04. Februar 2022 | Zurück zur Artikelübersicht » |
HSG Nordhorn-Lingen – TuSEM Essen 32:29 (13:15). Wahrscheinlich wird die HSG Nordhorn-Lingen niemals einer der Gegner werden, die Essen besonders gerne mag. Nach zwei Niederlagen aus der vergangenen gemeinsamen Saison in der höchsten deutschen Klasse und dem schmerzhaften 24:33 aus der Hinrunde in eigener Halle verlor das Team von Trainer Jamal Naji am Freitagabend zum vierten Mal hintereinander gegen die HSG – die dafür keinen besonders herausragenden Zauberhandball brauchte, sondern nur die erforderliche Geduld. In der zweiten Halbzeit lieferten ihnen die Gäste den einen oder anderen Treffer schließlich durch zu viele eigene Fehler praktisch frei Haus. Wenn die Essener neben der überzeugenden ersten Halbzeit etwas Positives mitnehmen wollen, dann ist es die offensichtlich intakte Moral der Mannschaft, die auf der Zielgeraden noch einmal in die Partie zurückfand und aus dem drohenden Debakel ein erträgliches Resultat machte. In der Tabelle brachte der Sieg allerdings nur Nordhorn-Lingen etwas, das mit jetzt 28:12 Punkten seine Rolle als aktuell erster Verfolger des Spitzenreiters VfL Gummersbach (30:8) festigte. Weniger günstig ist die Lage nun für Essen, das bei 21:17 Zählern vorerst Siebter bleibt, aber die Eulen Ludwigshafen (19:13) und den HC Elbflorenz Dresden (19:17) direkt hinter sich sieht.
Trainer Naji hatte angesichts einer durchwachsenen und von personellen Problemen geplagten Vorbereitung geahnt, dass es ein besonders komplizierter Abend werden könnte: „Wir wissen noch nicht, wie und mit wem wir auflaufen. Selbst dann, wenn wir alle dabeihätten, wäre das eine sehr schwierige Aufgabe.“ Weil zum Beispiel Dennis Szczesny ganz fehlte und etwa Eloy Morante Maldonado und Regisseur Justin Müller auf ärztliches Anraten nur für überschaubare Einsatzzeiten in Frage kamen, musste Essen seinen Rückraum und die Defensive bisweilen stark umbauen. Die Partie schien sich trotzdem günstig zu entwickeln, weil TuSEM mit einem vollen Akku nach dem 0:1 (2.) schnell ausglich und bald immer wieder die Führung vorlegte – 6:5 (15.), 8:7 (18.), 11:8 (22.), 13:10 (25.), 15:13 (30.).
Die Wende zugunsten der Gastgeber hatte einen Namen: Gregor Pöhle war später an nahezu allen erfolgreichen Aktionen der HSG beteiligt und von den nachlassenden Essenern kaum zu kontrollieren (elf Tore/drei per Siebenmeter). Das 17:16 (37.) von Pöhle für Nordhorn konnte Noah Beyer per Siebenmeter zum 17:17 (38.) ausgleichen, doch TuSEM fand den einmal verlorenen Faden nicht zurück – nicht in der Auszeit beim Stande von 17:18 (38.) und später in jener beim 22:27 (50.) auch nicht richtig. Nur bis zum 19:21 (42.) hatte Essen hoffen dürfen, ehe sich der Tabellenzweite den entscheidenden Vorsprung verschaffte – der beim 32:25 (56.) auf eine derbe Pleite für Essen hindeutete. Wie sehr sich TuSEM selbst das Leben schwer machte, zeigten die 17 Sekunden mit zwei krassen Fehlpässen und den direkten Gegentreffern zum 24:29 (53.) und 24:30 (54.). So konnte der Wieder-Einstieg in die Meisterschaft nach der Januar-Pause (Europameisterschaft) kein gutes Ende finden.
Naji wirkte nachher gefasst und er zeigte sich mit dem Auftakt durchaus einverstanden: „Wir haben in der ersten Halbzeit sehr gut verteidigt und ohne Dennis Szczesny als etatmäßigen Innenblocker ging das besser als gedacht. Wir hatten da außerdem eine solide Torhüterleistung. Da hatten wir auch noch die Frische, den Ball laufen zu lassen. Und Lucas Firnhaber hat seine Fernwürfe sehr gut getroffen.“ Dass es später zu viele Fehlerquellen gab, kam für den TuSEM-Coach dann nicht überraschend. „Erst mal kommen wir nicht gut rein. Man merkt dann im Laufe der zweiten Halbzeit, dass ein bisschen die Kräfte schwinden. Das war dann viel Flickschusterei. Dann treffen wir die Fernwürfe nicht mehr und verlieren auch das Torhüterduell, sodass das Ergebnis gerecht ist und Nordhorn verdient gewinnt. Wir hoffen, dass wir jetzt ein bisschen Kräfte sammeln können.“
TuSEM Essen: Bliß, Diedrich – Beyer (10/8), Ellwanger (1), Glatthard (1), Kamper (1), Rozman, Dangers (1), Becher (1), Ignatow (3), Bergner, Müller, Firnhaber (6), Seidel (1), Morante Maldonado (2), Klingler (2).