3. Liga Gruppe D
Ein irrer Abend: Opladen verpasst das Wunder von Burscheid
Panther führen im Derby gegen vor der Pause desolaten TuS 82 mit 17:9. Die zweite Halbzeit wird aber ein Krimi - beim 30:29 mit einem Happy End für die Gastgeber.

Hinein damit: Panther-Regisseur Justus Ueberholz (beim Wurf) fand immer wieder Lücken in der Abwehr der Opladener mit Hendrik Rachow (am Boden), Yannik Nitzschmann (links hinten) und Torhüter Jascha Schmidt. (Foto: Thomas Ellmann)

Bergische Panther – TuS 82 Opladen 30:29 (17:9). Die Geschichte hatte das Zeug, als „Wunder von Burscheid“ noch sehr lange im  Gedächtnis zu bleiben – den mehr oder weniger neutralen Handball-Fans sowieso, den Gastgebern, weil sie nach einer aufregenden Berg- und Talfahrt doch zwei Punkte einfuhren, und den Opladenern, weil sie natürlich am Ende ganz viel zu einer aufregenden Partie beitrugen. Ein Rätsel dürfte den TuS 82 aber eine Ewigkeit beschäftigen: Wie war jene Phase zwischen dem 4:4 nach neun Minuten und 24 Sekunden auf der einen Seite und dem 4:12 nach 21 Minuten und 18 Sekunden auf der anderen möglich? Was die Opladener dann in der zweiten Halbzeit anstellten, war das ziemlich komplette Gegenteil. Und die Panther durften bei der Schluss-Sirene mehrmals tief durchatmen. Trainer Marcel Mutz hatte es zur Pause geahnt, wie schwierig der weitere Abend für die Hausherren werden würde: „Das war mir klar.“ Noch klarer und auch nachvollziehbar war, dass er sich mit der allgemeinen Qualität der Partie nicht mehr lange aufhalten wollte: „Wir haben jetzt vier Punkte Vorsprung, das gibt uns mehr Sicherheit.“ Das Polster von vier Zählern bezieht sich auf den Kampf um jenen begehrten Rang sechs, der als letzte Position zum direkten Klassenerhalt reicht – und hier liegen die Panther nun auf Platz vier mit 21:13 Zählern vor dem Longericher SC (18:14) und sogar noch weiter vor dem GSV Eintracht Baunatal (17:15) und dem VfL Gummersbach II (15:15). Der TuS 82 ist unverändert Dritter (25:9) und kann mit dieser Position trotz der Derby-Niederlage weiter ganz gut leben.

Der Auftritt der Gäste vor der Pause sah allerdings erbärmlich aus. Mit dem 2:1 (5.) durch Jan Jagieniak und der damit verbundenen Zeitstrafe gegen Maximilian Weiß (Panther) schienen die Gäste ganz gut unterwegs zu sein, doch es kam bald ganz anders – weil der TuS 82 nach dem 4:4 (10.) von Maurice Meurer einfach nicht mehr stattfand. Die Abwehr – halbherzig. Der Angriff – drucklos und ideenlos. Es sah aus wie eine müde Light-Version der Opladener, denen zudem jede Bindung zu fehlen schien. Natürlich nutzten die Hausherren, gestützt auf einen vor der Pause bärenstarken Keeper Robin Eigenbrod, die Gunst der Stunde konsequent aus. Weil der TuS 82 nahezu alles falsch machte und die dennoch vorhandenen eigenen Chancen schlecht nutzte, bahnte sich ein Debakel an – 4:8 (15.), 4:12 (22.). Dass es das Team selbst ohne den erkrankten Trainer Fabrice Voigt, den das Geschehen bis dahin zu Hause vor dem Fernseher fassungslos hinterließ, deutlich besser kann, zeigte Markus Sonnenberg mit dem Tempogegenstoß zum 5:12 (24.). Der Rechtsaußen beendete die Durststrecke seines Teams und setzte zugleich eine Art Weckruf.

Der TuS 82 verkürzte auf 15:20 (39.), ehe die Panther den Ball verloren und Yannick Nitzschmann, der Linksaußen des TuS 82, das Spielgerät auf der anderen Seite auf die Latte setzte (40.). Jens-Peter Reinarz antwortete mit dem 21:15 (41./Siebenmeter) und Maximilian Weiß auf das Opladener 16:21 (42./Siebenmeter) von Oliver Dasburg mit dem 22:16 (43.). Und noch immer dachte niemand an eine Wende. Was sich als unklug erweisen sollte. Hennig Padeken saß gerade schon mit der Roten Karte draußen (dritte Zeitstrafe nach dem Foul vor dem Opladener Siebenmeter), als Weiß den aufs Tor zueilenden Nitzschmann zu hart attackierte – und danach die direkte Rote Karte sah (43.). Was für den gegenseitigen Respekt bei beiden Teams sprach: Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hatte, ging Weiß auf Nitzschmann zu, der die Entschuldigung annahm. Fall erledigt.

Noch lange nicht erledigt hatte sich dafür der Opladener Wille, ab sofort für mehr Spannung zu sorgen. Vorne schaltete vor allen Dingen Rückraumspieler Oliver Dasburg permanent den Turbo ein, sodass er praktisch überhaupt nicht zu bremsen war. Hinten betätigte sich Birger Dittmer in der längst umgestellten Deckung der Gäste als Störfaktor für die Hausherren, die von jetzt auf gleich ihrerseits den Faden und den Zugriff verloren – erst recht ohne ihr Deckungszentrum Padeken/Weiß. Opladen kam Stück für Stück näher und war in der Schlussphase mit nicht immer nachvollziehbaren Zeitstrafen auf beiden Seiten plötzlich dran – 21:22 (48.), 23:24 (51.), 25:25 (54.), 26:26 (25.), 27:27 (57.), 28:28 (58.), 29:29 (59.). Dann verwandelte Reinarz einen Panther-Siebenmeter unbeeindruckt von jeder Hektik zum 30:29 (60.), ehe die Opladener Co-Trainer Srdjan Nikolic und Jonas Gördes 14 Sekunden vor dem Ende eine letzte Auszeit nahmen. Tatsächlich wäre dem TuS 82 fast der Ausgleich geglückt, als Birger Dittmer auf der linken Seite zum Wurf kam – und den Pfosten traf. 

Alle mal herhören! Die Co-Trainer Srdjan Nokolic (Dritter von links/verdeckt) und Jonas Gördes (Mitte) trauten vor der Pause ihren Augen nicht – und nachher auch nicht. (Foto: Thomas Ellmann)

Nikolic und Gördes wollten sich hernach nicht damit trösten, dass die Opladener eine verloren geglaubte Partie fast herumgerissen hätten. Für sie blieb das Resultat auf der Anzeigetafel entscheidend, das sie übereinstimmend als Enttäuschung bezeichneten. Chefcoach Voigt ging in seiner Stellungnahme sogar weiter: „Das war die schlechteste erste Halbzeit, die ich von meiner Mannschaft seit Jahren gesehen habe. Selbst in der Regionalliga haben wir nicht so schlecht gespielt. Und so darfst du dich in der 3. Liga nicht präsentieren. Darüber wird zu reden sein.“ Alle, die live dabei waren, werden es sowieso tun. Beinahe hätten sie das Wunder von Burscheid miterlebt.

Bergische Panther: Ferne, Conzen, Eigenbrod – Schütte, Reinarz (8/5), Görgen (2), Elverfeld (1), Blum, Korbmacher, Weiß (2), Padeken, Ueberholz (8), Jesussek (5), Wolter (4).

TuS 82 Opladen: N.-T. Schmidt, J. Schmidt – Rachow (1), J. Sonnenberg (1), Meurer (1), Völl, Swiedelsky, Anger (1), Wendler, Adams, Dittmer (5/1), Nitzschmann (2), Göddertz, Jagieniak (2), Dasburg (7/1), M. Sonnenberg (9/5).