17. Februar 2022 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Entspannt sieht anders aus. Und Peer Pütz, der einstige Co-Trainer, der vor ein paar Wochen die Chefrolle des entlassenen Dusko Bilanovic übernahm, hätte sich einen glücklicheren Einstand als Trainer des Zweitligisten TSV Bayer Dormagen vorstellen können. Der Premieren-Auftritt durfte trotz der 23:25-Niederlage bei den Eulen Ludwigshafen noch als angemessen durchgehen – weil die Dormagener über 60 Minuten die Tauglichkeit für die 2. Bundesliga nachwiesen und sogar die Chance zum Sieg hatten. Anschließend lösten sich aber weitere Hoffnungen auf einen Schritt in die richtige Richtung in Luft auf, als der TSV Bayer gegen den ASV Hamm-Westfalen im Laufe des Spiels immer mehr aus der Spur geriet und deshalb in eine sehr schmerzhafte 24:34-Pleite schlidderte. „Es könnte schöner sein“, sagt Pütz, „und natürlich gibt es Situationen, mit denen du unzufrieden bist. Das haben wir angesprochen. Aber es bringt nichts, draufzuhauen. Und es hilft nichts, dauerhaft frustriert zu sein.“ Der Blick der auf den letzten Tabellenplatz abgerutschten Dormagener (9:29 Punkte) geht nun zunächst auf die Aufgabe am Freitagabend bei der SG BBM Bietigheim (Neunter/22:18), die sich den bisherigen Verlauf der Saison ebenfalls etwas anders vorgestellt hat – allerdings inzwischen, anders als Pütz‘ Team, auf den richtigen Schienen unterwegs zu sein scheint.
Bis kurz vor Weihnachten hinkte Bietigheim mit der spanischen Handball-Legende Iker Romero als Chefcoach den durchaus nicht geringen eigenen Ansprüchen hinterher. Da hatte die SG gerade mit 32:34 gegen den Letzten TuS Ferndorf verloren und schien sich bei 14:18 Zählern für längere Zeit mit einer Position in der unteren Hälfte begnügen zu müssen. Zwei Siege im alten Jahr (33:26 beim VfL Eintracht Hagen, 29:24 gegen TV Großwallstadt) und zwei im neuen (31:23 gegen Dessau-Roßlauer HV, 27:25 beim ThSV Eisenach) haben die Lage jedoch deutlich entspannt. Romero drückt es so aus: „Wir sind seit Dezember in einem guten Flow.“ Also treffen zwei Teams aus krass gegensätzlichen Gefühlswelten aufeinander: Hier steht Bietigheim im Aufwärtstrend, dort stehen die bisher erfolglos einen Weg aus dem Keller suchenden Dormagener, deren aktuelle Auswärtsbilanz keinen Anlass zu größerer Hoffnung bietet. Neun Niederlagen und ein Unentschieden (28:28 beim EHV Aue) addieren sich zu 1:19 Punkten. Damit ist der TSV Bayer in dieser Wertung ebenfalls der schlechteste Zweitligist und zugleich der einzige ohne Sieg in des Gegners Halle. Was Peer Pütz weiß: Daran wird sich im Laufe der nächsten Wochen und Monate etwas ändern müssen, denn der Weg ans rettende Ufer wird kaum alleine über die Heimspiele führen. Auch hier sind die Dormagener nach dem 24:34 gegen Hamm auf einem Abstiegsplatz angekommen (Rang 18/8:10 Punkte).
Dormagens Trainer denkt natürlich nicht ans Aufgeben: „Wir wussten, dass unser Startprogramm nicht einfach wird. Wir müssen weiter ruhig bleiben.“ Sein Rezept für mehr Licht am Ende des Tunnels umfasst vor allen Dingen intensive und konzentrierte Arbeit, damit sich entdeckte Fehlerquellen abstellen lassen. Besonders in einem Bereich können sich die Spieler auf der Platte trotzdem nur selbst helfen. „Gegen Hamm haben uns in der Abwehr Intensität und Härte gefehlt“, findet Pütz – woraus sich ableiten lässt, dass er eine klare Steigerung fordert. Möglicherweise hilft ein Rückblick auf den 17. September 2021 und den 21:20-Erfolg in eigener Halle gegen Bietigheim. Damals hatte Dormagen vorne riesige Sorgen im Rückraum und gleichzeitig hinten einen überragenden Keeper Martin Juzbasic sowie eine aufopferungsvoll kämpfende Abwehr. In der Summe reichte das am zweiten Spieltag zu einem wertvollen Sieg und bei damals 2:2 Punkten ahnte keiner, wie sich die Dinge entwickeln sollten.
Die drei Abstiegsplätze sind derzeit durch den EHV Aue (13:27 Punkte), den TuS Ferndorf (10:30) und die Dormagener (9:29) besetzt – denen zum rettenden Rang 17 (TV Emsdetten/15:25) immerhin sechs Zähler fehlen. Alleine die folgenden sechs Aufgaben bis zu einer Zwei-Wochen-Pause im März (Nationalmannschafts-Lehrgang und Länderspiele) stellen dabei höchste Anforderungen, denn über Bietigheim geht es in die Spiele gegen den HSC Coburg (Zwölfter/23. Februar), bei der DJK Rimpar Wölfe (Rang 13/26. Februar), gegen den ThSV Eisenach (Platz 14/1. März), gegen den VfL Gummersbach (Erster/4. März) und beim VfL Eintracht Hagen (Fünfter/9. März). Wie sich angesichts dieses Programms der Knoten lösen und der Anschluss herstellen lässt? „Was uns fehlt, ist ein Erfolgserlebnis“, meint Pütz. Das stimmt sicherlich.