Regionalliga Nordrhein
Heimatliebe: Markus Murfuni ist zurück in Gummersbach
Der ehemalige Bundesligaspieler, zuletzt Trainer des Zweitligisten Eisenach, übernimmt ab Sommer den HC Gelpe/Strombach.

Gibt ab Sommer die Richtung vor: Für Markus Murfuni (hier noch in der Dienstkleidung des ThSV Eisenach) ist der Weg aus der 2. Bundesliga in die Regionalliga kein Rückschritt, sondern eine fast logische Konsequenz.  (Foto: Thomas Ellmann)

Er ist gekommen, um zu bleiben. Wobei er, genau genommen, nie richtig weg war, sondern nur auf der einen oder anderen etwas längeren Dienstreise. Und natürlich war immer klar, dass einer wie Markus Murfuni ohne den Handball nicht sein kann. Dass er ab 1. Juli als Trainer-Nachfolger von Michiel Lochtenbergh den Regionalligisten HC Gelpe/Strombach übernehmen wird, ist deshalb vor allem eine fast logische Konsequenz. Es gibt nicht viel, was ihm mehr als der Handball bedeutet – aber eins, was über allem thront, ziemlich weit sogar. Irgendwann war ihm deshalb klar: Jetzt sind seine Frau Sonia und seine Tochter Lola dran, jetzt sind sie in echt der Mittelpunkt des Lebens – und nicht nur aus der Ferne oder bei Zwischendurch-Besuchen. „Handball gibt es nicht mehr ohne meine Familie“, sagt Murfuni, den viele immer noch als „Kraudi“ kennen – was aus einer inzwischen vergangenen Zeit stammt, als der 45-Jährige unter seinem früheren Namen Krauthoff unterwegs war. Weil er als junger Mann nach dem Wechsel aus der Jugend in den Männer-Handball beim VfL Gummersbach nicht das große Glück fand, machte er sich auf die Reise – und wurde Bundesliga-Spieler (SG Solingen, Wallau-Massenheim, Pfullingen). Anschließend zog es Markus Murfuni in die Schweiz zu Pfadi Winterthur und die Kadetten Schaffhausen, wo er im Anschluss an die aktive Karriere mit Erfolg als Co-Trainer der deutschen Spielmacher-Legende Markus Baur tätig war.

Das Kapitel Schweiz endete im Sommer 2016 und Murfuni kehrte ins Oberbergische zurück. Dort tat sich – natürlich –  relativ bald ein neues Aufgabenfeld auf: Der A-Lizenz-Inhaber sollte/wollte den Oberligisten TuS Derschlag als hauptamtlicher Jugendleiter und Sportlicher Leiter der Männer perspektivisch entwickeln. Der „Rückzug“ aus dem eher professionell ausgerichteten (Männer-) Handball hielt allerdings nicht ewig, weil der ebenfalls im Oberbergischen lebende Trainer-Routinier Sead Hasanefendic einen Lockruf aus Thüringen veranlasste. Frage: Ob er sich vorstellen könne, beim Zweitligisten ThSV Eisenach zu arbeiten? Murfuni konnte und wurde in der Luther-Stadt unterhalb der Wartburg ab Juli 2019 zuerst Co-Trainer des Zweitliga-Teams und gleichzeitig Jugend-Koordinator. Ein Jahr später kam das Aus für Hasanefendic und Murfuni wurde zum Cheftrainer befördert. Über 21:27 Punkte und Platz elf in der nach 24 Spieltagen abgebrochenen Saison 2020/2021 ging es in die Serie 2021/2022 – in der es die ThSV-Verantwortlichen nach nur fünf Runden und dem 28:31 gegen den VfL Lübeck-Schwartau beim Stand von 2:8 Punkten für eine passende Reaktion hielten, dem Trainer den Stuhl vor die Tür zu setzen. Unter der Federführung des Murfuni-Nachfolgers Misha Kaufmann steht der ThSV aktuell nach 16 Partien bei 15:17 Zählern auf Rang elf.

Murfuni registriert das weitere Abschneiden seines früheren Teams, aber lediglich als mehr oder weniger neutraler Zuschauer: „Ich habe Abstand gewonnen.“ Gewonnen haben in erster Linie Frau und Tochter – die im Übrigen ebenfalls dem Handball zu erliegen scheint und zurzeit in der weiblichen E-Jugend spielt. Beim HC Gelpe/Strombach. Den Handball-Verantwortlichen um Abteilungsleiter Hartmut Markeli fiel schnell ein: „Da fragen wir mal nach.“ Sie suchten einen Trainer-Nachfolger für Michiel Lochtenbergh, der aus zeitlichen/beruflichen Gründen ab Sommer nicht mehr in einer Doppelfunktion, sondern „nur“ noch als Sportlicher Leiter tätig sein wird. Sie fanden in den Gesprächen ziemlich offene Ohren bei Markus Murfuni, der immerhin eine halbe Vollzeitstelle als Handballtrainer übernimmt – wobei es nicht nur um die reine Arbeit mit den Regionalliga-Männern geht, sondern auch um einen regen Austausch mit allen anderen im Verein: „Ich möchte nicht auf einem Thron sitzen.“ Murfuni, der ja tatsächlich in Strombach lebt, kann und will aus seiner Karriere und dem wohl nie versiegenden Vorrat an Ideen wertvolle Tipps geben.

Steckt hinter allem vielleicht ein Geheimplan, ein Angriff gar auf den großen VfL Gummersbach? Markus Murfuni muss lachen: „Um Gottes Willen, nein!“ Das ist ohnehin jener Verein, dem er die Rückkehr in die 1. Bundesliga nicht nur zutraut, sondern auch von Herzen gönnt. Direkt dahinter will sich der HC Gelpe/Strombach allerdings nicht nur als mitgliederstärkster Verein in der Stadt etablieren: „Das sind wir schon.“ Murfuni sieht im Stand der Dinge zugleich eine Bestätigung der fast fünf Jahre Arbeit von Michiel Lochtenbergh in vielen Bereichen – und er drückt dem Noch-Coach die Daumen für eine möglichst erfolgreiche Saison in der Regionalliga. Dort liegt der HCGS aktuell mit 15:5 Punkten auf Rang vier durchaus aussichtsreich im Rennen, das in den kommenden Wochen richtig spannend wird – unter anderem in den Partien am kommenden Samstag beim Dritten TV Aldekerk (17:3) oder am 19. Februar beim Zweiten Interaktiv.Handball (18:4), gegen den Gelpe/Strombach in der Hinrunde einen 31:30-Sieg erzielte. In Aldekerk (30:34) und beim Tabellenführer TV Korschenbroich (20:4) gab es dafür jeweils eine Niederlage.

Markus Murfuni, der gebürtige Bergneustädter, wird den künftigen Verlauf der Saison sehr aufmerksam  beobachten und sich natürlich ab sofort einige Gedanken machen – was zum Beispiel heißt, dass er auf die Kaderplanung Einfluss nimmt. „Wir wollen weiterkommen“, betont Murfuni, ohne sich bereits auf ein konkretes Ziel für 2022/2023 festzulegen. Was er von seinen Spielern fordern wird, sind unter anderem Respekt vor dem Gegner sowie Leidenschaft für die Sache und den ehrlichen Ehrgeiz, leistungsorientierten Handball zu spielen. Er ist nicht gekommen, um das Erreichte zu verwalten, sondern um den Blick nach oben zu richten. Möglicherweise zur 3. Liga. Und auf jeden Fall ist er gekommen, um zu bleiben. Wobei Markus Murfuni, genau genommen, nie richtig weg war. Als Handballer nicht und mit dem Herzen sowieso nicht.