3. Liga Gruppe D
Opladen hat ein heißes Herz, Krefeld einen eiskalten Regisseur
TuS 82 verliert Spitzenspiel gegen die Eagles verdient mit 29:33. Geschwächte Longericher halten beim 26:28 in Schalksmühle lange mit.

Haltet ihn: Krefelds Spielmacher Merten Krings (mit Ball) setzte der Opladener Abwehr mit Birger Dittmer (links) und Maurice Meurer (rechts) selbst in Bedrängnis immer wieder zu. (Foto: Thomas Ellmann)

TuS 82 Opladen – HSG Krefeld Niederrhein 29:33 (14:17). Am Ende setzte sich doch der Favorit durch, wie in der Hinrunde vor dreieinhalb Monaten beim 30:24. Und auch diesmal konnten die Opladener mit dem Ergebnis am Ende eine sehr abwechslungsreichen Partie nichts anfangen – was weniger damit zu tun hatte, dass sie die Tabellenführung wieder los sind. Ganz vorne liegen jetzt erneut die Eagles, die nach ihrem eigenen Verständnis dort sowieso hingehören: Das Team von Trainer Maik Pallach, mit 27:5 Punkten ausgestattet, wird nun den immer erwarteten Zweikampf um den Gruppensieg im Rest der Normalrunde alleine mit der SG Schalksmühle-Halver Dragons ausmachen, die nach ihrem 28:26-Zittersieg über den erheblich geschwächten Longericher SC bei 26:4 Zählern sogar relativ günstiger dasteht. Trainer Fabrice Voigt und seine Opladener folgen als nach wie vor formidabler Dritter (25:7), was sie gleich doppelt mancher Sorgen enthebt. Erstens: Sie brauchen tatsächlich keinen Gedanken an die Aufstiegsrunde zu verschwenden und damit keinen daran, ob sie eventuell eine Lizenz für die 2. Liga beantragen würden. Zweitens: Bereits der Vorsprung auf Rang vier liegt vier Runden vor Schluss bei sieben Zählern und jener auf Rang sechs, der als letzte Position zum direkten Klassenerhalt reicht, beträgt sogar acht Punkte. Der TuS 82 gehört 2022/2023 weiter der 3. Liga an.

„Ich denke, am Ende ist unser Sieg verdient“, fand Eagles-Coach Pallach, der sich und seine Mannschaft vor allem in der ersten Halbzeit bei der einen oder anderen Zeitstrafe ungerecht behandelt sah, „wir waren nach meiner Ansicht mehr als nur drei Tore besser.“ Krefeld bekam nach Opladens 1:0 (2.) durch Oliver Dasburg tatsächlich bald alles ganz gut unter Kontrolle – 4:1 (9.), 6:3 (12.), 7:4 (13.), 8:6 (17.), 10:7 (19.), 13:10 (24.), 15:12 (27.), 17:14 (30.). Bei den Hausherren machte sich bereits hier das letztlich entscheidende Manko an diesem Abend bemerkbar: Die Chancenverwertung fiel sehr übersichtlich aus. Trainer Fabrice Voigt schüttelte beim Blick auf die Statistik den Kopf: „Wir haben kein schlechtes Spiel gemacht, aber wir hatten 16 Fehlwürfe.“ Darunter waren vorwiegend freie Gelegenheiten, bei denen gleichzeitig Krefelds Torhütern Sven Bartmann oft seine Klasse zeigte. Unter dem Strich ging das Torhüter-Duell klar an die Gäste.

Der Abend hätte trotzdem noch einmal richtig dramatisch werden können, weil die Gastgeber ungeachtet des Dauer-Rückstandes nicht ans Aufgeben dachten und nach einem guten Start in die zweite Halbzeit durch Yannick Nitzschmann auf 15:17 (32.) sowie durch Johannes Sonnenberg auf 16:17 (33.) verkürzen konnten. Dann verlor die HSG vorne den Ball – und Birger Dittmer eilte zum Tempo-Gegenstoß auf und davon. Der Rückraumspieler des TuS 82 tauchte kurz darauf frei vor Bartmann auf, der ausnahmsweise keine Chance gehabt hätte, einen Gegentreffer zu verhindern. Opladens Pech: Der Ball krachte an den rechten Pfosten. Bezeichnend: Krefeld dachte praktisch keine Sekunde lang darüber nach, wie viel Glück hier im Spiel war – im Gegenteil. Und keine anderthalb Minuten darauf hatten sie sich erneut abgesetzt – 19:16 (37.). Der Rest der Partie wurde für den TuS 82 praktisch zu einem Wettkampf, den er nicht mehr gewinnen konnte. Bis zum 19:21 blieb Opladen dran, ehe die HSG übers 25:20 (44.) und 27:23 (49.) mit dem 20:25 (54.) relativ befreit auf den Weg zum Sieg einbog. Der Außenseiter zeigte allerdings bis zur Schluss-Sirene viel Moral und er erarbeitete sich so ein anständiges Ergebnis – sodass sich unter dem Strich beide Seiten als Gewinner sehen durften. Eigentlich. Das reine Resultat ging jedoch selbst für Voigt in Ordnung: „Krefeld hat verdient gewonnen.“

Ein Schlüssel zum Erfolg der Gäste: Merten Krings. Der 31 Jahre alte Regisseur, vor der Saison vom Zweitligisten ASV Hamm-Westfalen gekommen, scheint äußere Einflüsse nicht wahrzunehmen oder sie jedenfalls perfekt ausblenden zu können. Wenn oben auf der Tribüne helle Empörung und Aufregung herrschen (nicht selten gegen ihn direkt gerichtet), scheint der Spielmacher mit jedem Dezibel Laufstärke mehr in den Tunnel zu schalten. Gerade dann trifft er den Gegner mit einem überragenden Überblick und eiskalter Konsequenz im eigenen Abschluss bis ins Mark. Opladen warf über 60 Minuten ein heißes Herz und alle verfügbare Leidenschaft in die Waagschale, Krefeld fand vor allem (aber nicht nur) über Krings meist die passenden Antworten. Unter anderem deshalb setzte sich der Favorit am Ende doch durch. Wieder einmal.

TuS 82 Opladen: N.-T. Schmidt, J. Schmidt – Bachler, Rachow (2), J. Sonnenberg (2), Meurer (5), Swiedelsky, Anger (1), Adams, Dittmer, Nitzschmann (4), Göddertz, J. Jagieniak (2), Dasburg (7/2), M. Sonnenberg (5), Rinke (1).

HSG Krefeld Niederrhein: Hasenforther, Bartmann – Krings (5), Novickis (1), Schnalle, Schneider, Noll (5/5), Hahn (2), Kübler, Molz, Schulz (4), Braun, Brüren (8), L. Jagieniak (4), Obranovic (3), Mircic (1).

 

SG Schalksmühle-Halver Dragons – Longericher SC 28:26 (11:10). Die Voraussetzungen vor der ohnehin schwierigen Auswärts-Aufgabe hätten für die Longericher kaum schlechter sein können. Bedingt durch Corona sowie durch „normale“ Verletzungen musste die Mannschaft von Trainer Chris Stark auf mehrere Stammkräfte verzichten und reiste nur mit neun Feldspielern ins Sauerland. Der Coach selbst konnte die Partie ebenfalls nur aus der Isolation heraus am Live-Stream verfolgen. Nach der knappen Niederlage zollte Stark seinem Team im Anschluss aus der Ferne großen Respekt: „Wir verlieren nach tollem Kampf, Riesenkompliment an die Mannschaft.“ Was sich der LSC von der guten Leistungen allerdings nicht kaufen kann, ist mehr Sicherheit im Kampf um den direkten Klassenerhalt. Da liegen die Kölner mit jetzt 18:14 Punkten weiter auf Platz vier und der Vorsprung auf den Siebten VfL Gummersbach II (13:15) ist nicht mehr so komfortabel. Möglicherweise kommt Starks Team die nu folgende längere Unterbrechung gelegen, um im nächsten Anlauf am 19. Februar bei der SG Menden Sauerland Wölfe die nötigen Punkte zu holen. „Jetzt hoffen wir, dass wir nach der Pause die Corona-Jungs und die Verletzten wieder an Bord haben“, meint Stark.

Das Longericher Rumpf-Team ließ sich in der Anfangsphase von den schwierigen Umständen nicht beirren und legte beim 10:8 (22.) sogar eine Führung vor. Einen Baustein für den guten Gäste-Auftritt bildete dabei unter anderem der starke Tjorven Jonas Hömberg im Tor, der den erkrankten Stamm-Keeper Philipp Ruch gut vertrat. Danach folgte über die Pause hinweg jedoch die schwächste Phase der Kölner mit zu vielen eigenen Fehlern, nur einem eigenen Treffer und dem 11:16-Rückstand (40.). Aber selbst jetzt gaben die Gäste noch nicht geschlagen, sondern sie kämpften sich Stück für Stück zurück in die Partie – 13:16 (41.), 18:21 (47.), 21:22 (51.). Max Zimmermann besorgte schließlich per Siebenmeter den 24:24-Ausgleich (56.), nach dem plötzlich alles möglich zu sein schien. Doch die nächsten beiden LSC-Angriffe gingen daneben und Schalksmühle schlug im Stil einer Spitzenmannschaft zurück – 24:27 (58.). Damit war die Begegnung entschieden und die Kölner traten die Rückreise Richtung Rhein ohne Zählbares im Gepäck an.

Longericher SC: Briese, Hömberg – Koenen, Peters, Zerwas (3), Pyszora (6), Richter (1), Lux, Zimmermann (8/4), Schulz (3), Johnen, Nolting (3), Dahlke (2).