf jeden Fall sicher die Klasse zu halten. MTV Köln (Siebter/12:12 Punkte) gegen BTB Aachen II (Elfter/10:10) wäre eine solche Partie, auch ASV SR Aachen (Achter/12:14) gegen SC Fortuna Köln. Ganz ohne ist selbst die Partie des Sechsten Longericher SC II (14:12) beim TuS Derschlag nicht (Rang 13/8:14). Und ganz nebenbei sorgt der Modus dafür, dass selbst im Kellerderby zwischen dem Vorletzten CVJM Oberwiehl (4:22) und dem Schlusslicht TK Nippes (3:19) einiges auf dem Spiel steht: Wer hier verliert, nimmt noch mehr Ballast mit in die Abstiegsrunde als ohnehin schon.