03. Februar 2022 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Die Pause ist vorbei und für manchen ist es in der 2. Bundesliga sogar ein richtiger Neustart – ein Versuch, durch Umstellungen vieles besser zu bewältigen. Besonders gilt das für den mitten im Kampf gegen den Abstieg steckenden TSV Bayer Dormagen, der vor Kurzem das Jahr 2022 spektakulär damit eröffnete, dass er die Amtszeit des bisherigen Trainers Dusko Bilanovic für beendet erklärte. Angesichts der deutlich hinter den Erwartungen liegenden Ausbeute von 9:25 Punkten aus 17 Begegnungen auf dem gefährlichen Rang 19 im Feld der 20 Klubs sahen die Verantwortlichen um Geschäftsführer Björn Barthel im Wechsel auf der Position an der Seitenlinie die einzige Möglichkeit, eine Trendwende einzuleiten. Der bisherige Co-Trainer Peer Pütz rückt ins Amt des Interims-Chefs auf – bis zum Saisonende. Einer seiner Unterstützer bei der nicht einfachen Mission: David Röhrig, aktuell auch Trainer der zweiten Mannschaft (Oberliga Mittelrhein) und der A-Jugend (Bundesliga). Bis zum Saisonende. Pütz wechselt dann zum Bergischen HC in die 1. Bundesliga und wird dort Co-Trainer des früher ebenfalls in Dormagen tätigen Jamal Naji – der seinerseits vom Bayer-Klassenkonkurrenten TuSEM Essen in die höchste deutsche Klasse wechselt. Auch Röhrig verlässt das Rheinland nach dieser Saison, denn er hat bereits einen Vertrag als neuer Cheftrainer des Zweitligisten VfL Lübeck-Schwartau in der Tasche. Pütz und Röhrig gehen trotzdem allem davon aus, dass sie dem künftigen Dormagener Trainer Matthias Flohr (39/zurzeit Co-Trainer des Erstligisten HBW Balingen-Weilstetten) im Sommer eine Zweitliga-Mannschaft übergeben können. Um das personelle Gerüst stabiler aufzustellen, hat Dormagen den Kader kurzfristig aufgestockt: Vom Drittligisten SV Bernburg-Anhalt kommt für den Rückraum der 23 Jahre alte Kroate Mislav Grgic, der sofort spielberechtigt ist.
Pütz‘ großer Vorteil: Er kennt alle Spieler des Kaders mit sämtlichen Stärken und Schwächen in- und auswendig. Damit brauchten beide Seiten keine lange Zeit der Eingewöhnung und die konzentrierte Vorbereitung aufs Unternehmen Klassenerhalt konnte sofort beginnen. Der 30-Jährige nennt einen der Schwerpunkte, auf die er sich in der Trainingsarbeit konzentriert hat: „Wir wollen versuchen, unser Angriffsspiel zu verbessern.“ Das ergibt Sinn, weil die in den vergangenen Monaten immer wieder von personellen Sorgen geplagten Dormagener mit lediglich 404 Treffern (Durchschnitt 23,76) die klar schwächste Offensive der Liga stellen. Gleichzeitig geht es darum, wieder eine kompakte Abwehr- und Torhüter-Einheit zu finden und mit entsprechend hohem Tempo in die Offensive umschalten zu können. Klar ist, dass Peer Pütz an die Mannschaft glaubt. „Der Charakter der Mannschaft steht nicht in Frage. Außerdem hat doch jeder ein eigenes Interesse daran, drinzubleiben“, betont der TSV-Trainer, der seine Premiere als Bayer-Chefcoach in einem Pflichtspiel am Sonntag bei den Eulen Ludwigshafen bestreitet (Achter/19:13). Die Partie taugt sicher als Hinweis darauf, ob sich Dormagen in den nächsten Wochen aus dem Tabellenkeller befreien kann. Aktuell bekanntester Name der Eulen ist Jung-Nationalspieler Hendrik Wagner (110 Treffer in 16 Einsätzen).
Weniger sportliche Probleme hat der Bundesliga-Absteiger TuSEM Essen, der nach 8:4 Punkten aus dem Jahres-Endspurt 2021 bei 21:15 Zählern angekommen ist und als Siebter vielleicht noch ganz vorsichtig auf einen der beiden zum Aufstieg berechtigenden Plätze blicken darf. Hinter dem Spitzenreiter VfL Gummersbach (30:8) scheint durchaus einiges möglich zu sein, weil zu Rang zwei (26:12) bereits eine etwas größere Lücke besteht und dahinter ein dichteres Feld folgt. Erster Verfolger des VfL ist in der HSG Nordhorn-Lingen ein weiterer Bundesliga-Absteiger – bei dem die Essener nun am Freitagabend den Punktspiel-Marathon durch die nächsten Wochen starten. Ausgerechnet in Nordhorn, könnten sich die Essener denken, weil die HSG sicher nicht zu den liebsten Gegnern des Teams von Trainer Jamal Naji zählt. Als Erklärung dienen drei Niederlagen in der jüngeren Vergangenheit – 26:33 am 15. November 2020 in Essen, 19:22 am 28. März 2021 in Ludwigshafen (jeweils in der 1. Bundesliga) und 24:33 wiederum in Essen am 17. November 2021 (2. Bundesliga).
Viel mehr macht den Essenern derzeit aber zu schaffen, weil das Training zurzeit coronabedingt eher schwierig zu steuern ist. „Wir konnten seit dem Beginn der Vorbereitung nicht ein einziges Mal mit sechs gegen sechs trainieren“, sagt Naji, „das ist von vernünftig weit entfernt. Wir wissen noch nicht, wie und mit wem wir auflaufen. Selbst dann, wenn wir alle dabeihätten, wäre das eine sehr schwierige Aufgabe. Wir werden in Ruhe versuchen, das Beste daraus zu machen.“ Auf besonders viel Entgegenkommen durch die HSG braucht TuSEM dabei nicht zu bauen, denn die Gastgeber galten von Saisonbeginn an als einer der ernsthaften Kandidaten für den Aufstieg und sie sind dem Anspruch nicht immer, aber hin und wieder doch gerecht geworden. Essen würde trotzdem gerne zugreifen, wenn sich denn die Gelegenheit für einen Erfolg bietet. Im anderen Fall bliebe der Blick nach oben bei dann 21:17 Punkten sowieso wieder im Nebel hängen.