2. Bundesliga
Am Ende: Dormagener Desaster gegen Hamm
Beim 24:34 gegen den ASV hielt der TSV Bayer nur bis zum 7:7 mit - und fiel später auseinander. Jetzt ist die akut gefährdete Mannschaft von Trainer Peer Pütz Schlusslicht.

Guter Rat ist teuer: Nicht nur Trainer Peer Pütz (links), Torhüter Martin Juzbasic und Co-Trainer David Röhrig (von rechts) fragten sich am Samstagabend, wie Dormagen auf den Weg in besseren Zeiten zurückfindet. (Foto: Thomas Ellmann)

TSV Bayer Dormagen – ASV Hamm Westfalen 24:34 (14:17). Normalerweise sind solche Ergebnisse dazu geeignet, eine Trainer-Diskussion zu entfachen. Das aber wäre absurd bei den Dormagenern, die erst vor Kurzem den bisherigen Co-Trainer Peer Pütz als Nachfolger des entlassenen Dusko Bilanovic auf den Chefsessel befördert hatten. Und Pütz war natürlich klar, auf was er sich da einlässt, ungefähr jedenfalls. Nach dem 23:25 bei den Eulen Ludwigshafen in seiner Premieren-Partie als Verantwortlicher des Zweitliga-Teams hatte er erstens Fortschritte erkannt – und die Hoffnung geäußert, dass sich die Dinge bald in die richtige Richtung ändern mögen. Dazu entpuppte sich allerdings der ASV Hamm-Westfalen als der falsche Gegner: Die Gäste (jetzt Vierter/25:13 Punkte) zerlegten das insgesamt chancenlose Dormagen vor allen Dingen in der zweiten Halbzeit in Einzelteile – und der TSV hatte nicht den Hauch einer Möglichkeit, die bittere Niederlage zu verhindern. Da passte es aus der Sicht der Hausherren sogar ins Bild, dass der gesamte Spieltag die Lage weiter verschärfte, denn neben dem eigenen Debakel gab es Punktgewinne beinahe der kompletten Konkurrenz im Abstiegskampf. Weil zum Beispiel der bisherige Letzte TuS Ferndorf mit einem 29:19 beim VfL Eintracht Hagen überraschte, rutschte Dormagen mit nun 9:29 Punkten hinter Ferndorf (10:30) und ist nun Schlusslicht. Der Abstand zum rettenden Ufer, das gemeinsam der TV Emsdetten und der TV Großwallstadt bilden (jeweils 15:25), lässt ungefähr erahnen, was auf den TSV Bayer jetzt zukommt. Den Gedanken an die 3. Liga müssen die Verantwortlichen auf jeden Fall konkreter in ihre Überlegungen einbeziehen.

Dormagen brauchte sich keinen Mangel an Willen vorwerfen zu lassen. Außerdem probierte der Abstiegskandidat eine Menge: Alexander Senden etwa stand nach monatelanger Verletzungspause zumindest defensiv direkt in der Startformation – während Ante Grbavac zu Beginn den Part vorne übernahm. Später bekam Neuzugang Mislav Grgic (vom Drittligisten SV Bernburg-Anhalt gekommen) seine Einsatzzeiten und steuerte auch zwei Treffer bei. Und Pütz schickte bei einigen Gelegenheiten in Aron Seesing und Patrick Hüter zwei Kreisläufer auf die Platte, um die Abwehr des ASV vor andere Aufgaben zu stellen. Hinten übernahm Ian Hüter den Versuch, als vorgezogener Spieler in einer 5:1-Deckung die Hammer Angriffe zu stören. Keiner der Pläne entpuppte sich als nachhaltig wirksam, weil die Westfalen den homogeneren Eindruck machten, das viel höhere Tempo vortragen konnten und sich durch nichts und niemanden aus dem Konzept bringen ließen. Dormagen bekam lange den wurfstarken Rückraumspieler Jo Gerrit Genz (neun Tore) überhaupt nicht in den Griff – und auch nicht den aus der Bundesliga (Stuttgart) zum ASV gestoßenen Kreisläufer Benjamin Meschke. Mittelmann Dani Baijens zog zudem geschickt die Fäden, sodass die Gäste später einen echten Klassen-Unterschied aufzeigten.

Dormagen wirkte von der ersten Sekunde an voll motiviert und legte in einer von beiden Seiten irrwitzig schnell gestalteten Startphase dreimal vor – 4:3 (4.), 5:4 (5.), 6:5 (7.). Dass kurz darauf das 7:7 (11.) von André Meuser der letzte Ausgleich des Abends sein sollte, ahnte zu diesem Zeitpunkt vermutlich niemand – wahrscheinlich selbst die Gäste kaum, die beim 11:8 (16.) erstmals drei Tore vorne lagen und den 10:11-Anschluss (18.) der Dormagener durch Ian Hüter kühl wegsteckten. Bezeichnend für viele Situationen: Beim Stande von 10:12 (21.) scheiterte Hüter an ASV-Keeper Felix Storbeck und postwendend antwortete Meschke auf der Gegenseite ohne viel Aufwand mit dem 13:10 (22.). Eine weitere Szene dieser Art: Beim Stande von 12:15 (24.) blieb Linksaußen Tim Mast gegen Storbeck zweiter Sieger und diesmal war Genz zu Stelle – 16:12 (26.) für Hamm.

Weil Hamm den besseren Start in die zweite Hälfte erwischte, waren die Verhältnisse bald eindeutig – 16:21 (35.). Bis zum 20:23 (42.) bestand vielleicht die minimale Chance des TSV, wenigstens ein brauchbares Resultat zu erzielen, doch es kam noch schlimmer – 21:27 (50.) 22:29 (52.). Pütz versuchte, in einer Auszeit auf seine Mannschaft einzuwirken, die Fehler über Fehler und eine Menge Stückwerk produziert hatte. Der „Erfolg“: Exakt vier Minuten später hieß es 22:32 (56.), das Debakel war nicht mehr zu vermeiden. Normalerweise ließe sich daraus schließen, dass auf die Dormagener eine schwierige Zeit wartet. Dabei war sie genau das sowieso schon. Und schwieriger geht kaum.

TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Simonsen – Meuser (6), Senden (2), Rehfus, I. Hüter (3), Reimer (5/4), Grgic (2), Zurga, P. Hüter, Sterba (1), Grbavac (2), Seesing (2), Mast (1), Wolfram.