2. Bundesliga
Zähe Gummersbacher und kontrollierte Essener
Spitzenreiter VfL macht erst in der letzten sieben Minuten alles klar beim 29:25 gegen Hagen. TuSEM hat beim 34:28 in Eisenach keine Probleme.

Handball ist seine Leidenschaft: Lukas Blohme gab auch gegen Hagen wieder hundert Prozent – oder mehr. Außerdem war er mit zehn Treffer entscheidend am Sieg der Gummersbacher beteiligt. (Foto: Thomas Schmidt)

VfL Gummersbach – VfL Eintracht Hagen 30:26 (13:12). Zwei Namen standen am Ende stellvertretend dafür, dass die Gummersbacher im Duell mit dem anderen VfL eine Revanche für die 36:40-Niederlage aus dem Hinspiel nehmen konnten: Zum einen der von Torhüter Tibor Ivanisevic, der in der wichtigsten Phase kurz vor dem Ende einige starke Paraden beisteuerte. Vor allem der gehaltene Siebenmeter von Jan-Lars Gaubatz beim Stande von 25:24 (55.) war eine Initialzündung auf dem Weg zum Erfolg. Die zweite Schlüsselfigur in der Mannschaft von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson war Lukas Blohme. Der Rechtsaußen ging über 60 Minuten voran und oft dahin, wo es wehtut. Dass der 27-Jährige mit zehn Treffern am Ende bester Werfer des Abends wurde, war dabei fast weniger wichtig als der Zeitpunkt seiner Tore zum 27:25 (57.) und 28:25 (58./Siebenmeter), die den VfL auf die Siegerstraße brachten. So holten die Oberbergischen im zehnten Heimspiel der Saison den zehnten Sieg und festigten die Tabellenspitze. Mit 32:10 Punkten steht Gummersbach auf Rang eins weiter vor den ersten Verfolgern HSG Nordhorn-Lingen (30:12) und TV Hüttenberg (26:12).

Die Partie gegen Hagen war dabei über weite Strecken eine zähe Angelegenheit für den Spitzenreiter: In der Anfangsphase taten sich beide Seiten zunächst schwer, aus dem gebundenen Angriff heraus zum Erfolg zu kommen. Sowohl die Hausherren als auch Hagen standen hinten stabil und versuchten ihr Glück vor allem über die erste und zweite Welle im Gegenstoß. Trotz zweier Zeitstrafen gegen Julian Köster (4.) und Lukas Blohme (11.) erspielte sich Gummersbach eine 6:4-Führung (12.) und schien grundsätzlich auf dem richtigen Weg zu sein. Doch die keineswegs spielerisch überragenden, aber leidenschaftlich kämpfenden Gäste kamen in der Folge immer stärker ins Spiel. Besonders die Rückraum-Akteure Pouya Norouzinezhad und Philipp Vorlicek (zusammen zwölf Treffer) hatten ab Mitte der ersten Hälfte viel zu viel Freiraum und fanden immer wieder Lücken in der Abwehr der Oberbergischen. Sigurdssons Team fand auf der anderen Seite zu wenig gute Lösungen, sodass die Partie kippte – 6:9 (19.), 7:11 (23.). Erst nach dem 8:12 (24.) fand der Spitzenreiter den Faden wieder. Mit einer jetzt erneut stärker zupackenden Defensive blieben die Hausherren die letzten knapp sieben Minuten vor der Pause ohne Gegentreffer und drehten die Angelegenheit zur 13:12-Halbzeitführung.

Nach dem Seitenwechsel versuchte es Gummersbach dann mit einer offensiveren Abwehrvariante mit Köster auf der Spitze. Die Maßnahme schien zunächst zu passen, denn aus dem 13:14 (33.) wurde über das 16:15 (35.) das 19:16 (40.). Der eine oder andere Zuschauer in der Schwalbe-Arena sah den Tabellenführer hier womöglich schon wieder auf dem richtigen Weg – von dem der VfL allerdings direkt wieder abkam. In Überzahl (40./Zeitstrafe gegen Hagens Tilman Pröhl) kassierten die Hausherren zwei einfache Gegentreffer zum 19:18 (41.) und kurz darauf den 19:19-Ausgleich (44.). Es war der Auftakt zu einer spannenden Schlussphase, in der die Führung mehrfach wechselte – 21:20 (44.), 21:22 (47.), 24:23 (53.). Nach der Siebenmeter-Parade von Ivanisevic gegen Gaubatz erhöhte Ole Pregler auf 26:24 (57.), bevor Blohmes Doppelpack sowie der Treffer von Alexander Herrmann zum 29:25 (59.) die Entscheidung brachten. Sigurdsson war nach dem Abpfiff mit der Vorstellung seines Teams zufrieden: „Ich bin sehr stolz auf meine Jungs, die heute einen Riesenkampf abgeliefert haben. Wir haben super gedeckt gegen eine Mannschaft aus Hagen, die einen Rückraum hat, der zu den besten in der 2. Liga gehört.“

Lange nachdenken über den mühsam erarbeiteten Erfolg können die Gummersbacher jetzt nicht, denn der Termin-Marathon geht bereits am kommenden Sonntag (16 Uhr) weiter – und im ThSV Eisenach kommt ein klarer Außenseiter in die Schwalbe-Arena. Im Kampf um den Aufstieg kann für den VfL gegen ein Team aus dem unteren Drittel nur ein Sieg in Frage kommen, zumal Eisenach am Mittwochabend in eigener Halle beim 28:34 gegen TuSEM Essen chancenlos war. Ernst wird der Tabellenführer die Thüringer trotzdem nehmen (müssen), um für die insgesamt vier Aufgaben innerhalb von zwölf Tagen eine vernünftige Basis zu haben. Nach der Partie gegen Eisenach folgen die Fahrt zum Dessau-Roßlauer HV am 23. Februar, das Heimspiel gegen den TV Großwallstadt am 28. Februar und am 4. März die kurze Reise zum derzeitigen Schlusslicht TSV Bayer Dormagen

VfL Gummersbach: Nagy, Ivanisevic – Fanger (2), Vidarsson, Köster (4), Blohme (10/3), Häseler, Hermann (3), Schneider, Herzig (2), Pregler (3), Dzialakiewicz (2), Kiesler (1), Stüber, Zeman (1), Bozovic (1).

 

ThSV Eisenach – TuSEM Essen 34:28 (10:17). Die Essener dürften sich den Abend in Thüringen etwas komplizierter vorgestellt haben, aber sie gerieten zu keinem Zeitpunkt unter Druck und nahmen die beiden Punkte ebenso ungefährdet wie verdient nach Hause. Durch den Sieg im Nachholspiel kletterte die Mannschaft von Trainer Jamal Naji mit jetzt 23:17 Zählern außerdem wieder auf den siebten Platz – was ihr zugleich ein bisschen Luft für die nächste schwierige Aufgabe gibt. Am Samstag tritt der TuSEM beim ASV Hamm-Westfalen an, der als Vierter (25:13 Punkte) vermutlich eine höhere Hürde darstellt als Eisenach (17:21), das den Blick auf Rang 13 eher nach unten richten muss. Essen, das aus drei Partien zuvor ohne Sieg nur 1:5 Zähler erzielt und sich dadurch aus der direkten Spitzengruppe verabschiedet hatte, scheint jetzt voll im neuen Jahr angekommen zu sein. In Hamm können die Essener zeigen, wie voll.

Dank einer engagierten Abwehrleistung und einer konsequenten Chancenverwertung zogen die Gäste aus dem Ruhrgebiet schnell auf 5:1 (7.) davon.  Dass Dimitri Ignatow (8.) und Noah Beyer (11./Siebenmeter) mit ihren Versuchen scheiterten, ließ Eisenach ein bisschen besser aussehen – 9:4 (16.), 12:6 (24.), 14:9 (28.) 15:10 (29.). In den letzten 60 Sekunden vor der Pause und in den gut drei Minuten danach zog Essen durch fünf Treffer hintereinander auf 20:10 (34.) weg, sodass es für die Hausherren ab jetzt höchstens um Schadensbegrenzung ging. Beim 22:11 (37.) hatte der Bundesliga-Absteiger mit elf Treffern Differenz seinen größten Vorsprung, ehe die Unparteiischen  beim Stande von 24:15 (44.) eine Aktion von Jonas Ellwanger mit der Roten Karte ahndeten. „Er hatte bis dahin eine exzellente Spielsteuerung“, fand Trainer Jamal Naji, dadurch haben wir ein bisschen den Halt verloren.“

Unter dem Strich sah der Coach allerdings viel Positives am Auftritt seiner Mannschaft, in der er die Kräfteverteilung früh steuern und die Belastung einzelner Spieler in Grenzen halten konnte: „Wir haben sehr kontrolliert und sehr diszipliniert gespielt. Unser Matchplan ist im Angriff voll aufgegangen.“ Eisenach, in der Regel mit einer offensiven 5:1-Abwehr operierend, wusste die vielen Löcher in der Regel nicht oft genug zu stopfen – und Essen meinte es später sogar gut mit den Hausherren. Dass TuSEM einen höheren Sieg im Grunde verschenkte, konnte Naji dabei nicht ganz so gut nachvollziehen, führte ihn aber zu einer klaren Feststellung: „Ein aktuelles Spitzenteam gewinnt das mit zehn Toren.“ Daraus folgt, dass seine Mannschaft zurzeit eben (noch) nicht zur höchsten Kategorie in der 2. Bundesliga gehört. „Ich hoffe aber, dass wir auf dem Weg sind, ein Spitzenteam zu werden“, sagte Naji. Es gibt enttäuschendere Erkenntnisse. Und hätte jemand dem Bundesliga-Absteiger vor der Dienstreise nach Eisenach einen Sechs-Tore-Erfolg garantiert: Er hätte sofort unterschrieben.

TuSEM Essen: Bliß, Diedrich – Beyer (3/2), Ellwanger (1), Glatthard, Kamper (2), Dangers (2), Becher (3), Ignatow (4), Szczesny (1), Bergner (2), Müller (6), Firnhaber (4), Seidel (1), Morante Maldonado (2), Klingler (3).