Oberliga Mittelrhein
Pulheimer „Oldies“ bezwingen Dormagens „Jugend forscht“
Hornets könnten nach 26:25 im Nachholspiel zur dritten Kraft im Kampf um die Meisterschaft werden.

Der geht rein: Jan Giesen (mit Ball), hier auf dem Weg zu einem seiner drei Treffer, durfte später zusammen mit Christian Heinen (Mitte) und allen Hornets feiern. Bayer-Torhüter Finn Brenken und Maximilian Hinrichs (von links) gingen mit Dormagen leer aus. (Foto: Thomas Ellmann)

Pulheimer SC – TSV Bayer Dormagen II 26:25 (14:13). Es war irgendwie eine Systemfrage und am Ende irgendwie auch ein Stück entlarvend – weil sich im Nachholspiel eben nicht die Abteilung Jugend forscht aus Dormagen durchsetzte – die aufgrund ihrer engen Anbindung ans Profiteam in der 2. Bundesliga eigentlich viele Vorteile auf ihrer Seite hätte haben müssen. Und die Hornets sind natürlich auch trotz erheblich größerer Erfahrung keine Altherren-Mannschaft, sondern vor allem eine spannende Mischung aus viel Routine und zahlreichen Spielern im besten Alter für Handballer. Bitter jedoch aus Sicht der Gäste, die bisweilen auffällig schludrig bis (phasenweise) überheblich wirkten: Nicht sie drückten der Partie unter dem Strich den Stempel auf, sondern die gastgebenden „Oldies“ um den glänzenden Keeper Oliver Middell. Dass Pulheim jenen frischen Elan und jene leidenschaftliche Hingabe zeigte, die von Dormagen zu erwarten gewesen wäre, ging als größte Überraschung des Abends durch. Es war zudem eine Resultat mit schwerwiegenderen Folgen, denn es geht mit in die Aufstiegsrunde der besten acht ein – die ganz sicher mit dem Spitzenreiter HSG Refrath/Hand (25:1 Punkte), den Dormagenern und den jetzt acht Mal hintereinander siegreichen Hornets (beide 22:4) stattfinden wird. Und gerade bei den Refrathern werden sie sich jetzt doppelt freuen: Die Partie am Sonntag gegen die Pulheimer bietet ihnen fast eine Art Matchball. Sollte die HSG gewinnen, nähme sie aus den Vergleichen mit den ärgsten Konkurrenten 3:1 Punkte mit, während die Hornets bei 2:2 stünden und die Bayer-Zweite mit Trainer David Röhrig auf jeden Fall 1:3 Zähler als Bürde hätte.

Die Partie in Pulheim begann mit einem 4:0  (8.) der Gäste, die jeden Fehler der Hausherren konsequent nutzten und in jeder Szene klare Geschwindigkeitsvorteile hatten. So einseitig wollten es die Hornets dann allerdings nicht werden lassen. Eher war das Gegenteil der Fall. Und so biss sich das Team von Trainer Kelvin Tacke in die Partie hinein – 2:5 (10.), 5:8 (15.), 8::11 (23.), 13:13 (27.). In die Pause ging es mit einer 14:13-Führung (30.) und in die zweite Halbzeit zunächst mit einem allgemein wilden Fehlerfestival. Nach dem 18:15 (38.) drehte Dormagen den Spieß zum eigenen 19:18 (44.), ehe in der Schlussphase jedes Ergebnis möglich war – 21:21 (52.), 23:23 (55.), 25:23 (58.). Aron Seesing (58.) und Finley Werschkull (59.) besorgten für den TSV Bayer das 25:25, ehe das dramatische Finale folgte. Genau 28 Sekunden vor Schluss gaben die Unparteiischen (trafen im übrigen insgesamt einige für beide Seiten wenig nachvollziehbare Entscheidungen) eine Zeitstrafe gegen den Dormagener Lucas Rehfus. Hornets-Trainer Kelvin Tacke nahm sofort eine Auszeit – mit viel Wirkung. Acht Sekunden vor dem Ende war Philipp Krull auf Linksaußen freigespielt: Sein Wurf wurde zum Treffer ins Glück für Pulheim, das kurz darauf völlig losgelöst einen 26:25-Erfolg feierte. 

Die Gemütslage beider Trainer bot hinterher natürlich ein stark gegensätzliches Bild. „Wir spielen sehr gute erste zehn Minuten und verpassen es da, noch höher zu führen. Das haben wir uns selbst zuzuschreiben. Danach machte Puheim auch ein richtig gutes Spiel mit einem überragenden Oliver Middel im Tor. Am Ende sind es Kleinigkeiten, die den Ausschlag gaben“, fand Dormagens David Röhrig. Kollege Tacke konnte den Abend in vollen Zügen genießen: „Das war ein wichtiger Schritt für die Entwicklung unserer Mannschaft. Wir haben gezeigt, dass es vorne doch nicht nur zwei Große gibt, sondern vielleicht noch eine dritte Kraft.“ Die Zeit, in der Pulheim unter dem Radar segelte, scheint vorbei zu sein. 

Dormagen setzt seinen Marathon auf der Zielgeraden der Hinrunde/Vorrunde bereits am Donnerstagabend mit dem Nachholspiel beim Vorletzten TK Nippes (5:23 Punkte) fort. Klar: Der Tabellenzweite ist beim Vorletzten trotz der Niederlage in Pulheim der hohe Favorit – und der Ausgang der Partie für den weiteren Verlauf der Saison eher unbedeutend. Ganz andere Voraussetzungen gibt es am Donnerstagabend rund ums Nachholspiel zwischen dem BTB Aachen II (10:14 Punkte) und dem HC Weiden II (10:18). Die Gastgeber kämpfen als Zehnter um Rang acht und ein Ticket für die Aufstiegsrunde, die mit dem direkten Klassenerhalt verbunden ist. Dazu braucht Aachen im Derby zwingend einen Sieg.

Pulheimer SC: O. Middel, T. Giesen – Heinen, Bartsch, Jacoby, J. Giesen (3), Jäckel (6), Krull (2), Hampel (2), Geerkens (2), T. Middell (3), Romberg, Mokris (5/2), Hüfken (3).

TSV Bayer Dormagen II: Brenken, Dahmen – Rehfus (3), Eugler (2), Hinrichs (2/1), Wolfram (1), Kasper (1), Reimer, Speckmann (1), Lincks, Seesing (2), Mast, Werschkull (8), Stein (5).