Interview mit den Trainern Marcel Mutz und Fabrice Voigt
Panther gegen Opladen: Im Derby zählt keine Freundschaft
Die Nachbarn schätzen sich und sie wünschen sich fürs Abschneiden in der 3. Liga gegenseitig nur das Beste. Das ändert sich aber am Freitagabend für 60 Minuten gründlich.

Wir sind die Panther! Trainer Marcel Mutz will bei allem Respekt vor den Opladenern aus eigenem Interesse unbedingt zwei weitere Punkte einfahren. (Foto: Thomas Ellmann)

Es entspricht nicht ihrem Naturell, etwas zu verschenken oder halbherzig bei der Sache zu sein, sobald sie in den Tunnel der Vorbereitung auf ein Spiel eingetaucht sind. Da zieht Marcel Mutz voll seine Ideen für die Bergischen Panther durch – und Trainer-Kollege Fabrice Voigt seine für den TuS 82 Opladen. Das wird nun definitiv auch am Freitagabend ab 20 Uhr so sein, wenn sich die Nachbarn in der Burscheider Max-Siebold-Halle zum zweiten Mal in dieser Saison treffen. Viel mehr Derby geht dann in der 3. Liga nach dem Rückzug des Leichlinger TV vor einigen Wochen tatsächlich nicht: Nur 15 Kilometer liegen zwischen der Spielstätte der Panther und der Opladener Bielerthalle. Dass der TuS 82, der in der Hinrunde am 15. Oktober 2021 mit 32:25 gegen die Panther gewann, bislang eine herausragende Saison spielt und als Dritter mit 25:7 Punkten den direkten Klassenerhalt bereits in der Tasche hat, macht ihn momentan zur Nummer eins in der Region – vor den Panthern (19:13). Obwohl das gegenseitige Verhältnis von Respekt geprägt, sind beide fürs direkte Duell in erster Linie Rivalen – und ein freiwilliges Entgegenkommen des TuS 82 brauchen die Panther, für die es auf Rang vier im Kampf um den begehrten direkten Klassenerhalt (mindestens Platz sechs) durchaus noch um einiges geht, auf keinen Fall zu erwarten. Erst gegen 21.30 Uhr werden Mannschaften und Trainer wieder bereit sein, sich freundschaftlich über alles Mögliche auszutauschen. Im Harzhelden-Interview sprechen Marcel Mutz und Fabrice Voigt vorab über einige Dinge – über den bisherigen Saisonverlauf, über die Vorzüge und Qualitäten des jeweils anderen, am Ende auch über Wünsche für die kommende Saison und über Pläne die eigene Zukunft. Dass es nach dem Rückzug des LTV in Leichlingen keinen Drittliga-Handball mehr gibt, halten beide für sehr schade. Umso mehr freuen sich Mutz und Voigt auf den Freitagabend.

 

Wie findest du euren bisherigen Saisonverlauf?

Marcel Mutz Ich denke, das ist eine Achterbahnfahrt bei uns mit Höhen und Tiefen. Wir sind ja mit 6:0 Punkten sehr gut in die Saison gestartet, bevor uns im Oktober eine wochenlange Grippewelle erwischt hat und wir damit in ein Tief gerutscht sind. Ich finde, dass sich die Mannschaft da im November hervorragend rausgekämpft und sich durch vier Siege in Folge auch Selbstvertrauen zurückgeholt hat. Die letzten Spiele jetzt auch Anfang des Jahres waren allesamt sehr eng und sind durch Kleinigkeiten entschieden worden. Wahnsinn eigentlich, wie eng das alles ist. Insgesamt bin ich mit den bisher erzielten Punkten zufrieden, auch wenn es ein bis zwei Punkte hätten mehr sein können.

Fabrice Voigt Das ist aus meiner Sicht natürlich überragend, was die Jungs bisher geleistet haben. Ich habe heute erfahren, dass wir auch rechnerisch nicht mehr absteigen können. Vier Spieltage vor Schluss schon sagen zu können, dass wir durch sind in dieser ganz schwierigen Saison in der 3. Liga, ist eine überragende Sache. Ob es am Ende Platz drei ist, müssen wir sehen. Wir haben viel, viel richtig gemacht. Natürlich haben wir uns auch spielerisch immer weiterentwickelt und uns schnell an das Niveau angepasst. Hier und da haben wir vielleicht glücklich gewonnen, aber ansonsten haben wir vieles gut gemacht. Wir haben genau das erreicht, was wir uns vorgenommen hatten. Wir wollten mannschaftlich geschlossen auftreten und durch unsere Kampfstärke überzeugen. Das haben wir geschafft und da verdienen alle Beteiligten einen Riesenrespekt. Wir sind alle überrascht, aber auch hochzufrieden.  

 

Und den der Opladener?

Marcel Mutz Da gibt es, glaube ich, keine zwei Meinungen. Sie spielen eine wirklich tolle Saison. Ich habe sie vor der Saison schon auf Platz fünf bis sechs eingeschätzt, weil sie auf den Schlüsselpositionen über sehr gute Drittliga-Qualität verfügen. Dass sie so konstant spielen, ist sicherlich überraschend und verdient höchsten Respekt.

Und den der Panther?

Fabrice Voigt Die Panther, glaube ich, können auch sehr zufrieden sein. Sie haben jetzt 19:13 Punkte und ich glaube, bei dem Restprogramm haben sie die besten Karten, unter die ersten sechs zu kommen. Ich habe die Panther von Anfang an als sehr stark eingestuft – nicht nur, weil sie personell eine gute Truppe zusammenhaben. Meines Erachtens sind sie die eingespielteste Truppe von allen. Sie sind die Mannschaft, wo die Jungs am längsten zusammenspielen. Die Panther haben vielleicht drei oder vier Punkte vergeben, sonst wären sie noch weiter oben. Aber ansonsten ist das alles sehr gut, was sie dort erzielt haben.

 

Was traust du dem TuS 82 in Zukunft zu?

Marcel Mutz Die Entwicklung ist positiv zu bewerten. Opladen hat in den letzten Jahren gut gearbeitet und den Kader immer wieder mit Qualität verstärken können. Sie leben natürlich von ihren Emotionen und von der Tiefe und Breite des Kaders. Ich glaube, dass sie sich mit diesem Kader in der 3. Liga etablieren und auch nächstes Jahr, je nach Staffel, wieder eine gute Rolle spielen werden.

Was traust du den Panthern in Zukunft zu?

Fabrice Voigt Diese Saison werden sie auf jeden Fall in der Liga bleiben. Das wünschen wir uns auch als direkte Nachbarn. Obwohl wir in den Derbys alle Konkurrenten oder Rivalen sind, ist es das Ziel aller, in der Liga zu bleiben. Dieses Derbys machen die Liga für uns noch ereignisreicher. Ich gehe ganz stark davon aus, dass die Panther – genauso wie Longerich – unter den ersten sechs bleiben. Da drücken wir ganz fest die Daumen, dass es so wird. Mit dem Blick auf die nächste Saison denke ich, dass die Panther bis jetzt immer ganz gut auf dem Transfermarkt haben zuschlagen können. Sie haben, wie ich gehört habe, das Gerüst stehen. Und Marcel hat ja auch schon zugesagt. Es wird weiter nach oben gehen, wenn sie sich ein, zwei punktuelle Verstärkungen dazuholen.

 

Seht ihr euch eher als Konkurrenten oder als befreundete Nachbarn? Immerhin durften die Opladener ja am Saisonanfang mal in einer eurer Hallen spielen….

Marcel Mutz Sowohl als auch. Natürlich herrscht eine gewisse Rivalität, die gehört zum Sport dazu und ist wichtig. Man kennt und schätzt sich. Es ist auch kein Geheimnis, dass wir lieber nach Opladen fahren als eine weite Busreise in ein anderes Bundesland. Und mit der Halle? Das ist selbstverständlich, das mit der Flutkatastrophe war eine Tragödie. Es ist selbstverständlich, dass man da Ressourcen im Rahmen der Möglichkeiten schafft.

Seht ihr euch eher als Konkurrenten oder als befreundete Nachbarn? Immerhin durftet ihr ja am Saisonanfang mal in einer Panther-Halle spielen….

Fabrice Voigt Auf jeden Fall sind wir Konkurrenten im sportlichen Sinne und wir sind auch Rivalen bei den Derbys. Das sind immer Derbys, die sehr reizvoll sind und noch reizvoller als vielleicht ein Spiel gegen Volmetal, aber es sind keine Hass-Duelle. Ich glaube, das hat die Saison auch gezeigt. Man hat Respekt und man kennt sich schon sehr lange. Von daher sind wir auch befreundete Nachbarn, man ist in Kontakt und hat sich geholfen hier und da in den letzten Jahren. Wenn wir mal nicht trainieren konnten, sind wir zu ihnen gegangen, und wir haben ein Freundschaftsspiel gemacht, wenn die einen Spielpartner brauchten, als wir noch in der Regionalliga waren. Ich glaube, das ist ein sehr gutes Verhältnis. Das ist sehr schön, wir freuen uns auf die Spiele. In den 60 Minuten sind wir dann schon Rivalen – und noch angespitzter als sonst.

 

Dein Verhältnis zum Trainerkollegen Fabrice Voigt ist wie?

Marcel Mutz Das ist ein sehr respektvolles, kollegiales Verhältnis. Wir kennen uns ja auch schon einige Jahre jetzt.

Dein Verhältnis zum Trainerkollegen Marcel Mutz ist wie?

Fabrice Voigt Marcel kenne ich auch schon sehr, sehr lange. Ich ziehe meinen Hut davor, wie er die Panther in den letzten Jahren zu einer Top-Mannschaft geführt hat. Dazu gehört nicht immer nur, dass man gute Spieler hat. Man muss auch dafür sorgen, dass diese Spieler zusammen funktionieren. Meines Erachtens gehören die Panther spielerisch mit zu den besten Mannschaften. Dafür ist Marcel verantwortlich. Ich glaube, wir schätzen uns und wir haben ein sehr gutes kollegiales Verhältnis. Wir telefonieren auch hier und da mal über Spieler und Spiele. Wir drücken uns gegenseitig die Daumen, dass wir in dieser Liga bleiben und hoffentlich nächstes Jahr weitere Derbys haben.

 

Was hat dich bis jetzt in der 3. Liga am meisten überrascht?

Marcel Mutz Das habe ich mehr oder weniger oben schon gesagt: Opladen. Im Grunde habe ich alles so erwartet. Ich habe Krefeld, Schalksmühle, Longerich, Baunatal und uns im Vorfeld mehr oder weniger unter den ersten fünf platziert, Opladen direkt dahinter. Es hat sich herauskristallisiert, dass genau die sechs Mannschaft jetzt da stehen – in Kombination mit Gummersbach. Klar gibt es immer Dinge, die man nicht beeinflussen kann, die da mit reinspielen können, dass eine Mannschaft mal mehr oder mal weniger erfolgreich ist. Am Ende des Tages ist alles genau so eingetreten wie vermutet. Von daher gibt es für mich keine Überraschung. 

Fabrice Voigt Natürlich unsere eigene Mannschaft, vor allen Dingen in der Konstanz, die wir an den Tag gelegt haben. Man hat immer gewartet, dass wir einbrechen, auch die anderen Mannschaften, auch nach Niederlagen. Das ist einfach nicht passiert. Wir haben verloren gegen Krefeld und mal ein schlechteres Spiel gemacht und haben dann trotzdem Longerich geschlagen. Das überrascht mich am meisten. Was ich insgesamt in der 3. Liga doch sehr schön fand, ist die große Fairness. Ich hatte noch kein Spiel dabei, wo man sagte, dass war nur noch ein Rumgeklopfe. Ich glaube, dass ist über die Jahre gewachsen in der 3. Liga, das war früher anders. Hier und da war es mal hitzig, aber am Ende immer fair. Das ist auf einem sehr hohen Niveau eine schöne Sache, die mich überrascht hat und ganz angenehm ist.

 

Sollte der DHB den Modus mit mehr oder weniger regionalen Gruppen beibehalten?
Marcel Mutz Eine regionale Gruppe hat sicherlich ihren Reiz, weil wir viele Derbys haben und keine weiten Anreisen. Klar, von daher ist das ein sehr bequemer und bevorzugter Modus. Allerdings hatten wir in den letzten Jahren auch viele Spiele in Westfalen und im Norden, die riesig Spaß gemacht haben – tolle Stimmung, volle Hallen. Alleine in Aurich haben wir sensationelle Spiele erleben dürfen. Insofern hat beides seinen Charme. Am Ende des Tages soll das der DHB bewerten.

Fabrice Voigt Ich finde den Modus sehr schön. Wir hatten lange Auswärtsfahrten nach Baunatal und Gensungen, wir hatten unsere Derbys, wir hatten aber auch mal neue Gegner aus dem Sauerland. Von meiner Seite aus könnte das gerne wieder so sein. Der Aufwand für die Spieler ist überschaubarer und ich fand den Mix, wie es jetzt war, schon eine sehr schöne Sache. Mal sehen, wofür sich der DHB entscheiden wird.

 

Euer Wunsch für die nächste Saison?

Marcel Mutz Ich glaube, da spreche ich flächendeckend für alle Trainer, Mannschaften und  Vereinsangehörige: Dass wir einfach eine normale Saison ohne Nebengeräusche und Infektionsgeschehen haben.

Wir sind Opladen! TuS-82-Trainer Fabrice Voigt wird seine Mannschaft im Derby gegen die Panther in jeder Sekunde antreiben. (Foto: Herbert Mölleken)

Fabrice Voigt Noch mehr Konstanz und Corona-Freiheit. Gerade jetzt die letzten Wochen waren echt mühsam, auch jetzt gegen die Panther. Wenn du Corona-Fälle hast, kannst du dich gar nicht richtig vorbereiten. Wir trainieren halt nur drei Mal, nicht wie andere sechs Mal oder acht Mal. Da tut jede Einheit weh, in der du nicht komplett bist. Das ist das, was ich mir am meisten wünsche, dass wir das Thema Corona abschließen können, dass wir ganz normal eine Vorbereitung spielen können, dass wir ganz normal durch eine Saison gehen können und dass es wirklich die volle Normalität gibt. Das, was jetzt in den letzten Wochen passiert ist und was noch passieren wird, ist meines Erachtens schon wettbewerbsverzerrend. Ich bin ja eigentlich entspannt und wir sind durch. Wenn ich aber andere Mannschaften sehe, bei denen es ums Überleben geht – da tut es einfach weh, wenn dir zwei Spieler fehlen, weil sie in Quarantäne mussten oder Kontakt hatten. Es ist mein größter Wunsch, dass alle gesund bleiben und wir aus diesem Mist raus sind.

 

Ist Opladen für euch das neue Leichlingen?

Marcel Mutz Zunächst ist es unglaublich schade, dass es in Leichlingen keinen Drittliga-Handball mehr gibt. Im Grunde waren/sind beides tolle Derbys – mit kurzer Anreise und vollen Hallen. Es gibt Querverbindungen überall, links und recht. Klar ist schön, dass der TuS vor zwei Jahren den Aufstieg geschafft hat und in der 3. Liga spielt. Darüber freuen wir uns sehr, dass wir wieder eine Mannschaft aus der Region haben, weil es auch Zuschauer zieht.

Sind die Panther für euch das neue Leichlingen?

Fabrice Voigt Dadurch, dass wir gegen Leichlingen richtige Derbys in der Bielerthalle oder in der Halle Am Hammer nicht hatten, kann ich das gar nicht so beurteilen, ob die Panther jetzt mehr sind. Ich denke, von der Entfernung her ja, weil es nun mal das nächste Dorf ist, zu dem wir fahren. Und das ist dann jetzt das Derby dadurch, dass Leichlingen raus ist. Aber hier ist jetzt das Dreieck Panther-Opladen-Longerich – und wenn alle drei drinbleiben, wären das schon wieder geile Derbys für nächstes Jahr. Das ist sehr schade mit Leichlingen, das wäre noch mal brisanter gewesen.

 

Ihr seid beide schon relativ lange im Amt und bleibt es auch in der kommenden Saison: Einmal Panther, immer Panther?

Marcel Mutz Mit solchen Aussagen sollte man im Leistungssport immer vorsichtig sein. Fakt ist, dass ich eine hohe Identifikation zu diesem Verein habe. Ich bin vor elf Jahren zu den Panthern gekommen und habe von der Verbandsliga bis in die 3. Liga alles miterlebt. Insofern ist es klar, dass das für mich sehr emotional ist. Ich durfte und darf mit tollen Spielern und Persönlichkeiten zusammenarbeiten. Dadurch konnte ich mich auch selber weiterentwickeln. Ich bin auch sehr dankbar für das Vertrauen.  

Ihr seid beide schon relativ lange im Amt und bleibt es auch in der kommenden Saison: Einmal Opladen, immer Opladen?

Fabrice Voigt Das stimmt, ich bin schon lange dabei. Ich muss schmunzeln, denn eigentlich war das nur als eine vorübergehende Sache mit mir angedacht. Ich wollte immer nur Co-Trainer sein oder ein bisschen dabeibleiben. Dass es doch so lange geklappt hat, immer schon fünf oder fast sechs Jahre, zeigt, dass sich der TuS zu meinem Heimatverein entwickelt hat. Ich habe zehn oder zwölf Jahre mit vielen Freunden, zu denen ich heute noch viel Kontakt habe, zusammengespielt. Opladen bietet mir gerade das beste Verhältnis zwischen Beruf, Privatleben und Handball trotzdem auf hohem Niveau ausführen zu dürfen. Ich habe sehr gute Trainer im Team, die mir das überhaupt ermöglichen, auf diesem Niveau Trainer sein zu können. Das Paket, das Opladen hat, ist auch das einzige, wo ich mir das vorstellen kann. Ja, Opladen ist gerade der einzige Verein, bei dem ich trainieren würde. Aber ich glaube schon, dass ich irgendwann noch einmal etwas anderes machen werde. Dass ich es direkt danach mache, glaube ich eher nicht. Irgendwann muss ich die Zelte in Opladen abbrechen. Dann ist es Zeit, andere Jungs ranzulassen, und ich werde ich bestimmt eine Pause machen, um ein bisschen Privatleben aufzuholen. Erfahrung habe ich dann genug gesammelt und es gibt ja auch noch andere interessante Vereine hier in der Region oder direkt vor der Haustür. Ich sage niemals nie. Aber aktuell habe ich mich noch gar nicht mit etwas anderem beschäftigt. Gerade ist es nur Opladen, mit dem ich mich beschäftige. Da passt alles zusammen.